Es war ein spontaner letzter Satz – keiner aus dem Drehbuch –, mit dem Schauspielerin Anna Schudt als Dortmunder Tatortkommissarin ihr Leben ausgehaucht hat. Er galt ihrem weinenden Kollegen Peter Faber (Jörg Hartmann). „Du bleibst hier“, befahl sie ihm und starb nach einem tödlichen Schuss in seinen Armen.
Wenn der nächste Dortmund-Tatort am 15. Januar 2023 ausgestrahlt wird, ist Martina Bönisch nach zwölf Jahren und 22 Einsätzen erstmals nicht dabei. Doch ihr letzter Satz hat die für sie tödliche Folge überlebt. Jörg Hartmann, erstmals auch gemeinsam mit Jürgen Werner Drehbuch-Autor, hat mit der neuesten Folge daran angeknüpft: „Du bleibst hier“ ist der Titel.
Verlotterter Faber
Das ihm von Bönisch abgerungene Versprechen ist der einzige Grund für den zwischenzeitlich verlotterten Faber, nicht vom Hochhaus zu springen. Wie wird er ihren Tod verkraften? Es ist eine Qual für ihn, dem Wunsch seiner toten Kollegin gerecht zu werden.
„Er rennt exzessiv, um seine Gedanken zu vertreiben. Er sucht seine Rettung abseits von Stadt und Präsidium, an einem Ort, der für ihn ein besonderer ist“, erzählt Jörg Hartmann über seine Rolle. „Er sucht einen Anker in der Vergangenheit. Und ahnt nicht, welch bedeutende Rolle die Vergangenheit noch spielen wird.“
Der trauernde Faber mit viel Bart im Gesicht ist noch dienstunfähig und deshalb krankgeschrieben, als Jan Pawlak und Rosa Herzog im Dortmunder Westpark vor einer großen Blutlache stehen. Eine Leiche aber gibt es nicht.
Immobilien im Kreuzviertel
Gleichzeitig wird allerdings Andreas Richter, Chef einer Dortmunder Immobilienfirma, vermisst. Mit seinem Geschäftsmodell hat er sich in den vergangenen Jahren in Dortmund etliche Feinde gemacht: Er kauft Immobilien im Kreuzviertel auf und verwandelt Mietwohnungen in begehrte Luxusobjekte.
Privat lässt er sich gerade von seiner Frau Natalia scheiden. Auch sie lässt kein gutes Haar an ihrem Noch-Ehemann.
Jan Pawlak und Rosa Herzog stoßen bei ihren Ermittlungen auf Fabers Vater Josef, während Faber mehr oder weniger trauernd in seinem alten Manta lebt. Er und sein Vater hatten offenbar seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr. Was ist zwischen Vater und Sohn passiert, und was hat Josef Faber mit dem Fall zu tun?
„Doppelrolle“ für Hartmann
Wer das wissen will, sollte am 15. Januar (Sonntag) den Fernseher einschalten (oder später in der Mediathek gucken). Für Jörg Hartmann war die „Doppelrolle“ als Drehbuchautor und Schauspieler eine Herausforderung, vor allem „den Autor beim Spielen zu vergessen“.
Er sei nervöser und angespannter als sonst gewesen, sagt er: „Jede Unterbrechung durch Corona-Fälle oder Probleme wegen schlechten Wetters, die ich sonst relativ entspannt betrachtet hätte, waren diesmal eine gute Übung in Sachen Gelassenheit.“

Aufgrund der Ermittlungen von Jan Pawlak und Rosa Herzog begegnet Faber auch seinem Vater. Das löst in ihm „ein Potpourri der ambivalentesten Gefühle aus, zu Beginn überdeckt von Zorn und Hass“, sagt Hartmann. Sich nun auch noch mit dem Vater beschäftigen zu müssen, sei für Faber nur ein zusätzliches Problem.
Hartmann sagt: „Doch zugleich bringt es ihn zurück ins Handeln. Peu à peu legt diese Begegnung andere Schichten in ihm frei. Er kann gar nicht anders, als dem nachzugehen, es zieht ihn dahin.“
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