Wenn sie Dienst hat, ist Michelle Grunert pünktlich um 6 Uhr an ihrem Arbeitsplatz in der Rewe-Zentralfleischerei in Dortmund. Sie hat die frühe Schicht. Eine Frühaufsteherin? „Mittlerweile schon“, antwortet die 25-jährige Dortmunderin und lacht. Das war aber nicht immer so.
Nach dem Hauptschulabschluss wusste sie noch nicht so recht, welchen beruflichen Lebensweg sie einschlagen möchte, heuerte zunächst bei Amazon an, um zu jobben. Als sie mitbekam, dass Rewe Dortmund Auszubildende in der Fleischerei sucht, zögerte Michelle Grunert nicht lange und schickte eine Bewerbung ab. Dabei spielte ihre Familiengeschichte eine wichtige Rolle. Denn sowohl ihre Großeltern, die mittlerweile in Rente sind, als auch ihre Mutter arbeiten für Rewe Dortmund. Von ihrer Mutter, die Kommissioniererin ist, hörte sie viel Gutes.
Eine spontane Entscheidung
Michelle Grunert wurde genommen und startete 2019 ihre Ausbildung zur Fleischerin. Damals war kaum absehbar, wie erfolgreich sie sein würde. Wenngleich die Zubereitung von Fleisch schon lange zu ihren Leidenschaften zählt. „Mein Papa hat viel Fleisch gemacht“, sagt Michelle Grunert. Inzwischen ist sie daheim in Wickede die Chefköchin, wenn es um Fleisch geht. „Ich koche häufig für mich und meine Mutter.“

Doch über den Beruf der Fleischerin habe sie sich früher nie viel Gedanken gemacht, gesteht Michelle. Ihre Bewerbung sei „eine spontane Entscheidung“ aus dem Bauch heraus gewesen. Fleisch habe sie schon immer irgendwie interessiert. „Ich wollte wissen, wie das gemacht wird.“
Keine Berührungsängste
Gute Voraussetzungen: Berührungsängste mit rohem Fleisch hatte die Dortmunderin nie. Sie durchlief während der Ausbildung unterschiedliche Stationen. Die Produktion, in der die Wurst verfüllt wird, hat es ihr am meisten angetan. Dort ist sie jetzt – nach dem Abschluss der Ausbildung – fester Bestandteil des Teams.
Das ist wenig verwunderlich, zeigte Michelle doch mit ihrem Abschluss, was in ihr steckt. Mit der Punktzahl aus ihrer Prüfung konnte sich bundesweit kein Fleischerei-Auszubildender messen. Deshalb trägt die Dortmunderin den Titel der bundesbesten Auszubildenden im Bereich der Fleischerei.
Dass sie derart stark abgeschnitten hatte, erfuhr Michelle direkt nach der praktischen Abschlussprüfung. Nicht nur ein emotionaler Moment für sie, sondern auch für ihre Mutter, die seit 15 Jahren bei Rewe Dortmund arbeitet. „Meine Mutter hat mich nach der Prüfung mit dem Auto abgeholt“, erinnert sich Michelle. Als sie ihr von der Note „sehr gut“ erzählte, kamen ihrer Mutter die Freudentränen. „Sie war sehr stolz.“
Ehrung in Berlin
Wenn man Michelle fragt, wie ihr diese Leistung gelungen ist, sagt sie: „Lernen, lernen, lernen.“ Für die Praxis habe sie lange mit ihrem Ausbilder geübt. Und auch bei der Theorie habe sich einen Monat vor der Prüfung richtig reingehängt.
Der Aufwand hat sich gelohnt. Michelle Grunert war im Mai dabei, als die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DHIK) in Berlin 216 Azubis aus 208 Berufsfeldern für deren besondere Leistungen ehrte. Über die Branchen hinweg hatte es 300.000 Prüfungsteilnehmende gegeben.
Die Ehrung im Berliner Kongresszentrum, bei der sie eine Urkunde und einen Pokal bekam, sei für sie ein besonderer Augenblick gewesen, sagt Michelle. Zu den ersten Gratulanten gehörten Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und DIHK-Präsident Peter Adrian.
Nach ihrer dreijährigen Ausbildung wurde Michelle Grunert bei Rewe Dortmund übernommen und bastelt jetzt fleißig an ihrer Weiterbildung zur Fleischereimeisterin. Später würde Michelle Grunert gern selbst Ausbilderin werden. „Mir hat die Ausbildung Spaß gemacht“, sagt sie und ergänzt: „Ich bin ja gerade erst frisch raus und könnte den Azubis gute Tipps geben.“
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