
© Montage: Sauerland/Fotos Kriesel
Neue Demenz-WG im Dortmunder Westen: „Leben wie in einer Großfamilie“
24-Stunden-Betreuung
Etwas später als geplant wurde der Neubau für zwei Demenz-Wohngruppen in Dortmund fertig. Im Januar sind die Bewohner eingezogen. Einige wenige Einzelzimmer mit eigenem Bad sind noch frei.
Der zweigeschossige Neubau in zentraler Lage ist das neue Zuhause für 24 Menschen mit einer Demenz-Erkrankung. Zwei Wohngruppen werden dort rund um die Uhr durch speziell geschultes Pflegepersonal betreut. Sie ermöglichen den Bewohnern ein weitgehend selbstbestimmtes und selbstständiges Leben.
Aufgrund baulicher Verzögerungen sind die neuen Mieter nicht wie ursprünglich geplant im Oktober 2021, sondern erst im Januar 2022 eingezogen. Das große Gebäude befindet sich gegenüber dem Kaufland-Markt an der Straße Heimbrügge 8 in Dortmund-Mengede.
Initiator und Vermieter ist die ANW-ALTER-nativ Wohnen GmbH mit Sitz in Gelsenkirchen. Sie vermietet bereits 42 Wohngemeinschaften dieser Art für Senioren, dementiell veränderte und anderweitig beeinträchtigte Menschen in ganz NRW. Drei davon befinden sich in Dortmund – in Mengede, Dorstfeld und Brechten.
Das Konzept sei in allen Einrichtungen identisch, sagt Vermieter und Immobilien-Kaufmann Jan Kriesel (24). „Die Pflegekräfte beziehen die Mieter soweit es geht in den Alltag mit ein. Wenn es die Persönlichkeit und der gesundheitliche Zustand zulassen, wird gemeinsam eingekauft, gekocht, geputzt oder gewaschen.“
Gemeinsame Grillabende
So blieben Fähigkeiten erhalten, die sonst verloren gingen. Teilweise könnte Erlerntes wieder reaktiviert werden, so Jan Kriesel. Sofern es die Corona-Lage zuließe, plane man auch die Freizeitaktivitäten wie Spielenachmittage, Karnevalsfeiern, Grillabende und Ausflüge in der Gemeinschaft.
Kriesel vergleicht die Demenz-WG mit einer Studenten-WG: „Ähnlich wie Studenten leben auch dementiell veränderte Menschen in der Wohngemeinschaft gemeinsam günstiger. Sie leben wie in einer Großfamilie und fast wie zuhause.“ Denn die Mieter dürften und sollten viele private Dinge mitbringen.

Ein Blick in die Gemeinschaftsküche: Darüber hinaus verfügt jede Demenz-WG über einen Gemeinschaftsraum und einen großen Balkon. © Jan Kriewel
Die Bewohner in Mengede sind in 24 Einzelzimmern mit Privat-Bad untergebracht. Auf jeder Etage (erstes und zweites Obergeschoss) wohnen zwölf Mieter mit eigenem Pflegeteam. Im Erdgeschoss befinden sich Anwohner-Parkplätze. Die Anlage ist barrierefrei und mit einem Fahrstuhl ausgestattet.
Zwei große, überdachte Balkone
Zur Ausstattung gehören unter anderem zwei große, überdachte Balkone, eine Gemeinschaftsküche und ein Gemeinschaftsraum. Die Bewohner werden zusätzlich durch einen festen Hausarzt betreut. Auch Physiotherapeut, Podologe, Friseur und Logopäde kommen in die WG, eine Apotheke kümmert sich um die Lieferung der Medikamenten- und Pflegehilfsmittel. Selbst Schwerstpflegefälle und Palliativversorgung werden vor Ort geleistet.
Die Kosten für einen Platz in der Demenz-WG seien nicht höher als in einem klassischen Pflegeheim, sagt Jan Kriesel. „Nur, dass wir einen besseren Personalschlüssel haben.“ Die Pflegekräfte seien dank der kleinen Gruppen in der Lage, individuell auf die Bewohner einzugehen.
„Wichtig ist, die richtige Beschäftigung und Ansprache zu finden. Dazu tauchen die Pflegekräfte auf Grundlage der Biografie in die ehemalige Lebenswelt des Mieters ein. Sie lassen ihm seine Eigenheiten und Vorlieben soweit es geht ausleben und bestätigen sein Weltbild, ohne ihn zu korrigieren“, so Kriesel.
Fünf freie WG-Plätze
Wie ein Heim-Platz sei das WG-Leben mit regulären Leistungen des Sozialsystems zu finanzieren. „Zu Miete und Haushaltsgeld kommen die Kosten für Betreuung und Pflege hinzu. Tragen lassen sich diese meist durch Leistungen von Kranken- und Pflegeversicherung“, erklärt Jan Kriesel.
Er nennt ein Beispiel. „Wer Pflegegrad 3 hat, zahlt einen Eigenanteil von 2500 Euro.“ Die Gesamtkosten liegen bei 3800 Euro, davon wird der Pflegegrad-Zuschuss von 1300 Euro abgezogen.
Aktuell gibt es noch fünf freie Plätze in den beiden Mengeder Demenz-Wohngemeinschaften. Interessenten können sich bei Jan Kriesel unter Tel. (0209) 177 55 714 oder per Mail info@anw-wohnen.de melden.
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
