
© Markus Wüllner
Tödliche Messerattacke am Bahnhof Hörde hinterlässt 80-Meter-Blutspur
41-Jähriger erstochen
In der Halloweennacht wurden ein 41-Jähriger und sein Sohn am Hörder Bahnhof mit Messerstichen verletzt. Der Vater starb wenig später im Krankenhaus. Die Tat hinterließ eine lange Blutspur.
Am Tag nach dem tödlichen Messerangriff auf einen 41-Jährigen und dessen 24-jährigen Sohn ist es am Bahnhof Hörde sonntäglich ruhig. Kreidemarkierungen auf dem Boden und eine rund 80 Meter lange Blutspur quer über Bürgersteig und Straße zeugen von den schrecklichen Ereignissen der Nacht.
Gegen 0.50 Uhr war es vor dem Bahnhof zu einer körperlichen Auseinandersetzung mit mehreren Personen gekommen, bei der der 41-Jährige und sein Sohn durch Messerstiche verletzt wurden - der Vater so schwer, dass er in den frühen Morgenstunden an seinen Verletzungen starb.
Für den 24-Jährigen besteht aktuell keine Lebensgefahr, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Dortmund in einer gemeinsamen Presseerklärung mit.
An der Bushaltestelle vor dem Bahnhofsgebäude und an den Abgängen zur Stadtbahn aber gab es an Allerheiligen nur ein Thema. Zumal der langgestreckte Bau mit dem Parkhaus in der Mitte vor zweieinhalb Jahren schon einmal Schauplatz einer tödlichen Messerstecherei war. Damals starb ein 15-jähriges Mädchen.
Im April 2019 kam es am Bahnhof Hörde erneut zu einem Messerangriff mit einem Schwerverletzten.

Große Blutflecken zeugen von der grausamen Tat. © Susanne Riese
Welchen Hintergrund der tödliche Streit in der Halloweennacht hatte, ist bislang noch unbekannt. Die massive, mit Sand abgestreute Blutspur lässt darauf schließen, dass sich das Opfer noch Dutzende Meter vorwärtsgeschleppt haben muss, bevor es zusammenbrach.
Die grausige Spur führt über den Bürgersteig in der Straße Schlanke Mathilde, verläuft weiter zwischen dem U-Bahn-Zugang und der Zufahrt zur Tiefgarage des Sparkassengebäudes weiter und quert dann die Hörder Bahnhofstraße, wo sie hinter der Bushaltestelle endet.

Vor dem Bahnhofsgebäude brach der tödlich Verletzte endgültig zusammen. © Susanne Riese
Entsprechend dieser Spurenlage vermuten die Ermittler, dass der Streit am Platz an der Schlanken Mathilde begonnen hat, wie Staatsanwalt Jörg Schulte-Göbel erklärt. Wie es dazu kam, ist noch nicht klar. Fest steht nur, dass mehrere Männer beteiligt waren. Auf eine Halloweenparty sei das Geschehen aber nicht zurückzuführen, so der Staatsanwalt.
Die Obduktion am Sonntag hat ergeben, dass das Opfer verblutet ist. Weitere Hinweise zu Anzahl und Art der Verletzungen wollte die Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht mitteilen.
Zwei 19-jährige Dortmunder haben sich noch in der Tatnacht freiwillig auf einer Polizeiwache in Dortmund gemeldet und eine Beteiligung an der Auseinandersetzung zugegeben. Sie wurden vorläufig festgenommen und befanden sich auch am Sonntag noch in Haft. Die Ermittlungen dauern an.
Zunächst soll nun geprüft werden, ob es Videoaufnahmen vom Außenbereich des Bahnhofs gibt, die bei der Aufklärung helfen könnten.
Eine Busfahrerin von DSW21, die zur Tatzeit mit dem Nachtexpress in Hörde unterwegs war, stand Sonntagmittag noch ganz unter dem Eindruck der Ereignisse. „Hier standen mindestens zehn Polizeiwagen“, sagt sie. „Ich bin so gerade eben noch durchgekommen. Danach war alles abgesperrt.“
Auch ein Polizeihubschrauber war lange im Einsatz.
Sehr viele Menschen seien am Bahnhof unterwegs gewesen, hat die Nachtexpressfahrerin beobachtet und viele Schaulustige auf der Hörder Brücke. „Die Leute meinen immer, am Borsigplatz sei es gefährlich, dabei passiert hier in Hörde viel mehr“, sagt sie.
Ein Fahrgast an der Haltestelle zeigt auf die Kioske gegenüber. „Die haben fast die ganze Nacht geöffnet und verkaufen Alkohol“, sagt der Mann, der anonym bleiben möchte. Da komme eins zum anderen.
Ein Busfahrer, der ebenfalls im Nachtdienst arbeitet, stimmt seiner Kollegin zu. „Das wird hier immer schlimmer.“ Auch er kann sich noch gut an die tödliche Tat an dem jungen Mädchen vor zwei Jahren erinnern. „Es passiert doch nichts. Die Polizei fährt jetzt drei Tage Streife, und dann ist wieder alles beim Alten.“
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
