
Tilmann Insinger (l.) vom Amt für Stadterneuerung und der Chef des Fußballmuseums, Manuel Neukirchner, haben Ideen für das Katharinenviertel entwickelt. Das Viertel gegenüber vom Hauptbahnhof soll einen möglichst guten ersten Eindruck von Dortmund bieten. © Peter Wulle
Entrée zur Stadt: Museumschef wünscht sich einen Wow-Effekt für Katharinenviertel
Innenstadt-Quartiere
Die City steht vor einem Wandel. Und unter neun definierten City-Quartieren kommt dem Katharinenviertel eine besondere Bedeutung zu. Der Wunsch nach etwas Besonderem ist hier groß.
Wenn man am Wall aus dem Hauptbahnhof kommt, kann man dem Katharinenviertel kaum ausweichen. Geradeaus gelangt man zur Katharinentreppe. Wer Sinn für Architektur hat, dem wird links sofort der als „gläserne Wolke“ errichtete Bibliotheksbau des Schweizer Architekten Mario Botta auffallen. Fußballfans lenken ihren Blick bestimmt nach rechts auf das Fußballmuseum.
„Es gibt hier aber noch viel mehr. Mit neun Hotels, die ich gezählt habe, ist das Katharinenviertel das touristische Zentrum in Dortmund. Vom U-Turm über das Fußballmuseum, den Comic-Schauraum, die Stadt- und Landesbibliothek, das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte bis hin zum Konzerthaus im Brückviertel lässt sich eine Kulturroute ausbilden“, sagt Tilmann Insinger, Mitarbeiter im Amt für Stadterneuerung.
Und auch, wenn der Name auf ein mittelalterliches Kloster zurückgeht, das sich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts dort befand, wo das Intercity-Hotel (Dortberg-Haus) jüngst eröffnet worden ist, und das der Heiligen Katharina geweiht war, so ist das Katharinenviertel heute eins der großstädtischen Viertel der City. Dafür stehen neben dem Botta-Bau und dem Fußballmuseum vor allem das Harenberg-Center und der RWE-Tower, aber auch die Zentrale der Sparkasse Dortmund oder der Neubau-Komplex des Spar- und Bauvereins am Königswall.
Entrée in die Stadt: der erste Eindruck zählt
Weil der Hauptbahnhof hier direkt vor der Tür liegt, ist das Katharinenviertel ein Ort des Ankommens. Genau als solcher wird es auch im Zwischenbericht des Stadtplaner-Büros Stadt + Handel bezeichnet. Dieses Büro soll im Auftrag der Stadt und bezahlt aus Landesmitteln ein Citymanagement anstoßen und Ideen zur Weiterentwicklung der City vorgeben.
Als Entrée in die Stadt, bei dem der erste Eindruck zählt, fehlt Manuel Neukirchner, dem Direktor des DFB-Fußballmuseums, jedoch einiges. Er hat in den Workshops zur Zukunft des Katharinenviertels mitgearbeitet und sagt: „Das Fußballmuseum und die Stadt- und Landesbibliothek bilden das Tor zur Stadt. Um diesem Ensemble gerecht zu werden, braucht es die Einbindung in ein gestalterisches Gesamtkonzept. Das kann nur eine große Idee sein.“

Die Katharinentreppe gegenüber vom Hauptbahnhof hat als Draußen-Hotspot sicher Potenzial. Die Idee ist, durch Grün die Aufenthaltsqualität hier zu verbessern. © (A) Schaper
„Ja“, sagt, Tilmann Insinger, „die Diskussion um die Gestaltung eines Entrées läuft.“ Auf keinen Fall solle es aber beispielsweise nur eine große Wasserfontäne als Kennzeichnung eines Eingangstors vor der Katharinentreppe sein. Es gelte, mehr zu bieten als verbrannten Rasen vor der Stadt- und Landesbibliothek, so Manuel Neukirchner: „Hier ein grünes Band zu knüpfen und landschaftsarchitektonisch einen Wow-Effekt zu schaffen, das wäre mein Wunsch. Da würden wir uns auch gerne einbringen.“
Wunsch nach Wow-Effekt zur Fußball-EM 2024
„Die Wünsche nach Grün, nach einem Kunstwerk, nach einer Wegeverbindung zeigen die Größe der Aufgabe“, erklärt dazu Tilmann Insinger. Während er hinzufügt „Das ist nichts, was morgen umgesetzt wird“, drückt Manuel Neukirchner aufs Tempo: „Zur Fußball-Europameisterschaft 2024 mit Spielen in Dortmund wäre ein Wow-Effekt schon sehr schön. Zumal das Turnier auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist und viele Fans am Hauptbahnhof ankommen werden. Wenn man die weitere City-Gestaltung anfängt, wo dann anders als hier.“

Als „gläserne Wolke“ ragt der Ende der 90er-Jahre eröffnete Bibliotheksbau von Star-Architekt Mario Botta in Richtung Bahnhofsvorplatz. Davor soll in Zukunft mehr geboten werden als „verbrannter Rasen“. © (A) Oliver Schaper
Im Zwischenbericht von Stadt + Handel sind die Ziele für das Katharinenviertel deutlich defensiver formuliert. Von einem Wow-Effekt steht da nichts.
Es heißt unter anderem vage: „Der öffentliche Raum wird nicht nur als Durchgang genutzt, sondern lädt auch zum Verweilen ein. Der ‚Hinterhofcharakter’ des Platzes von Amiens schwindet und wandelt sich zu einem geschützten Aufenthaltsort als grüne Ruheoase. Der Platz der Deutschen Einheit und die Katharinentreppe, geschmückt mit mobilen Pflanzelementen, runden das Erscheinungsbild eines attraktiven Entrées in die Innenstadt ab.“
Manuel Neukirchner ahnt wohl, dass die EM 2024 abgepfiffen sein wird, ehe eine Diskussion um das Erscheinungsbild am Hauptbahnhof abgeschlossen, Entwürfe vorgelegt, Fördergelder beantragt und genehmigt und Bagger angerollt sein werden. „Bekanntlich“, sagt er, „bewirbt sich der DFB auch um die Ausrichtung der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2027.“

Auch großstädtische Architektur mit dem überragenden RWE-Tower und der Zentrale der Sparkasse kennzeichnet das Katharinenviertel. © (A) Thomas Thiel
Grundlagen für ein Citymanagement
Das Büro Stadt + Handel wurde von der Stadt Dortmund beauftragt, für eine Stärkung der City die konzeptionellen Grundlagen für ein Citymanagement zu erarbeiten. Das Projekt wird mit 100.000 Euro vom Land NRW gefördert und das Büro begann im Juni 2021 seine Arbeit. Die Experten definierten neun Quartiere innerhalb des Walls, die unterschiedliche Stärken und Schwächen aufweisen. In vielen Werkstattgesprächen mit den Akteuren in den Quartieren wurden jeweils Zukunftsideen entwickelt. Diese wurden jetzt in einem Zwischenbericht dargelegt. Der Rat der Stadt erhält am Ende dieses Jahres einen Abschlussbericht als Diskussionsgrundlage. Letztlich soll dann ein „Regiebuch“ beschlossen werden, das von einem Citymanagement für die Dortmunder City umgesetzt wird. Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
