
© Stephan Schütze (Archiv)
„Corona killt die Reisebüros“: Das große Hoffen auf den Sommer
Corona-Krise
Zu ihren Lieblingszielen werden die Dortmunder in den Ferien wohl nicht fliegen können. In den Reisebüros hagelt es Stornierungen und Umbuchungen. Den Sommer schreiben sie trotzdem nicht ab.
Der Reisemarkt liegt brach. „Solange die Grenzen zu sind, bewegt sich nichts“, sagt Kurt Hosbach vom TUI City-Reisebüro an der Kuckelke. Trotzdem muss der Sommerurlaub aber nicht komplett ausfallen.
Die Lieblingsziele der Dortmunder wären in diesem Jahr wohl Griechenland, Spanien und die Türkei gewesen. „Da haben wir sehr viel verkauft“, sagt Kurt Hosbach. Derzeit werden diese Urlaubsreisen auf das nächste Jahr umgebucht.
„Es kommen aber auch Familien, die sagen, sie brauchen auch in diesem Jahr ihren Urlaub. Ich habe gerade mehrere Familien von Spanien auf Sylt oder die deutsche Nord- und Ostseeküste umgebucht“, so Kurt Hosbach. Er geht davon aus, dass das Reisen innerhalb Deutschlands zuerst wieder möglich sein wird.
„Wir müssen abwarten“
Darauf hofft auch Mareen Schink von Lensing Reisen an der Silberstraße. „Bis Mitte Mai ist alles abgesagt. Innerhalb Deutschlands ist aber danach das Reisen vielleicht wieder möglich. Im Moment müssen wir das abwarten. Gruppenreisen nach Italien wären in diesem Frühjahr unser Renner gewesen. Sie waren ausgebucht. Einfach schade, dass die alle nicht stattfinden können“, so Mareen Schink.
Stefan Schütz vom Reisedienst Schütz wartet täglich auf Informationen, die ihm eine Planung ermöglichen. „Wenn mich ein Kunde fragt, ob eine Fahrt zum Gardasee im Juli stattfindet, kann ich nur sagen: nach heutigem Stand wird es nicht gehen“, sagt Stefan Schütz.
Die ersten Reisen könnten nach seiner Einschätzung wieder Tagesfahrten und Kurzreisen in Deutschland sein. „Aber: Da ist dann auch die Frage, unter welchen Auflagen und ob überhaupt Museen geöffnet haben.“
Klare Sicherheitskriterien für den Heimaturlaub
Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), sagte der Nachrichtenagentur dpa, große Fernreisen würden in diesem Jahr eher ausfallen.
„Es steht für viele Heimaturlaub auf dem Programm. Ich gehe davon aus, dass das möglich sein wird, hoffentlich auch schon im Sommer.“ Dazu brauche es aber klare Sicherheitskriterien. Und: Handtuch an Handtuch am Nordseestrand werde es nicht geben.

Michael Draeger führt das Reisebüro Stoffregen an der Kampstraße. „Wir haben null Umsatz. Hier geht nur Geld raus“, sagt er. Selbstverständlich seien die Reisebüros aber für ihre Kunden da. © Reisebüro Stoffregen
Normalerweise würde Michael Draeger vom Reisebüro Stoffregen an der Kampstraße jetzt vor allem Kreuzfahrten verkaufen. „Das wären die Reisen, die die Dortmunder jetzt buchen würden. Und viele unserer Kunden würden jetzt nach Mallorca oder in die Türkei aufbrechen“, sagt er. Corona kille aber gerade nicht nur die Urlaubspläne, sondern auch die Reisebüros.
Stiller Protest auf dem Friedensplatz
„Wir haben null Umsatz, nur Umbuchungen, Stornos und Gutschein-Ausgaben. Hier geht nur Geld raus“, sagt Michael Draeger. Er fühlt sich als Leiter eines Reisebüros doppelt bestraft.
„Wir verdienen im Moment nicht nur nichts, wir zahlen auch die Provisionen für Reisen, die wir im Oktober, November, Dezember verkauft haben, zurück. Die Reiseveranstalter versuchen ihr Geld über Gutscheine zu halten, aber wir Reisebüros sind die einzigen Dienstleister, die alles so abwickeln, damit der Kunde kein Minusgeschäft macht“, sagt Draeger. „Wir selbst verdienen keinen Cent.“
Marcel Böhme ist mit einem mobilen Reisebüro in Dortmund und Umgebung unterwegs. Er steckt im gleichen Dilemma – und verdeutlicht es so: „Ob ich dem Kunden das Geld für seine gebuchte Reise zurückerstatte oder ihm einen Gutschein für das nächste Jahr ausstelle, beide Lösungen sind für mich schlecht: Mit dem Geld muss ich auch meine Provision von 7 bis 11 Prozent zurückzahlen. Bei einem Gutschein behalte ich zwar meine Provision, verdiene aber doch 2021 daran nichts mehr. Es verlagert sich dann nur.“
Ähnlich wie die Gastronomen wollen auch die Reisebüros in Dortmund mit einem stillen Protest auf ihre Situation aufmerksam machen. Eine Demo auf dem Friedensplatz mit leeren Koffern und verwaisten Liegestühlen soll am Mittwoch, 29. April, stattfinden.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
