Der auf der Krim geborene Geiger Alexander Ostrovski ist Leiter der Phoenix Musikakademie in Dortmund. © Martin Schreckenschläger

Phoenix Musikakademie

Die Schrecken des Krieges aufzeigen – mit den Mitteln der Musik

Es war nicht nur ein Konzert in der Marie-Reinders-Realschule – es war auch ein Zeichen junger ukrainischer Musiker. Einige hatten die Stadt Dortmund erst vor wenigen Tagen erreicht.

Hörde

, 24.04.2022 / Lesedauer: 3 min

Mit einem Eröffnungskonzert starteten in diesen Tagen die Meisterkurse der Phoenix Musikakademie in der Marie-Reinders-Realschule in Hörde. Junge Streicher und Pianisten perfektionieren ihr Können unter Anleitung der Professoren Elena Margolina-Hait (Klavier) und Alexander Gebert (Cello) von der Musikhochschule Detmold sowie Alexander Ostrovski (Violine), dem Leiter der Akademie.

Vor gut besuchtem Auditorium in der Aula spielten die Dozenten in unterschiedlichen Konstellationen Kammermusik, unter anderem auch von ukrainischen Komponisten. Denn die Akademie, wir berichteten, erlebt einen Zustrom geflüchteter Musikschüler und -studenten aus dem Kriegsgebiet. „Über vierzig junge Musiker“, so Alexander Ostrovski, „wurden inzwischen aufgenommen.“

Zum Dank an die Unterstützer, die Anreise und Unterricht ermöglichen, Quartiere stellen, bei Behördengängen helfen und Sprachkurse vermitteln, spielte auch ein Ensemble junger ukrainischer Streicher. Einige von ihnen erreichten erst vor zehn Tagen Dortmund. Ostrovski, selbst auf der Krim geboren, schilderte seine Motivation, zu helfen. Seine Studienzeit verbrachte er am Moskauer Konservatorium zusammen mit russischen und ukrainischen Kommilitonen.

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„Kinder meiner Kameraden aus Russland schießen heute auf Kinder meiner Kameraden aus der Ukraine“, stellte er erschüttert fest. „Krankhaftes Machtbedürfnis um jeden Preis“ machte er als Ursache für den Tod Zigtausender Menschen aus.

Mit den Mitteln der Musik die Schrecken des Krieges aufzeigen

Spezialschulen in der Ukraine, führte er aus, bereiteten junge Talente von Anfang an auf eine Berufslaufbahn als Musiker vor. „Nur einen Anruf habe ich bei einem Schulleiter dort getätigt und Hilfe vorgeschlagen. Von da an stand das Telefon über Tage nicht mehr still.“ Eltern ukrainischer Schüler, weitere Institute, meldeten sich bei ihm, baten um Fortführung der Ausbildung in seiner Einrichtung mit ähnlicher Zielsetzung.

Junge Streicher aus der Ukraine bedankten sich bei ihren Unterstützern mit einem eigens einstudierten Konzertbeitrag. Begleitet wurden sie von Anna Vizavitina am Flügel. Alexander Ostrovski leitete das Ensemble beim Eröffnungskonzert der Meisterkurse der Phoenix Musikakademie. © Martin Schreckenschläger

Das Streichensemble der jungen Geflüchteten wurde unterstützt am Klavier von Anna Vizavitina, die ebenfalls vor wenigen Tagen aus der Ukraine kam und nun das Dozententeam der Musikakademie ergänzt. Solistinnen bei Vivaldis Doppelkonzert in a-Moll waren die Zwillingsschwestern Sophie und Veronika, beide 17 Jahre alt. Obwohl die Kinder aus verschiedenen Städten des Kriegsgebietes erstmals hier zusammentrafen, brachten sie es unter Ostrovskis Leitung zu beachtlicher Leistung.

Der Opfer des Angriffskrieges auf die Ukraine gedachten die Dozenten der Meisterkurse der Phoenix Musikakademie mit einem beeindruckenden Werk Schostakowitschs. Im Bild (v.l.): Alexander Ostrovski, Elena Margolina-Hait und Alexander Gebert in der Aula der Marie-Reinders-Realschule. © Martin Schreckenschläger

Mit einer Schweigeminute und anschließend einem gemeinsamen Beitrag des Dozenten-Trios gedachten alle der Opfer des russischen Angriffskrieges. Dmitri Schostakowitschs Trio Nr. 2 aus dem Jahr 1944 zeigte mit den Mitteln der Musik die Schrecken des Krieges auf, gipfelnd im an Eindringlichkeit kaum zu überbietenden jüdischen Thema, Hilfeschrei gepeinigter Kreaturen und Mahnmal des Holocausts.

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