„Dass Tiger und Löwen gefährlich sind, weiß, denke ich jeder“, sagt Marcel Stawinoga (36). Einige Tiere werden aber generell unterschätzt, erklärt der Zoolotse, der unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit im Zoo verantwortlich ist, auf unsere Frage, welche Tiere im Dortmunder Zoo wohl die gefährlichsten sind.
„Erdmännchen sind auch Raubtiere und können durchaus gefährlich sein“, sagt er. In diesem Fall allerdings nicht für Menschen. „Da muss man ich schon sehr blöd anstellen", sagt der 36-jährige und lacht. Die folgenden drei Tiere aus dem Dortmunder Zoo können Menschen aber durchaus verletzen oder sogar töten - und das, obwohl sie häufig unterschätzt werden.
Das giftige Äffchen
Diesen Kandidaten aus dem Dortmunder Zoo könnte man aufgrund seiner geringen Körpergröße leicht unterschätzen. Auch die großen Kulleraugen lassen das Tier eher niedlich als gefährlich erscheinen. Das Zwergplumpori kann dabei aber auch viel mehr als nur süß gucken. „Das sind die einzigen giftigen Affen die bekannt sind“, sagt Stawinoga.
Durch Drüsen in den Armspeichen produzieren sie ein Sekret, das giftig wird, sobald es in Kontakt mit Speichel gelangt.
Fühlt sich ein Plumplori bedroht, hebt es seine Arme, leckt an dem Gift und beißt schließlich sein Opfer. Auch für Menschen ist das Gift schädlich, denn es kann eine allergische Reaktion auslösen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem anaphylaktischen Schock. „So soll auch schon mal ein Mensch gestorben sein“, erklärt Stawinoga, der selbst viel mit den Tieren arbeitet und Vorsitzender des Vereins „Plumploris e.V.“ ist.

„Dass die Tiere giftig sind, weiß man noch nicht lange. Vielleicht etwa 10 Jahre.“ Auch wie und woraus genau die Tiere das Gift produzieren, ist noch unklar, Theorien gibt es aber. „Im Zoo sind die Tiere kaum giftig. Wenn Pfleger gebissen werden, führt das selten zu Reaktionen“, sagt Stawinoga weiter. „Deshalb geht man davon aus, dass es daher kommt, was die Affen essen. Vielleicht kommt es durch giftige Baumsäfte.“
Bissige Otter
Ein weiteres Tier, das auf den ersten Blick niedlich ist, aber auch ganz anders kann, ist der Zwergotter. „Die sind ja unglaublich beliebt und süß“, so Stawinoga. Er erklärt aber auch, dass man geübt sein muss, um mit den Tieren umzugehen. „Also ich würde in das Gehege keinen Praktikanten mit rein nehmen.“

In der freien Wildbahn schaffen es die Tiere in der Gruppe sogar, Krokodile zu verjagen. „Ohne Probleme könnten sie auch Menschen in die Flucht schlagen.“ In der Gruppe gehen sie auf ihr Ziel los und beißen es. „Sowas haben wir hier aber zum Glück noch nicht gehabt.“
An die Pfleger und Pflegerinnen seien die Tiere gewöhnt. „Wir sind ja Teil deren Systems. Das passiert eher, wenn jemand Fremdes kommt. Wir würden ja auch einen Fremden verjagen, wenn der plötzlich bei uns im Wohnzimmer steht“, sagt Stawinoga, der seit 2005 im Dortmunder Zoo arbeitet.
„Die können einen Menschen töten“
Die vier gefährlichsten Tierarten im Dortmunder Zoo sind laut Stawinoga Löwen, Leoparden, Pumas und überraschenderweise auch ein Tier, mit dem man nicht unbedingt rechnen würde.
,,Viele unterschätzen Menschenaffen. Die denken zum Beispiel bei den Orang-Utans kann man reingehen und mit denen spielen.“ Das sei aber definitiv nicht der Fall, erklärt der Tierpfleger. „Wir gehen bei den Orang-Utans nicht ins Gehege.“ Früher sei das anders gewesen. „Es gibt Archiv-Aufnahmen von Menschen im Gehege der Orang-Utans“, sagt er.

Die Tiere sind sieben bis neunmal so stark wie wir. „Die könnten ohne Probleme einen Menschen töten. Man hätte keine Chance“, so Stawinoga.
„Kollege, das ist mein Revier"
Er betont, dass natürlich keines der Tiere aggressiv sei, man könne aber nie wissen, wann sich die Tiere bedroht fühlen, wenn man in ihr Gehege geht. ,,Die denken sich dann: Kollege, das ist mein Revier“, scherzt der Pfleger.
„Die Tiere sind nicht von Grund auf aggressiv. Es gibt viele Gründe, warum Tiere gefährlich werden können. Zum Beispiel, um sich zu verteidigen oder für Revierkämpfe. Und Raubtiere erlegen Tiere, um satt zu werden.“
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