Kerzen, ein letzter Gruß eines Freundes. Hier schleppte sich der Schwerverletzte Daniel S. vorbei.

© Jörg Bauerfeld

Tödliche Messerstiche in Hörde: War es Vorsatz oder Notwehr?

rnStaatsanwaltschaft

Der Streit eskalierte, Messer zuckten vor - zurück blieben ein Toter und ein Schwerverletzter. Da, wo das Sterben begann, erinnern Kerzen an das Opfer. Die Staatsanwaltschaft gibt Auskünfte.

Dortmund

, 02.11.2020, 15:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

Da, wo es hinunter zur U-Bahn geht, stehen ein dutzend Kerzen. Ein kleines Herz liegt dazwischen. Auf einem Zettel der letzte Gruß eines Kumpels. Es ist die Stelle, an der sich der schwerverletzte Daniel S. (41) noch vorbeigeschleppt hat. Der Kreidestrich, mit dem die Polizei in der Nacht die lange Blutspur nachgezeichnet hat, ist noch gut zu erkennen.

Sie endet auf der anderen Straßenseite hinter einer Bushaltestelle - im Schmutz. Daniel S. kam zwar noch in ein Krankenhaus, verstarb aber dort. Sein 24-jähriger Sohn, der bei dem Streit schwer verletzt wurde, überlebte. Was aber ist passiert in der Nacht von Samstag auf Sonntag (31.10./1.11.)?

Staatsanwaltschaft rekonstruiert den Hergang

Die Dortmunder Staatsanwaltschaft versucht nun, die Geschehnisse zu rekonstruieren. Fakt ist, dass sich nach der Tat zwei junge Männer gestellt haben.

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Einer von beiden hat die am Ende tödlichen Stiche zugegeben. Aber wie kam es dazu? War es Vorsatz oder war es Notwehr?

Die Blutflecken sind verschwunden. Die Kreide-Zeichnungen skizzieren den Weg des Verstorbenen.

Die Blutflecken sind verschwunden. Die Kreide-Zeichnungen skizzieren den Weg des Verstorbenen. © Jörg Bauerfeld

„Im Moment kristallisiert es sich so ein bisschen heraus, dass der Verstorbene Streit hatte mit zwei verschiedenen Gruppen Jugendlicher, unabhängig voneinander“, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Augenzeugen hätten von einem sehr aggressiven Auftreten des späteren Opfers gesprochen.

Und so müssen sich verhängnisvolle Minuten abgespielt haben: Die erste Gruppe, mit der Daniel S. zuerst Streit hatte, ist wohl geflüchtet. Das spätere Opfer muss, so die Staatsanwaltschaft, aber noch einen Schlag abbekommen haben, was ihn dann veranlasste auf eine weitere Gruppe von jungen Leuten zuzugehen.

Den Sohn um Hilfe gebeten

Zuvor habe Daniel S. noch seinen Sohn um Hilfe gebeten, da er Ärger hätte. Der 24-Jährige ist dann mit zwei weiteren Personen im Bereich der Schlanken Mathilde eingetroffen - dann kam es zu dem folgenschweren Streit.

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„Das spätere Opfer sei mit freiem Oberkörper auf die Gruppe Jugendliche zugegangen und habe sie massiv bedroht. Das geben Zeugen des Vorfalls an“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. „Jetzt ist zu prüfen, ob wir hier jemanden haben, der unvermittelt mit einem Messer angegriffen hat oder einen, der angegriffen wurde und sich zur Wehr gesetzt hat.“

Weiteres Videomaterial wird gesichtet

Im Internet gab es neben Beileidsbekundungen auch Vermutungen, dass das spätere Opfer der rechten Szene angehöre und hier ein Hintergrund für den Streit liegen würde. Auch von Drogengeschäften soll die Rede gewesen sein. „Hierüber liegen in beiden Fällen keine Erkenntnisse vor“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Die Ermittler bemühen sich nun anhand von Videomaterial herauszufinden, was wirklich geschehen ist, in der verhängnisvollen Nacht, die ein Mensch mit seinem Leben bezahlen musste.