Betriebsleiterin Jana Steffan und Saskia Balzen im „Speisesaal“ des Grünen Gauls in Bochum-Ehrenfeld.

Betriebsleiterin Jana Steffan und Saskia Balzen im „Speisesaal“ des Grünen Gauls in Bochum-Ehrenfeld. © Max Maassen

Das sind die besten gutbürgerlichen Restaurants in Dortmund und Umgebung

rnMagazin ermittelt Spitzenküche

Gute Küche aus der Region gibt es in unzähligen Restaurants und oft gar in Kneipen. Qualität und Quantität stimmen. Zuweilen wird sie aber auch richtiggehend zelebriert. Das sind unsere Tipps.

von Tom Thelen

Dortmund

, 02.07.2022, 16:20 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Reibekuchen wird von einem zarten Türmchen aus Lachs begleitet, die hausgemachte Bratwurst von einem umwerfenden Endivien-Kartoffelstampf, ein Krüstchen gibt’s selbstverständlich in Top- oder zuweilen sogar Bio-Qualität aus der Region: Gutbürgerliches kann so dermaßen erfüllend sein. Und die von der Redaktion ausgesuchten Küchen wissen ganz genau, wie das geht. Sie sind der Tradition verpflichtet.

Neues Magazin

RUHRGEBIET GEHT AUS! 2023

Seit dem 14. Juni ist das Magazin (nicht zu verwechseln mit der zuvor herausgekommenen Sonderausgabe Open Air) im Handel. Es erscheint im Verlag Lensing-Wolff, 140 Seiten, 8,90 € im Buchhandel und im Online-Shop, hier „Ruhrgebiet geht aus! 2023“.

Unser Magazin „Ruhrgebiet geht aus! 2023“ hat in einer von insgesamt 10 bewerteten Kategorien Restaurant-Tipps herausgesucht, die für besondere kulinarische Genüsse der Kategorie „Heimatküche“ stehen. Zwölf Adressen wurden hierfür als Tipps erkoren. Abseits der Top 5 sind das (in alphabetischer Reihenfolge und im Magazin ausführlich vorgestellt) folgende Orte:

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Die fünf Top-Tipps

Auf dem fünften Platz findet sich ein Bochumer Klassiker, knapp auf Hattinger Gebiet, der nach der Flutkatastrophe aufwändig renoviert hat und in dem mit Josef Kachel wieder ein in Dortmund wohlbekannter Koch (zuletzt lange Küchendirektor im L‘Arrivee) tätig ist: das Haus Kemnade, das im gleichnamigen Wasserschloss ansässig ist. Allgegenwärtiger kümmernder Patron ist Heinz Bruns.

Historisches Gemäuer und gute Küche im Haus Kemnade an der Bochum-Hattinger-Stadtgrenze (Archivbild).

Historisches Gemäuer und gute Küche im Haus Kemnade an der Bochum-Hattinger-Stadtgrenze (Archivbild). © Sebastian Drolshagen

Über den vierten Platz der Rangliste freut sich das Kreuzviertel mit dem beliebten Mit Schmackes. Das hat sich nicht nur bei Fußballfans, sondern auch bei Fans westfälischer Küche einen sauberen Ruf erarbeitet. Schnitzel, Blutwurst, Currywurst, alles mit bestem Leumund.

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Platz 3: Dieckmann‘s in Dortmund

Gediegene, doch auch modern anmutende Räume finden sich im Dieckmann's.

Gediegene, doch auch modern anmutende Räume finden sich im Dieckmann's. © ANDREAS ZABEL

Seit 1774 kehrt man hier ein, Adenauer war sogar mal da. Besonders der 300-Plätze-Biergarten war und ist Place-to-be im Dortmunder Süden. Dennoch ist der Fokus nicht nur auf fröhliche Ausflugsgastronomie gerichtet, längst hat sich die gute Küche des Hauses etabliert.

Das Ambiente innen ist modern und großzügig, historische Elemente sind zu sehen, Zitate und Spielereien. Bewusst ist innenarchitektonisch eher Landhausatmosphäre geglückt, in die sich die mediterran gedachte Küche gut einfügt.

Dieckmann‘s- Inhaber Detlef Lotte.

Dieckmann‘s- Inhaber Detlef Lotte. © Schaper

Und so ist das „Vitello Tonnato vom Kalbsrücken mit Thunfischcreme, Kapern, Cherrytomaten & Rucola“ eine sehr gelungene Vorspeise, sehr klassisch, mit tollem Fleisch. Die „Cremesuppe vom Hokkaido Kürbis mit Kernöl & Kernen“ ist ebenso keine Neuerfindung, jedoch liquider Luxus. Das Thema Mittelmeer in Verbindung mit nachhaltiger Ernährung spielt das Gericht „½ oder ganzes Bio-Huhn aus dem Ofen mit Mittelmeergemüse, Couscous und Frischkäse-Kräutercreme für ein, zwei oder drei Personen“. Die Creme, ein Traum.

Beliebt bei Business und jedermann ist der Mittagstisch, der von Montag bis Freitag ein kleines 3-Gang-Menü für 12,90 Euro vorsieht. In Sachen Wein ist man sehr gut aufgestellt, je sieben offene Weiß- und Rotweine aus der Kategorie „wenig Trinkwiderstand“ warten, fein und aktuell sind sie ausgesucht.

Für Ausflügler mit Frischluftbedarf ein wunderbares Ziel, daneben einfach auch noch voll familientauglich.

dieckmanns.de

Wittbräucker Straße 980

44265 Dortmund

0231 7 74 94 40

Mi–So ab 11 Uhr

Platz 2: Zum Grünen Gaul in Bochum

In Stadtviertel Ehrenfeld, quasi Bochums Prenzlauer Berg, sitzt es sich draußen besonders schön. Der „Gaul“ ist inzwischen schon ein paar Jährchen dort ansässig, dennoch hat sich viel getan.

Der Außenbereich hat sich entscheidend vergrößert und hinter dem Herd steht nun Küchenchef Patrick Olthoff. Gastlichkeit soll in ursprünglicher, traditioneller Weise gelebt werden, was bedeutet, sich nach den Kategorien Regionalität, Nachhaltigkeit und Produktqualität auszurichten.

Das dafür hier aufgestellte Ambiente zählt zu den schönsten Neueröffnungen der 10er-Jahre in der Region. Vorne ist es ein riesiger Tisch, der den Raum dominiert, doch nicht ganz, denn die Wand mit Flaschen ist ebenso ein Hingucker wie der „Hungerturm“, der Glaskasten mit den schnellen Snacks zu Bier und Wein darin.

Zum Einstand gibt es das frühlingshafte Bärlauchcremesüppchen mit Joghurt und gerösteten Erbsen. Sogar vegan ist eine Wirsing-Roulade mit Gemüsesud und Pastinakenpürree. Natürlich kommen Fleischliebhaber auf ihre Kosten, ein Klassiker ist das Rindertatar mit Bio-Eigelb, dazu Haus-Brot und eingelegtes Gemüse.

Die Weinauswahl ist riesig und ausgezeichnet, sogar buchstäblich, denn die hochkarätige Jury der „Star Wine List of the Year Germany“ gab den Sieg in der Kategorie „Best Short Wine List“ nach BO-Ehrenfeld. Gastfreundschaft wird gelebt, mitreißend ist das beeindruckend fröhliche Servicepersonal.


zumgruenengaul.de

Alte Hattinger Straße 31

44789 Bochum
0234 97 64 56 66

Mi–Fr ab 17, Sa, So ab 12 Uhr

Platz 1: Overkamp in Dortmund

Gutbürgerlichkeit auf den Punkt. Und das, ohne je alt zu wirken, bei 300jähriger Tradition: Overkamp.

© ANDREAS ZABEL

„Bis zum heutigen Tage wird allergrößter Wert auf die Verfeinerung der Gasträume und den modernsten Stand der Küche gelegt.“ An diesen Satz aus der Haus-Chronik musste denken, wer im Frühsommer davon hörte, dass Günther Overkamp wieder Großes plant. Ein kulinarisches Zentrum für Verkauf und Events zieht schon bald in die Alte Schmiede gegenüber dem Betrieb ein. Darüber mehr an anderer Stelle.

Hier im Restaurant Overkamp ist nämlich schon seit Jahren eine Art kulinarisches Zentrum, von dem zu verkünden ist. So gelingt es der Küche stets, Regionalität mit internationaler Stilistik zu verbinden. Die Tiefe der Karte ist fast einschüchternd, denn die gutbürgerliche westfälische Küche wird ziemlich umfassend abgearbeitet und international weitergedacht.

Günther Overkamp.

Günther Overkamp. © Overkamp

Da trifft der Gast in der Abteilung Vorspeisen auf ein „Carpaccio vom Irischen Ochsenfilet, Rauke, Dorstener Ziegenhartkäse, Brot / Butter“. Ein Klassiker der europäischen Hochküche. Oder die Küche kümmert sich um Kohlenhydratfeinde:

„Westfalen geht fremd – Fröndenberger Poulardenbrüstchen vom Grill – pikant gewürzt mit Chilischote, mit Black-Tiger Garnele gefüllt, frisches Gemüse aus der Pfanne“. Sehr schick.

Für Genießer wird noch so viel mehr geboten: die hauseigenen Weinabfüllungen teils mit namhaften Winzern, die Saucen, Remouladen und Vinaigretten zum Mitnehmen. Und die Veranstaltungen bis zu den Partys, seit dem Pandemie-Ende im Comeback-Modus. Allrounder.


overkamp-gastro.de

Am Ellberg 1

44265 Dortmund
0231 46 27 36

Mi–So 11–23 Uhr

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