Ohne die Disko „Rush Hour“ wäre Felix Guth heute nicht der, der er ist, sagt er. Hier lernte er eine besondere Frau kennen. © Barz/Schütze
Wo sich Dortmunder verlieben
Die große Liebe fand ich in der Großraumdisko: Felix Guth über den „Asi-Park“
Ein harmloser Besuch in der Großraumdisko stellte vor über 20 Jahren das Leben von Felix Guth auf den Kopf. Hier lernte er eine junge Frau kennen, die sich als Liebe seines Lebens rausstellte.
Ohne den „Asi-Park“ wäre ich nicht der, der ich heute bin. Die ehemalige Eissporthalle mit langer Diskotheken-Geschichte – vom „Central Park“ bis zur „Rush Hour“ – hat mein Leben verändert, damals am 15. Januar 2000.
Ich schleppe mich nach einem langen Tag als freier Zeitungsschreiber bei der Dortmunder Hallenfußball-Stadtmeisterschaft für die Aussicht auf ein bisschen Metal, Nu-Rock, Grunge und günstiges Bier ins „Big Island“, wie die Disko damals heißt. Und finde die Liebe meines Lebens.
Wir hatten uns einige Wochen vorher schon einmal kurz dort gesehen, an diesem Januar-Abend jetzt also wieder. In meiner Erinnerung hat sich damals die Tanzfläche wie das ägyptische Meer aufgeteilt, als stünde funky Moses persönlich am DJ-Pult. Ich habe unter Hunderten nur noch dieses Mädchen gesehen, das heute meine Frau, meine Familie, ist.
„Hier haben sich Mama und Papa kennengelernt“
Blickkontakt, Gespräche gegen die Lärmwand von Limp Bizkits „Nookie“, dann in einer ruhigeren Ecke besser kennengelernt. Telefonnummern müssen wir damals noch im Kopf behalten. Die gesamte Taxifahrt nach Hause sage ich innerlich die sechs Zahlen der Huckarder Nummer auf, um sie dann zu Hause schnell auf einen Zettel zu schreiben.
Der Rest ist Liebe. „Hier haben sich Mama und Papa kennengelernt“, lautet heute die Legende bei der Fahrt über die Straße „Im Spähenfelde“ Richtung Borsigplatz – und Sohnemann macht große Augen.
Seine Schicksalsorte im Leben kann man sich nicht aussuchen. Meiner ist dieser Hallen-Bau mit dem Dach in Wellenform, der schon so viele Namen hatte. „Central Parc“ (ab 1986) „Musik-Zirkus (ab 1989)“, „Ruhr-Rock-Hallen“ (1993-1999), „Big Island“ (1999-2003) und „Rush Hour“ (seit 2004) – an der Straße „Im Spähenfelde“ steht einer der stabilsten Dortmunder Party-Tempel.
Ohne mich wäre auch die Rush Hour nicht, was es ist
Hier blüht die Großraumdiskokultur ab den späten 80er-Jahren. Der wenig schmeichelhafte Beiname „Asi-Park“ stammt aus den Anfangsjahren, er entsteht vermutlich, weil hier zeitweise ein eher einfach gestricktes und trinkfestes Publikum verkehrt. Er trägt sich von Feier-Generation zu Feier-Generation fort, ohne dass er die Realität widerspiegelt.
Bis zum ersten Lockdown organisierten die Betreiber der „Rush Hour“ Partys mit Schwerpunkt auf einem russischstämmigen Publikum aus ganz NRW. Die Betreiber holten aber auch schon Stars wie Shaggy, Busta Rhymes oder Sean Paul nach Dortmund. Bis zu 4000 Gäste feiern hier mit Mottos wie „Back To The Heels“ oder „Feel the rush“.
Für die „Rush Hour“ wiederum gilt, ein wenig überspitzt formuliert: Ohne mich wären die nicht, was sie sind. Meine Frau und ich waren 2004 Teil eines Teams aus Studenten und Einrichtungsprofis, das vor der Eröffnung an der Einrichtung mitgebaut hat.
Wir haben hier gestrichen, gesägt und gebastelt. Handwerklicher war ich bis heute nie unterwegs. Bei der Eröffnung feierten wir dann noch einmal am Ort des Kennenlernens, den wir selbst bis zur Unkenntlichkeit verändert haben und der doch immer besonders bleiben wird.
Die letzten Lebenszeichen der Großraumdiskothek stammen vom Wochenende im März 2020, bevor Corona das Nachtleben lahm legte.
Hinweis der Redaktion: Dieser Text erschien bereits im Mai 2018 und wurde an die aktuelle Situation angepasst.
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