
© Oliver Schaper
Dieses Lokal ist der Punk unter Dortmunds Biergärten
Biergarten-Check
Mit bürgerlicher Gemütlichkeit hat es dieser Biergarten nicht so: Hier gibt es Metal auf die Ohren und Export aus der Flasche. Gerade deswegen ist er seit Jahrzehnten eine feste Institution.
Es gibt wohl keinen Dortmunder Studenten, der noch nie den Weg in diese Legende des Dortmunder Nachtlebens gefunden hat. Ganze Uni-Generationen haben sich am Kickertisch ausgetobt, die älteren Semester vermissen schmerzlich die Comic-Tapete über den Pissoirs im abgeranzten Herren-Klo, die vor einiger Zeit teilweise entfernt wurde. Immerhin grüßt „Klaubruder Klaus“ noch vom unechten Fahndungsaufruf an der Toilettentür.
Sie merken schon: Das Kraftstoff an der Rheinischen Straße ist seit mehr als 30 Jahren ein ziemlich ungewöhnlicher Laden. Doch bei schönem Wetter sind die Räume der ehemaligen Tankstelle leer. Dann nämlich sitzen und stehen die Gäste im wirklich schönen Biergarten. Und über allem leuchtet das U.
Die Erreichbarkeit:
Ist super. Der Biergarten im Schatten des U-Turms ist nur wenige Minuten zu Fuß entfernt von der Dortmunder City und entsprechend beliebt für ein schnelles Feierabend-Bierchen (wenn man denn lange arbeiten muss, schließlich macht das Kraftstoff außer bei BVB-Spielen erst um 19 Uhr auf).
Wenig überraschend ist deshalb auch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gut: Die U-Bahn-Station Westentor (Stadtbahnlinien U43 und 44) ist nur knapp 200 Meter entfernt, die Buslinien 452 und 453 halten um die Ecke. Und auch wer mit dem Auto kommen will, ist dank des großen kostenlosen Parkplatzes hinter dem FZW (rund 400 Meter entfernt) gut versorgt.
Das Kraftstoff
Kraftstoff, Augustastraße 2, 44137 Dortmund; Öffnungszeiten: Mo-So, 19-2 Uhr, bei BVB-Nachmittagspielen früher. Kontakt: (0231) 58 96 94 99, www.kraftstoff-dortmund.de
Das Angebot im Kraftstoff:
Bei Getränken hat das Kraftstoff viel zu bieten, beim Essen Nullkommanix: In der alten Tankstelle gibt es keine Küche und damit auch keine Speisen. Es existiert aber eine Übereinkunft mit dem Burgerladen Olafs direkt nebenan. Dessen Burger, Salate und Currywürste kann man in den Biergarten mitnehmen.
Biertechnisch ist das Kraftstoff gut aufgestellt: Neben der Hausmarke DAB gibt es auch Hövels, Weizen, Guinness und ein IPA vom Fass, dazu mehrere Flaschenbiere und eine große Auswahl an Whiskey und Cocktails. Ein 0,3-Pils kostet 2,30 Euro, ein großes 0,4 gibt es für 3 Euro. Bei Studenten (und nicht nur ihnen) beliebt ist die Sparvariante: eine 0,5-Flasche Kronen-Export für 2,50 Euro.
Das klassische Biergarten-Menü Currywurst-Pommes-Mayo (von Olafs) samt großem Pils kostet 10,30 Euro.
Die Location:
Es ist lauschig im Kraftstoff-Biergarten: Die langen Bierbänke stehen auf Kies und unter alten Bäumen, dazwischen steht noch eine alte Benzin-Zapfsäule herum. Umgeben wird der Biergarten, der Platz für etwa 120 Leute bietet, von einem Zaun aus dicken Bambusrohren. Das Halbrund des alten Tankstellengebäudes (in ihm steht das Kraftstoff-Heiligtum, der Kickertisch, siehe oben), aus dem auch gerne Metal-Musik schallt, komplettiert das spezielle Ensemble.
Bajuwarische Gemütlichkeit ist hier ganz weit weg. Im Vergleich mit anderen Dortmunder Biergärten ist das Kraftstoff eher wie ein Punk, der sich auf eine Wanderung des Sauerländischen Gebirgsvereins verirrt hat.
Der Service:
Wie der Laden, so auch die Kellner: Im Kraftstoff wird ein sympathisch-schnoddriger Ton gepflegt, dort heißt es „Watt willste?“ anstatt „Was darf ich Ihnen bringen?“. Fast scheint es, als wären bei den Kellnern Tattoos ein Einstellungskriterium. Wenn es bei schönem Wetter mal wieder voll ist, wartet man länger auf sein Bier, auch am Tresen drinnen bilden sich dann Schlangen.
Das sagt das Netz:
Bei Google wird das Kraftstoff mit 4,2 von 5 Sternen bewertet. Einige Kommentare:
- „Alternativ, bodenständig und junggeblieben. Einfach ein guter Ort, um Bier zu trinken.“
- „Schöne Kneipe. Nette Menschen. Es dauert immer lange, bis man seine Bestellung bekommt.“
- „Wer drauf steht, für mich zu sehr runtergekommen der Laden, man könnte soviel daraus machen, leider so nicht mein Geschmack.“
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
