Wochenlang litten Dortmunder Anwohner unter der Zerstörungswut eines Nachbarn. Der namentlich bekannte Mann schlug mit Glasflaschen Autoscheiben ein, einmal attackierte er sogar einen besetzten Linienbus.
Die Angst innerhalb der Nachbarschaft in der Straße Kesselborn in Dortmund-Marten wurde von Tag zu Tag größer. Die Menschen sorgten sich nicht nur um ihre Fahrzeuge, sondern auch um sich selbst. Denn laut Zeugen hat der Mann mindestens einmal mit Steinen auf Personen gezielt
Seit dem 6. April hat sich die Situation entspannt. Denn der erkrankte Mann mit Unterstützungsbedarf, ein Bewohner im „Haus Kesselborn“ von Bethel.regional, ist zumindest vorerst so untergebracht, dass er keinen Schaden mehr anrichten kann.
Die mögliche Rückkehr des aggressiven Nachbars ist nicht das einzige Thema, was die Nachbarschaft umtreibt. Einige Betroffene haben große Probleme mit der Schadensregulierung. Kaum zu glauben: Eine junge Mutter bringt sich und ihr kleines Kind täglich in Gefahr, weil sie ihren Pkw mit kaputten Autoscheiben nutzen muss.
Probleme mit Versicherung
Das Problem: Die Werkstatt verlange, dass sie mit 1000 Euro für die Reparatur in Vorkasse geht. „Aber ich habe keine 1000 Euro“, sagt die Anwohnerin. Mittlerweile sei sie schon von der Polizei angehalten und verwarnt worden.
Das erzählte die junge Frau während eines Informationsaustauschs im Haus Kesselborn am Donnerstagabend (20.4.), zu dem Behtel.regional eingeladen hatte. Kurios: Einige Betroffene kämpfen noch immer mit großen Problemen bei der Schadensregulierung, bei anderen liefen Reparatur und Erstattung durch die Versicherung reibungslos.

Die Bethel-Verantwortlichen, unter anderem Geschäftsführerin Pastorin Verena Schmidt und Regionalleiterin Monja Emmel, versicherten, dass Bethel.regional über ihre private Haftpflichtversicherung für alle Schäden aufkommen werde. Allen, bei denen die Schadensregulierung hakt, boten sie zudem ihre sofortige Unterstützung bei der Abwicklung an. „Reichen Sie uns Ihre Unterlagen ein, wir kümmern uns. Wir sind jederzeit für Sie erreichbar.“ Mit einigen Geschädigten sei die Wohnheim-Leitung ohnehin schon im engen Austausch.
Bewohner kehrt nicht zurück
Darüber hinaus hatte Verena Schmidt eine weitere gute Nachricht für die Anwohner: Der Bethel-Klient, der den immensen Schaden an den Autos in Marten angerichtet hat, wird „in den nächsten Monaten keinesfalls zurückkehren“. Es müsse überprüft werden, welche Einrichtung zukünftig die richtige für ihn ist.
Alle Bethel-Anwesenden drückten mehrfach ihr Bedauern über den Vorfall aus. Sie erklärten noch einmal, dass man aufgrund der Gesetzeslage die Bewegungsfreiheit des betreffenden Klienten nicht einschränken und somit zunächst seine Zerstörungswut nicht stoppen konnte. Man habe alle Handlungsmöglichkeiten ausgeschöpft und schließlich erreicht, dass der Mann nun durch medizinische Fachleute neu begutachtet wird. „Eineinhalb Jahre, die er hier wohnt, war er nicht auffällig. Sein aktuelles Verhalten zeigt, dass es ihm hier nicht mehr gut ging“, so Verena Schmidt.
Einladung zum Sommerfest
Die anwesenden Anwohner kritisierten, dass man von Bethel.regional nicht eher informiert oder gar um Hilfe gebeten worden sei. „Wir hätten Sie doch sofort unterstützt“, sagt eine Nachbarin. Die Bethel-Vertreter freuten sich über das positive Signal und werteten es auch als Akzeptanz für ihr Klientel.
Einen Fall wie diesen habe man in der langen Bethel-Geschichte noch nicht gehabt. „Wir lernen alle an diesem Beispiel“, so Verena Schmidt. Gemäß dem Motto „In allem Schlechten steckt was Gutes“ wolle man gerne mit Anwohnern näher zusammenrücken. Ein erster Schritt soll eine Einladung zum Sommerfest sein.
Insgesamt reagierten die Anwohner positiv auf den gegenseitigen Austausch. „Das war sehr informativ“ oder „das ist nicht selbstverständlich“ waren einige der Reaktionen.
Wasserrohrbruch in der Nähe des Dortmunder Induparks : Straße für Tage in eine Richtung gesperrt
Dortmunder schlägt 40 Auto-Scheiben ein: Nun äußert sich die Polizei zu diesem krassen Fall
Mann versetzt Anwohner in Dortmund in Angst und Schrecken: Er demoliert Autos und wirft mit Steinen