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Radschnellweg Ruhr: Umbau verzögert sich in Dortmund noch weiter
Radverkehr in Dortmund
Beim Ausbau des Radwege-Netzes hinkt Dortmund den eigenen Ansprüchen weit hinterher. Bestes Beispiel: Der Radschnellweg Ruhr verzögert sich erneut. Jetzt macht eine Volksinitiative Druck.
Es war ein dickes Geschenkepaket, das Planungsdezernent Ludger Wilde am Montagnachmittag in der Berswordthalle überreicht bekam. Es steht, wie die Aufschrift verriet, symbolisch für 30.000 Unterschriften, die Vertreterinnen und Vertreter der Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad Dortmund“ in den vergangenen Monaten gesammelt haben.
Hohe Beteiligung in Dortmund
In ganz NRW haben mehr als 206.000 Menschen für bessere Radverkehrsbedingungen unterschrieben. Doch mit 30.000 waren es – bezogen auf die Einwohnerzahl – in keiner Großstadt so viele wie in Dortmund. „Das ist ein klares Signal, dass die Menschen in Dortmund radfahren wollen und sich Bedingungen wünschen, die das möglich machen“, erklärte Peter Fricke vom Team „Aufbruch Fahrrad Dortmund“.

In der Berswordthalle am Stadthaus nahm Planungsdezernent Ludger Wilde ein symbolisches Unterschriftenpaket von der Initiative „Aufbruch Fahrrad Dortmund“ entgegen. © Oliver Volmerich
Die NRW-weite Volksinitiative richtet sich zwar in erster Linie ans Land. „Die hohe Stimmenzahl in Dortmund ist aber auch ein Auftrag an die Stadt, etwas zu ändern“, ist Fricke überzeugt.
Einen Teilerfolg hat die Initiative schon erreicht. Denn zu den Forderungen gehört unter anderem mehr Personal für die Radverkehrsplanung, um die Engpässe in der Verwaltung zu beseitigen. Bereits im Juli hatte der Rat die Einrichtung von zehn weiteren Stellen für die Radverkehrsplanung im Planungsamt und Tiefbauamt beschlossen.
„Das ist ein ganz großer Schritt in die richtige Richtung“, sagte Fricke. „Aber es müssen jetzt schnell konkrete Maßnahmen folgen, die auch finanziell unterfüttert werden – und das noch in diesem Jahr.“
Bei Planungsdezernent Ludger Wilde stießen die Radfahr-Lobbyisten damit auf offene Ohren. Er bedankte sich ausdrücklich für die Initiative. „Bei uns fallen die 30.000 Unterschriften auf fruchtbaren Boden“, sagte Wilde.
Die Förderung des Radverkehrs ist so ein wichtiger Bestandteil dieses Programms „Immissionsfreie Innenstadt“. Zwei Millionen Euro sollen dabei allein in die Schaffung von neuen Radwegen am Burgwall und Schwanenwall fließen, kündigte Wilde an. Geplant seien auch 1000 neue Abstellbügel für Fahrräder.
Wieder Verzögerung beim Radschnellweg
Die Umsetzung braucht aber Zeit. Das gilt auch für die neuen Planerstellen in der Verwaltung. Sie sollen noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden, versprach der Dezernent. Besetzt werden könnten sie dann im Laufe des kommenden Jahres.
Das beste Beispiel dafür, dass es beim Radverkehr nur sehr langsam vorangeht, ist der Radschnellweg Ruhr (RS1). Als erste Maßnahme sollen die Große-Heimstraße und ein Teil der Sonnenstraße im Kreuzviertel in eine Fahrradstraße umgewandelt werden. Zuletzt hatte die Verwaltung einen Baubeginn für diesen Herbst angekündigt. Jetzt ist vom Frühjahr 2020 die Rede. Denn anders als zunächst angekündigt seien nicht nur Markierungen und neue Schilder nötig, sondern eine umfangreiche Sanierung der Fahrbahndecke. Die Ausschreibung werde nun vorbereitet.
Bei diesem Tempo könnte es eng werden, den Wunsch der Initiative „Aufbruch Fahrrad“ zu erfüllen, den RS1 im gesamten Dortmunder Stadtgebiet zwischen den Stadtgrenzen zu Bochum und Unna bis 2024 zu vollenden.
Ziel: 25 Prozent Radverkehrsanteil
Noch utopischer erscheint das auf einem großen Transparent ausgegebene Ziel, bis 2025 einen Radverkehrsanteil von 25 Prozent in Dortmund zu erreichen - zuletzt waren es gerade einmal 6 Prozent. Wie viel es aktuell sind, wird derzeit mit einer Umfrage ermittelt. Zehn Prozent wären ein nächstes Etappenziel.
Der Weg zu 25 Prozent ist auf jeden Fall weit. „Das halte ich im Augenblick für ein sehr ambitioniertes Ziel“, sagte Ludger Wilde. „Aber ich würde mich freuen, wenn es bald erreicht wird.“
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
