„Die Fußball-EM ist für Dortmund mega“ Hoffnung besteht auf viele Gäste - und wirtschaftliche Effekte

„Die Fußball-EM ist für Dortmund mega“: Hoffen auf wirtschaftliche Effekte
Lesezeit

Der Bläserbrunnen schäumte - mit Zusätzen wahlweise von Bierschaum oder Seife - über vor Begeisterung. Und das nicht nur einmal. Die Fußball-WM 2006 war eine vier Wochen lange Party mit internationalen Gästen. Auf ein ähnliches Szenario hofft man bei der Fußball-Europameisterschaft im nächsten Jahr.

Die UEFA EURO2024, wie die EM offiziell betitelt ist, findet vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland statt. Dortmund ist eine von zehn Gastgeberstädten. Und eine der Wichtigsten. Denn hier finden gleich sechs EM-Spiele, darunter eines der beiden Halbfinals statt - wie schon bei der WM 2006.

Und wie damals hoffen viele Dortmunderinnen und Dortmunder 2024 auf einen ähnlich positiven Effekt wie damals. Das „Sommermärchen“ stärkte nicht nur Dortmunds Ruf als Fußball-Hauptstadt, sondern hatte auch unmittelbare wirtschaftliche Effekte. Denn die internationalen Gäste ließen jede Menge Geld in der Stadt.

Studien belegen Effekte

Zu den positiven wirtschaftlichen Effekten von Europa- und Weltmeisterschaften gibt es zahlreiche Studien. Nach einer Untersuchung geben etwa Tagesgäste, die zu einem Sportereignis anreisen, in der Gastgeberstadt im Schnitt 38,30 Euro aus, Übernachtungs-Touristen 210,50 pro Tag.

Und die Aufenthaltsdauer vor allem ausländischer Fußball-Gäste ist deutlich länger als im Städtetourismus üblich, lag etwa bei der WM 2006 bei mehr als einer Woche.

Mit den Dortmunder EM-Botschaftern Anike Krahn (2.v.l.) und Roman Weidenfeller (Mitte) stimmten IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber (l.), IHK-Geschäftsführerin Simone Bergmann und der städtische EURO-Beauftragte Martin Sauer auf die EURO24 ein.
Mit den Dortmunder EM-Botschaftern Anike Krahn (2.v.l.) und Roman Weidenfeller (Mitte) stimmten IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber (l.), IHK-Geschäftsführerin Simone Bergmann und der städtische EURO-Beauftragte Martin Sauer auf die EURO24 ein. © Stephan Schütze

Präsentiert wurden solche Zahlen bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer (IHK), mit der man - unterstützt von den Dortmunder EURO-Botschaftern Roman Weidenfeller und Anike Krahn als bekannte Fußball-Stars - Gastronomen und Einzelhändler auf die EURO24 einstimmte.

„Die Resonanz war groß“, freut sich der Organisator Dr. Martin Eisenmann von der IHK. Eine wichtige Erkenntnis dabei war, dass neben der Gastronomie auch der Einzelhandel stark von den Gästen profitiert.

Hotelkapazitäten ausgebucht

Besonders im Fokus steht natürlich das Hotelgewerbe. „Die Hotelkapazitäten werden komplett ausgebucht sein. Das steht schon fest“, berichtet Martin Sauer, der als EURO-Beauftragter der Stadt Dortmund zu den Referenten bei der IHK-Veranstaltung gehörte. Und man hofft auf einen ähnlich nachhaltigen Effekt wie nach 2006. „Damals blieben die Übernachtungszahlen in Dortmund auch in den folgenden zwei Jahren auf hohem Niveau“, bilanziert Sauer.

Erst einmal aber gilt es, des Ansturms für die EURO2024 Herr zu werden. Denn wenn die Hotelkapazitäten nicht ausreichen, müssen zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden. Die Organisatoren im städtischen EURO-Büro denken etwa an Camping- und Wohnmobil-Plätze.

Reges Interesse an Reisen

Absehbar ist, dass der Andrang groß werden wird. Nach wenig zuschauerträchtigen Weltmeisterschaften in Russland und Katar und einer auf mehrere Länder verteilten Europameisterschaft 2020 scheint der Hunger auf gemeinsame Fußball-Erlebnisse groß zu sein. Man solle sich auf sehr große Menschenmengen einstellen, laute die Botschaft der Uefa an die Gastgeberstädte, berichtet Sauer. „Es scheint bei den Fußball-Fans ein reges Interesse an Reisen zu bestehen.“

So sah es bei der WM 2006 auf dem Friedensplatz aus.
So sah es bei der WM 2006 auf dem Friedensplatz aus. © Vahlensieck (Archiv)

Und das beschränkt sich nicht nur auf Fans, die Karten für eines der Spiele ergattert haben. „Die Uefa rechnet mit einem sehr hohen Zuschaueraufkommen - pro Spiel mit 100.000 bis 200.000 Gästen“, berichtet Sauer. Viele Fans wollen einfach nur die Atmosphäre genießen und gemeinsam feiern. Eine besondere Rolle spielt deshalb das Public-Viewing-Angebot.

Public Viewing im Westfalenpark

Das wird anders, nämlich dezentraler ausfallen, als 2006. Damals war der Friedensplatz mit einer Riesenleinwand Treffpunkt für Tausende Fans.

Zur EURO2024 wird er zum offiziellen „Fan-Village“. Unter aufgespannten Segeltüchern als Sonnen- oder Regenschutz werden Sitzbänke und Tische aufgebaut. Von denen aus kann man die Spiele auf einem großen Videowürfel in der Mitte des Platzes verfolgen - „wie in einer großen Sportsbar“, erklärt Martin Sauer. Neben Getränke- und Essensständen werden sich auf dem Platz auch die offiziellen EURO-Sponsoren der Uefa präsentieren.

Zur großen Public Viewing-Arena wird die Festwiese im Westfalenpark, wo Platz für rund 25.000 Fans ist. Und die Organisatoren überlegen bei besonders großem Andrang sogar, die Kapazität zu erweitern und bei Bedarf weitere Bildschirme auf anderen Wiesen im Park aufzubauen. Der Eintritt in den Westfalenpark ist in der EM-Zeit nachmittags frei.

Blick auf Auslosung

Programm wird es aber nicht nur zu den sechs EM-Spielen direkt in Dortmund geben. Auch zwischen den Partien ist mit großem Fan-Andrang zu rechnen. Viele internationale Gäste werden wohl wieder für längere Zeit in Dortmund bleiben, schätzt Sauer. Dazu tragen die zentrale Lage und der Umstand bei, dass es in NRW neben Dortmund mit Gelsenkirchen, Düsseldorf und Köln gleich drei weitere Austragungsorte für EURO-Spiele gibt, die in kurzer Zeit zu erreichen sind.

Mit großer Spannung blicken alle, die an der EM-Vorbereitung beteiligt sind, deshalb auf diesen Samstag (2.12.), wenn in Hamburg die Gruppen und damit die Spielpaarungen für die EM ausgelost werden. Dann steht fest, aus welchen Ländern die meisten Fans anreisen. „Wir werden dann direkt mit den Fan-Verbänden sprechen“, kündigt Martin Sauer an.

Schon bei der WM 2006 war der Alte Markt ein Fan-Treffpunkt.
Schon bei der WM 2006 war der Alte Markt ein Fan-Treffpunkt. © Schaper (Archiv)

Aus welchen Ländern auch immer die Fans kommen, ein Anlaufpunkt wird traditionell wieder der Alte Markt sein. „Bei Fans aus dem Ausland ist der Bläserbrunnen sehr bekannt und ein zentraler Treffpunkt“, weiß Holger Schmidt, Betreiber des Café Maximilian am Alten Markt.

Neben dem Friedensplatz dürfte der Alte Markt also wieder zum größten Biergarten der Stadt werden. Über ein zusätzliches Programm sei man in Gesprächen mit der Stadt, berichtet der Gastronom. Klar ist auf jeden Fall: „Wir sind bereit am Alten Markt. Und wir können Fußball“, sagt Holger Schmidt.

Sascha Nies plant Gastronomie-Angebote auf der Kokerei Hansa.
Sascha Nies plant Gastronomie-Angebote auf der Kokerei Hansa. © Oliver Volmerich

Das Interesse geht aber auch über die Innenstadt hinaus. Sascha Nies als Gastronom auf dem Gelände der Kokerei Hansa in Huckarde überlegt etwa, ein Public-Viewing-Angebot zu schaffen, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen es zulassen. Er ist nach dem Besuch der IHK-Veranstaltung überzeugt: „Die Fußball-EM wird für die ganze Stadt eine Bereicherung. Das ist für Dortmund mega.“

Über die Ergebnisse der EM-Auslosung und die Bedeutung für Dortmund berichten wir am Samstag (2.12.) in einer Videoshow ab 19 Uhr unter www.rn.de/dortmund.

Lange Staus zum Fußball-Länderspiel: Droht auch zur EURO 2024 in Dortmund ein Verkehrschaos?

Dortmund bereitet sich auf die EURO2024 vor: Wo gibt es Public-Viewing zur EM, Herr Sauer?

Zuschlag für EM 2024 weckt in Dortmund Erinnerungen an Sommermärchen 2006