Zum BVB-Meisterschafts-Finale Ende Mai hat sich die Stadt Dortmund mit Programm für die teilweise von weit her angereisten Fußballfans mangels Public-Viewing-Möglichkeit noch zurückgehalten. Bei der EURO2024, der Fußball-Europameisterschaft, im kommenden Jahr soll das wieder ganz anders sein. Dann will sich Dortmund wieder als perfekter Gastgeber und „Fußball-Hauptstadt“ präsentieren.
Die Vorbereitungen auf das sportliche Großereignis laufen auf Hochtouren. Rund 340 Tage sind es noch bis zum Beginn der EURO, also nicht einmal ein Jahr. In fast genau einem Jahr, am 10. Juli 2024, findet mit dem zweiten Halbfinale bereits das letzte von sechs EM-Spielen im Dortmunder Stadion statt. Es ist dann, wie schon bei der WM 2006, der Höhepunkt der vier mit großer Sicherheit ereignisreichen Wochen in der Stadt.
Auch wenn noch nicht feststeht, welche Mannschaften in Dortmund spielen, ist eines sicher: Es wird zu allen Spielen ein Public-Viewing in der Stadt geben. Zentraler Ort für das große „Rudelgucken“ ist die Festwiese im Westfalenpark. „Dort ist Platz für rund 15.000 Zuschauer, bei besonderen Spielen sogar bis zu 25.000“, erklärt Martin Sauer. Der 40-Jährige, der als Steuermann mit dem Deutschland-Achter 2012 Olympiasieger im Rudern geworden ist und zahlreiche WM- und EM-Titel gesammelt hat, ist seit Januar 2022 Beauftragter der Stadt Dortmund für die EURO2024.

Der Westfalenpark ist zentraler Ort für das „Fanfest“ zur EURO – was nicht heißt, dass es in der City kein Programm geben soll. Hier wird auf dem Friedensplatz die sogenannte „Fan-Zone“ eingerichtet, die es nach den Vorgaben der Uefa in allen Gastgeberstädten geben soll. Auch hier sind alle Spiele zu sehen, allerdings nicht auf einer riesigen Leinwand, sondern auf mehreren Bildschirmen. „Wie in einer Sportsbar“, erklärt Christian Scherney, der ebenfalls zum Team des städtischen EURO24-Büros gehört.

Aber auch über den Friedensplatz hinaus soll die EURO24 in der City spürbar und erlebbar sein. Für die Kampstraße etwa ist ein Bolzplatz geplant. Auch der Paradiesgarten vor der Reinoldikirche soll eine Rolle spielen, deutet Martin Sauer an. Dazu kommen verschiedene Sponsoren-Aktionen und ein Kulturprogramm, unter anderem in Kooperation mit dem Fußballmuseum und dem Theater. „Stadion der Träume“ ist der Titel, verrät Scherney.
Im städtischen Organisationsteam denkt man auch über einen besonderen Willkommensgruß für die Fans aus ganz Europa nach. Vorbild ist der rote Teppich, den man 2006 für die WM-Gäste vom Hauptbahnhof bis zum Stadion quer durch die Innenstadt ausgerollt hatte. Einen roten Teppich wird es dieses Mal nicht geben, aber eine Art Variante, kündigt Martin Sauer an.

Klar ist, dass die Hohe Straße – wie schon bei der WM 2006 – eine große Rolle spielen wird, und zwar als Weg zum Stadion hin und vom Stadion zurück. Möglicherweise wird sie als Fan-Meile auch wieder zeitweise gesperrt. Dass das Stadion nah an der Innenstadt ist, ist ein großes Plus für Dortmund, stellt Martin Sauer fest. „Das sorgt für eine besondere Atmosphäre.“
Mehr Bahnen bis zur EURO
Zudem kann die Tatsache, dass man den Weg zwischen City und Stadion zu Fuß zurücklegen kann, auch den öffentlichen Nahverkehr entlasten, der zur EURO unter Nachhaltigkeitsaspekten eine große Rolle spielt. Das Verkehrsunternehmen DSW21 hofft bis Juni 2024 möglichst viele zusätzliche neue Bahnen im Einsatz zu haben, um den Andrang an Spieltagen bewältigen zu können.
Eine große Rolle bei der Präsentation Dortmunds spielen die Volunteers, also freiwillige Helfer, die Ansprechpartner für die Fans aus ganz Europa sein sollen. 300 Volunteers sollen in der Stadt während der vier EURO-Wochen im Einsatz sein, erklärt Martin Sauer. Dazu kommen an den sechs Spieltagen 1150 Volunteers im Stadion.
Ihr Einsatz ist nicht zu verwechseln mit dem Ordnerdienst, der vor allem unter Sicherheitsaspekten steht, betont Sauer. Die Volunteers sollen mehr Freund und Helfer für die Fans sein oder vor dem Anpfiff das große UEFA-Logo auf dem Rasen schwenken.
In der Stadt sollen sie möglichst an vielen Stellen sichtbar sein, schwerpunktmäßig in der Fan-Zone. „Sie sind dann die Gesichter der Stadt“, sagt Martin Sauer. Mitte Juni hat die Bewerbungsphase für die EURO-Spielorte in Deutschland begonnen. Die bisherige Resonanz sei sehr gut, berichtet Sauer. Schon jetzt gebe es etwa zwei Bewerbungen pro zu vergebenen Posten.
„Wir suchen aber weiter“, sagt der EURO-Beauftragte. Man wollen mindestens drei Kandidaten pro Posten haben, um für alle Fälle vorbereitet zu sein. Es müsse auch kein Helfer für die kompletten vier Turnier-Wochen zur Verfügung stehen. Es seien flexible Einsätze möglich, betont Sauer.
Bewerbung für Volunteers läuft
Die Organisation des Volunteer-Dienstes ist nur eine von vielen Aufgaben bei der Vorbereitung der EURO2024. Unter anderem geht es auch darum, Plätze für Camping und Wohnmobil-Reisende zu finden. „Die Hotels in der Stadt werden während des Turniers sicherlich alle ausgebucht sein“, ist Sauer überzeugt. Auch am Rahmenprogramm wird weiter gefeilt. „Da warten wir teilweise noch auf Information der UEFA und des DFB“, erklärt er.
Vor allem fiebern die Organisatoren dem 2. Dezember entgegen. An diesem Tag werden in der Hamburger Elbphilharmonie die Gruppen für die EURO24 ausgelost. Dann steht fest, welche Mannschaften in welcher Stadt zu ihren Spielen antreten. „Wir werden dann direkt Kontakt mit den jeweiligen Fan-Verbänden aufnehmen“, kündigt Martin Sauer an. Am Ende könnte es für jede Gast-Nation ein maßgeschneidertes Programm geben – wie man es von einem perfekten Gastgeber und einer „Fußball-Hauptstadt“ erwartet.
- Die EURO2024 findet als Fußball-Europameisterschaft vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland statt.
- Dortmund ist mit dem BVB-Stadion, wie der Signal-Iduna-Park dann offiziell heißt, eine von zehn Gastgeber-Städten.
- In Dortmund finden vier Gruppenspiele (am 15., 18., 22. und 25.6.), ein Achtelfinale am 29.6. und ein Halbfinale am 10.7. statt.
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