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Die 11 außergewöhnlichsten Kriminalfälle des Jahres 2020 in Dortmund
Jahresrückblick
Getötete Familienmitglieder oder Schüsse in der City mitten am Tag: Mehrere brutale Verbrechen haben die Stadt 2020 erschüttert. Hier lesen Sie, was aus den Ermittlungen geworden ist.
Das Jahr 2020 war in jeder Hinsicht ein besonderes - auch was die Kriminalität angeht. Die Menschen haben mehr Zeit zu Hause verbracht und Fremde eher nicht nah an sich herangelassen. Das hat dafür gesorgt, dass bestimmte Straftaten seltener vorgekommen sind als in anderen Jahren.
Trotzdem gab es wieder einige aufsehenerregende Kriminalfälle in Dortmund - auch mit mehreren Todesopfern.
1.: Ehefrau am Rosenmontag offenbar erwürgt
Am Rosenmontag (24.2.) ist eine Frau tot in ihrer Wohnung an der Viktoriastraße in der City gefunden worden. Ihr Mann soll sie nach einer bereits gewalttätigen Vorgeschichte erwürgt haben, deshalb stand er vor Gericht - vor Kurzem wurde auch ein Urteil gesprochen.
2.: Partner nach Messerstichen gestorben
Ein weiterer Fall häuslicher Gewalt endete am 12. März in Wickede tödlich. Eine Frau soll ihren Partner mit einem Messer angegriffen haben - er starb noch vor Ort. Auch dieses Paar war der Polizei bereits einschlägig bekannt. Der Prozess gegen diese Verdächtige läuft aktuell.
3.: Familienvater tötet Frau und drei Kinder
Besonders große Fassungslosigkeit herrschte Anfang April in Barop, nachdem ein 41-jähriger Familienvater seine Frau und seine drei Kinder getötet haben soll. Anschließend hat er sich an einer Autobahnbrücke selbst das Leben genommen.
4.: 41-Jähriger erstickt an seinem Blut
Mitte Mai ist der 41-jährige Ibrahim D. im Unionviertel gestorben, weil er nach einem Angriff an seinem Blut erstickt ist. Ein 39-Jähriger ist bereits verurteilt, er muss aber nur für drei Jahre ins Gefängnis, weil ihm nur Körperverletzung nachgewiesen wurde. Für die tödliche Folge konnte ihn das Gericht nicht verantwortlich machen.
5.: Mann auf dem Heimweg nach Überfall gestorben
Einen anderen brutalen Überfall gab es Ende August in Wickede. Ein 37-Jähriger ist auf dem Heimweg angegriffen worden und starb ebenfalls auf offener Straße. Zu dieser Tat und den folgenden Taten dauern die Ermittlungen laut Staatsanwalt Henner Kruse noch an.
6.: Todesfall in der Halloween-Nacht
Ein weiteres Todesopfer war in der Halloween-Nacht in Hörde zu beklagen. Zwei mehrköpfige Gruppen seien aneinandergeraten, Messerstiche haben dazu geführt, dass ein 41-Jähriger verblutete.
7.: Bahn-Haltestellen nach Raubüberfall gesperrt
Der Kriminalfall, auf den wohl die meisten Menschen „live“ aufmerksam geworden sind, zog eine stundenlange Fahndung in der Innenstadt nach sich. Am 26. Juni haben unbekannte Täter mitten am Tag ein Goldankauf-Geschäft am Freistuhl in Sichtweite der Kampstraße überfallen. Ein Angestellter wurde angeschossen, konnte aber am Tag danach das Krankenhaus verlassen.
Die Täter flüchteten in die Bahnhaltestelle Kampstraße. Weitere Haltestellen wurden gesperrt, ein Hubschrauber kreiste lange über der City, Polizisten waren teils mit Maschinenpistolen bewaffnet in der Stadt zu sehen.
8.: Streit um Auto führt wohl zu Schüssen
Erst zwei Tage zuvor war ein 29-Jähriger an der Lübecker Straße nahe dem Ostentor angeschossen worden. Zwei Kugeln trafen seinen Oberschenkel. Der Auslöser war offenbar ganz banal: Vorausgegangen sei ein Streit um ein zerkratztes Auto, hieß es von der Staatsanwaltschaft.
9.: Mann soll zwei Kinder vergewaltigt haben
Ein 23-jähriger Mann ist im Juli festgenommen worden - weil er innerhalb weniger Wochen zwei Mädchen vergewaltigt haben soll. Eine 13- und eine 11-Jährige sollen seine Opfer geworden sein. Nach dem ersten Fall saß er bereits in Untersuchungshaft, wurde aber nach zwölf Tagen entlassen, weil keine Fluchtgefahr bestand. Aktuell läuft der Prozess gegen den Mann.
10.: Massenweise Waffen in Wohnhaus
Dann gab es da noch diesen Polizei-Einsatz, der im September länger als eine Woche angedauert hat. Ein 68-Jähriger hatte Waffen, kiloweise Sprengstoff und eine Weltkriegs-Mine in seinem Haus in Lütgendortmund gelagert. Polizisten konnten nur unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen langsam das Gebäude durchkämmen.
11.: Panzerwagen rammt Gartentor nieder
Den spektakulärsten Einsatz des Jahres gab es aber wohl im Januar in Holzen. Dort haben Spezialkräfte das Haus eines Bandidos-Mitglieds durchsucht - für den passenden Überraschungseffekt ist mit einem Panzerwagen ein Gartentor niedergerammt worden. Anlass für den Einsatz waren Auseinandersetzungen zwischen Bandidos und den „Freeway Riders“ in Hagen. Ein 38-jähriger Bewohner steht aktuell vor Gericht.
Trotz dieser spektakulären Fälle: Von Januar bis November sind insgesamt wieder weniger Straftaten registriert worden als in den Vorjahres-Zeiträumen, wie Polizei-Sprecher Peter Bandermann berichtet. Der positive Trend seit 2014 halte weiter an. Zum Beispiel seien Taschendiebstähle seltener geworden, weil den Tätern das Gedränge fehlt. Auch Wohnungseinbrüche gebe es deutlich seltener als noch vor einigen Jahren.
Auffallend häufig ist die Rede von Schusswaffen
Allerdings berichtet die Polizei aktuell relativ häufig von Einsätzen, bei denen Schreckschusswaffen eine Rolle spielen. Unter anderem wurden mehrere Geschäfte ausgeraubt, bei denen die Täter Waffen bei sich trugen, von denen nicht ersichtlich war, ob sie scharf waren.
Zahlen für 2020 liegen dazu noch nicht vor. In 2019 haben die Ermittler aber 64 Fälle von Schussabgaben in Dortmund registriert - fast dreimal so viele wie noch vier Jahre zuvor (24). Bandermann betont aber, dass die Zahl der Raubstraftaten und die Gesamtzahl der Gewaltkriminalität deutlich rückläufig sind. Von 2014 bis 2019 sind die Zahlen in diesem Bereich um rund 20 Prozent gesunken.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
