Es ist eine helle und modern wirkende Wohnung, die Melanie Huck (49) mit ihrem Mann an der Bayrischen Straße in Dortmund-Eving bewohnt. Neue Fenster, frische Rollläden – doch die Freude über das Zuhause hielt nicht lange an. Bereits im ersten Winter nach dem Einzug im September 2023 zeigten sich erste Schimmelflecken, die in diesem Winter noch massiver zurückkehrten. Die Mieterin fühlt sich von der Dortmunder Gesellschaft für Wohnen mbH (Dogewo21), die für die Siedlung in Eving zuständig ist, im Stich gelassen und zweifelt das durchgeführte Gutachten an.
„Im Dezember 2023 fing es an, erst leicht, dann immer mehr“, berichtet die 49-Jährige. Anfangs griff sie selbst zum Pinsel und spezieller Farbe, beseitigte den Schimmel. „Das habe ich der Dogewo auch mitgeteilt“, sagt Huck.
In diesem Winter kehrte das Problem noch schlimmer zurück. „Es kommt nicht von falschem Lüften, es kommt aus den Fußleisten heraus. Ich habe den Keller im Verdacht. Der ist immer nass, da können wir auch nichts lagern“, betont Huck. Wenn es regnet, dann stünde das Wasser im Keller regelmäßig rund drei Zentimeter hoch. „Wir können alles, was wir da mal untergebracht haben, wegschmeißen“, ärgert sich die 49-Jährige.
In Schlaf- und Wohnzimmer sind die neuen Fensterrahmen betroffen – in den Gummidichtungen sitzen dunkle Schimmelspuren. Besonders irritierend: „Die Fenster wurden erst kurz vor unserem Einzug neu eingesetzt.“ Huck vermutet, dass es an der Dreifachverglasung liegt, da ihrem Sohn in seiner Wohnung von eben jenen abgeraten wurde. „Der Fensterbauer hat erzählt, dass dreifach verglaste Fenster anfällig für Schimmel seien. Das hat mich an unsere Fenster erinnert. Die belegen, dass der Fensterbauer recht hat“, sagt die 49-Jährige.

Die Dogewo schickte einen Gutachter, der die Ursache schnell feststellte: falsches Lüftungsverhalten. „Mir wurde gesagt, dass wir viermal täglich stoßlüften sollen – aber wer macht das denn?“, fragt Huck. „Wir heizen die Wohnung konstant auf 18,5 Grad, wenn wir nicht da sind. Und wenn wir da sind, ist es wärmer.“ Dennoch liege laut Dogewo die Schuld bei ihr. Der Schimmelbefall wurde von der Wohnungsbaugesellschaft dennoch beseitigt. „Für künftige Schäden muss ich jedoch selbst aufkommen“, sagt Huck.
Dogewo weist Vorwürfe zurück
Die Mieterin hakte nach, bat um Einsicht in das Gutachten – vergeblich. „Es kam keine Antwort mehr.“ Doch ihre Zweifel gehen weiter: „Ich habe schon öfter gehört, dass dieser Gutachter immer für die Dogewo entscheidet.“ Auch das Verfahren selbst erscheint ihr fragwürdig. „Er hat mit einem offensichtlich defekten Gerät Feuchtigkeitsmessungen durchgeführt und ein Foto gemacht – an einer Stelle, an der gar kein Schimmel war“, behauptet sie.
Die Vermutung der Mieterin, dass der Gutachter zugunsten der Dogewo gehandelt habe, kann der Mieterverein Dortmund nicht bestätigen. Er weist jedoch darauf hin, dass Vermieter im Allgemeinen „schnell die Karte ‚der Mieter hat schlecht gelüftet‘ ziehen, aber in vielen Fällen liegt es gar nicht am Lüftverhalten der Mieter“, sagt Pressesprecher Markus Roeser, der sich aber nicht zu dem Fall von Melanie Huck äußern kann.
Welche Maßnahmen richtig oder falsch sind, hängen immer von der jeweiligen Wohnungen ab. „Das sind alles Einzelfälle“, betont Roeser. Beim Mieterverein ist „Schimmel ist ein Dauerthema, aber ein sehr komplexes“. Auch die Siedlung in Eving sei dem Pressesprecher bereits bekannt: „In der Vergangenheit hatten wir es da häufig mit den nassen Kellern zu tun.“
Keine Statistiken zu jährlichen Schimmel-Gutachten
Doch der nasse Keller habe laut Dogewo-Pressesprecherin Tanja Meier keine Auswirkungen auf die Wohnung von Melanie Huck: „Die Keller befinden sich in einem altersgemäßen Zustand, die dort vorhandene Feuchtigkeit hat keinen Einfluss auf die Erdgeschosswohnung, wie das Gutachten ergeben hat.“
Wie viele Dogewo-Wohnungen (von insgesamt 16.403) in den letzten drei Jahren ein Schimmel-Gutachten angefordert haben und wie oft die Schuld in den Fällen bei den Mietern lag, kann die Pressesprecherin aufgrund fehlender Statistiken nicht sagen.
In der Wohnung von Melanie Huck habe es von dem Vormieter „rund 20 Jahren keine Schimmelmeldung gegeben“, sagt Meier. Zudem habe die Dogewo keine, wie von Melanie Huck beschrieben, schriftliche Mitteilung hinsichtlich eines Schimmelbefalls aus 2023 vorliegen.
Der 49-Jährigen „wurden folgende Maßnahmen zur Vermeidung erneuter Schimmelbildung empfohlen: eine angemessene Raumtemperatur, die dauerhafte Überwachung der Luftfeuchtigkeit mittels Hygrometer sowie regelmäßiges Stoßlüften“, gibt Meier wieder. Zudem soll die Raumtemperatur auf circa 20 Grad Celsius gehalten und die Luftfeuchtigkeit entsprechend reguliert werden.
Aber Huck meldete sich zunächst beim Mieterschutzbund und hofft, dass ein Gegengutachten die „wahren Ursachen“, so die Mieterin, herausfindet. Denn: „So möchte ich hier nicht weiterleben. Ich wohne schon seit 30 Jahren in Eving, aber kämpfe jetzt zum ersten Mal gegen Schimmel. Das ist ekelerregend.“
Vorher hatte Huck auch schon in einer Dogewo-Wohnung gelebt, „aber da hatte ich nie Probleme, das hat alles mit den neuen Fenstern angefangen.“ Wenn die Dogewo eine andere Wohnung für sie freihätte, „würde ich direkt umziehen!“