Olaf Schlösser ist Fraktionsvorsitzender von der Partei "Die Partei" im Dortmunder Stadtrat. Er organisiert den Gegenprotest gegen Impfgegner. © Björn Althoff

Gegenprotest

„Die wollen nur ohne Maske ungeimpft rumlaufen können“

Montags demonstrieren Hunderte Coronaschutz-Gegner in Dortmund. Zum Gegenprotest kommen oft nur 50 Leute – trotzdem macht der Organisator unbeirrt weiter. Was ihn motiviert. Und wen er kritisiert.

Dortmund

, 13.02.2022 / Lesedauer: 3 min

Der Dortmunder Olaf Schlösser ist Mitglied der Partei „Die Partei“ und Fraktionsvorsitzender im Rat Dortmund. Der 51-jährige Politiker engagiert sich gegen Rechtsextremismus. Und auch gegen die sogenannten „Lichterspaziergänge“ von Impfgegnern und Gegnern der Coronaschutzmaßnahmen, die seit mehreren Wochen wieder regelmäßig in Dortmund stattfinden.

Die aktuelle Serie von Gegendemos habe am 3. Januar begonnen, so Schlösser. Er ist auch Anmelder. Seit Beginn der ersten Demos im Frühjahr 2020 demonstriert „Die Partei“ schon gegen die Protestbewegung. Aktuell nehmen etwa 30 bis 50 Personen teil.

„Ihr lauft mit Rechten!“

„Die Demos bieten eine Bühne für Leute, die nicht das Wohl im Blick haben, auf Ungerechtigkeit aufmerksam wollen oder Solidarität zeigen wollen, sondern sie für ihre eigene Ideologie nutzen“, erklärt Olaf Schlösser. Er bezieht sich damit auf Rechtsextremisten und Verschwörungsmythiker, die die Corona-Demos für sich nutzen wollen.

Der Protest gegen Impfgegner wird in Dortmund von der Partei "Die Partei" organisiert. © Robin Albers (Archiv)

Sein Eindruck von den Demos: „Wenn man sich umguckt, erkennt man auch schnell, dass es denen gar nicht um die Themen geht, die wichtig sind, wie zum Beispiel Überlastung in der Pflege oder die Situation der Kinder – die wollen nur ohne Maske ungeimpft rumlaufen können.“

Schlösser und seine Partei wollen vor allem auch den „Leuten aus der bürgerlichen Mitte“ zeigen: „Ihr lauft mit Rechten!“.

Er glaubt, dass viele Teilnehmende der „politisch labil“ seien, wie er es beschreibt. Menschen, die wegen nicht nachvollziehbarer und fragwürdiger politischer Entscheidungen verunsichert seien. Das sei gefährlich, weil diese Menschen anfällig für die Ideologien seien, die auf den Corona-Demos verbreitet würden. Schlösser ist damit nicht allein: Auch der Verfassungsschutz von NRW befürchtet eine mögliche Radikalisierung.

„Kritik üben ohne Verschwörungen“

Olaf Schlösser kündigt an, dass er, „so lange, wie spaziert wird“, auch Gegendemos anmelden wird. Seine Partei und er würden sich aber mehr Engagement aus der Dortmunder Stadtgesellschaft wünschen.

Die anderen Parteien würden sich zu wenig positionieren – nur die Grüne und Linke ließen sich gelegentlich mal blicken. Auch von den Bündnissen und Vereinigungen gegen Rechtsextremismus wünscht er sich mehr Engagement.

„Die Partei“ organisiert den Protest auch als „offene Veranstaltungen“. Neben der Positionierung gegen die Demos gehe es auch immer um die Themen, die wichtig sind – politische Maßnahmen und Entscheidungen und ein durch die Pandemie entstandenes soziales Ungleichgewicht. „Man kann auch Kritik üben ohne Verschwörungen“, sagt Olaf Schlösser.

„Ideologischer Kitt“ bei Corona-Demos

Die Dortmunder „Autonome Antifa“, eine Gruppierung aus der linken Szene, stellt sich ebenfalls gegen die Corona-Demos, auch seit Beginn der ersten Versammlungen, aktuell sind sie auch Teil des Gegenprotestes von „Die Partei“.

Sonst engagiert sich die Gruppe gegen Rechtsextremismus in Dortmund, zuletzt unter anderem gegen den Thor-Steinar-Laden in der Innenstadt. Sprecherin Kim Schmidt sagt, dass von Anfang an auch Neonazis bei den Corona-Demos mitgelaufen seien, die „mehr oder weniger toleriert werden“. Das sei vielen Teilnehmenden wohl bewusst, einige hätten sich deshalb auch schon von der Protestbewegung distanziert.

Der Gegenprotest am 31. Januar an den Katharinentreppen am Dortmunder Hauptbahnhof. © Robin Albers (Archiv)

Der Antifa fehlt es aber auch an inhaltlicher Abgrenzung. Einige der Teilnehmenden würden jedoch zu den Inhalten stehen, so Schmidt. Sie glaubt: Es gebe einen „ideologischen Kitt“ zwischen Teilnehmenden und Rechten.

Die Antifa wolle aus diesem Grund ein Verständnis davon schaffen, wer bei den Corona-Demos mitläuft. Schmidt meint: „Das sind keine normalen Leute, das ist ein Problem. Wir müssen uns als Zivilgesellschaft dagegen stellen.“

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