Cornelia Lange hat sich als "Aktenordnerin" selbstständig gemacht. Sie schafft Ordnung, wenn die Dokumente auf dem Schreibtisch überquellen.

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Die „Aktenordnerin“ ist die Rettung vor dem Versinken in Papierbergen

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„Die Marie Kondo des Papierkrams“ will sie nicht genannt werden, doch Cornelia Lange hilft, wenn man in den Papierstapeln auf dem Schreibtisch zu versinken droht. Die Dortmunderin hat ein System.

Dortmund

, 06.11.2021, 11:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Das papierlose Büro ist genauso weit weg wie das papierlose Klo“ – auch wenn dieses legendäre Zitat des früheren Siemens-Chefs Heinrich von Pierer mit fortschreitender Digitalisierung veraltet, gilt es meist noch für kleinere Büros und Privathaushalte.

Auf manchen Schreibtischen mäandern Rechnungen, Mahnungen, Kontoauszüge, Versicherungspolicen, Knöllchen, Zeitungen, und Gutscheine. Zuerst fehlt der Platz zum Arbeiten, dann die Übersicht und am Ende die Motivation, alles wieder zu ordnen.

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Die Unordnung beim Papierkram ist das Geschäft von Cornelia Lange. Die Dortmunderin hat sich Anfang dieses Jahres mit einem Papiersortier-Service selbstständig gemacht und nennt ihre Dienstleistungsfirma „Die Aktenordnerin“. Ihr Motto: „Ich ordne, Sie leben.“

Alles in eine große Kiste

„Ich arbeite immer im Stehen“, sagt sie, „da behalte ich den Überblick.“ Weil das Ordnen angesichts der angesammelten Papierhaufen Stunden dauern kann, braucht sie einen starken Rücken und Zähigkeit, um buchstäblich tief in die Materie fremder Dokumente einzutauchen.

Denn die packt sie vom Schreibtisch in eine große Kiste und nimmt sie mit nach Hause, nicht ohne vorher eine Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichnen. Das Aufräumen von teils sensiblen Dokumenten ist Vertrauenssache.

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Zu Hause sortiert die Aktenordnerin die Papiere grob vor, nimmt dann jedes Blatt einzeln in die Hand und liest es an, bevor sie die Unterlagen in verschiedene Kategorien unterteilt und sortiert. Mithilfe eines guten Lochers werden am Ende jeder Brief, jede Quittung und jede Bescheinigung dort abgeheftet, wo die Dokumente hingehören.

„Ich finde alles“

„Ich bin ein strukturierter Mensch“, sagt Cornelia Lange über sich. Und zu ihrer eigenen Ordnung: „Ich finde alles.“ Damit auch der Kunde am Ende alles wiederfindet, packt sie die Dokumente in verschiedene Ordner zum Beispiel für Arbeit und Beruf, für Versicherungen, für Fahrzeuge oder Gesundheit. Alle Ordner werden beschriftet und mit Registern und Trennblättern unterteilt.

„Auf Wunsch erstelle ich auch Listen, in denen aufgezählt ist, was sich im Ordner befindet“, erklärt sie. Etwa eine Woche nach Abholung bekommt der Kunde die fertig sortierten Unterlagen zurück.

Bevor Cornelia Lange die Blattsammlungen zum Sortieren mit ins Homeoffice nimmt, bespricht sie mit dem Kunden Arbeitsumfang und Pauschalpreis. Brauche sie weniger Zeit als geschätzt, berechne sie nur die geleisteten Stunden, sagt sie. Brauche sie mehr, bleibe es beim Festpreis. Für einen Umzugskarton voll mit Unterlagen rechnet sie mit rund 30 bis 35 Arbeitsstunden. Privatkunden kostet das 20 Euro pro Stunde.

Rettung für eine Geschäftsfrau

Als „Marie Kondo des Papierkrams“ nach dem Muster der japanischen Aufräum-Expertin sieht sich Cornelia Lange nicht. Sie ist kein Ordnungscoach. Ihre Geschäftsidee kam ihr schon vor Jahren, als sie von einer Frau aus Norddeutschland las, die von ihrem Bürosortier-Service erzählte. „Das liegt mir auch“, dachte Cornelia Lange damals, selbst mit langer Berufserfahrung im Büro.

Doch da sie erst Ende dieses Jahres aus dem bisherigen Berufsleben ausscheidet, hatte sie die Idee, sich als Aktenordnerin selbstständig zu machen, immer wieder aufgeschoben. Die holte sie allerdings ein, als im vergangenen Jahr eine kreative Geschäftsfrau im Freundeskreis beklagte, dass sie ihre Unterlagen nur noch in Papierbergen auf ihrem Schreibtisch ablege, beziehungsweise in großen Tüten sammle.

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Die Frau war kurz davor, komplett den Überblick zu verlieren, und Cornelia Lange ihre Rettung. Sie hat mittlerweile eine Website (dieaktenordnerin.de), auf der sie ihre Sortierdienste für Privatpersonen, Handwerker, Selbstständige und Freiberufler anbietet.

Auch wenn der Spruch von Heinrich von Pierer noch immer Gültigkeit hat – auf Wunsch überträgt Cornelia Lange ihr Ordnersystem auch auf den PC des Kunden.

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