Die Zahl „Drei“ wird gerne als Beginn von etwas Größerem gesehen. „Drei ist `ne Party“, heißt es umgangssprachlich; im Rheinland erklärt man eine Sache, die zum dritten Mal stattfindet, sofort zu einer Tradition; und unter Journalisten werden Vorkommnisse nach drei Wiederholungen schnell zur Serie.
Ist die dritte Filiale eines Cafés also der Beginn einer eigenen Gastro-Kette? Da widerspricht Marina Ulrich. Die Gastronomin hat zwar kürzlich den dritten Standort ihres „Café Lotte“ aufgemacht, doch nein, eine Kette sei das nicht. Ulrich spricht da lieber von ihren Kindern: „Wenn sie drei Kinder haben, kümmert man sich um alle drei und hat alle gleich lieb.“
2009 eröffnete Ulrich zusammen mit ihrem Mann Herbert Lindenberg das erste „Café Lotte“ an der Ecke Saarlandstraße / Dresdener Straße. Das Stammhaus ist inzwischen eine Institution in Dortmunds Gastro-Szene: Anfang des Jahres wurde es bei einer Auswertung des Kaffeehändlers „Coffeefriend“, die auf Google-Bewertungen beruht, zum beliebtesten Café Dortmunds gekürt. 2013 folgte Laden Nummer Zwei am Eingang der Kaiserstraße.
Noch kein Außenschild
Seit Mitte November gibt es nun ein drittes „Café Lotte“ in der Stadt - in allerbester Lage an der unteren Kleppingstraße, mitten in der City. Die Eröffnung erfolgte ohne große Vorankündigung. „Ich hatte schon so viele Termine, die alle nichts wurden“, erzählt Ulrich, „daher dachte ich, dass wir einfach im Trainingsmodus aufmachen.“
Auf sein richtiges Außenschild wartet das neue „Café Lotte“ immer noch, das EC-Karten-Lesegerät funktioniere erst seit kurzem, und hier und da suche man noch etwas länger nach der passenden Kanne, erzählt Ulrich. Dennoch sei das erste Fazit nach einem knappen Monat ein gutes: „Wir sind ganz zufrieden, das funktioniert gut.“

Der neue Laden unterscheidet sich stark von den bisherigen zwei „Café Lottes“: Statt der hohen Altbaudecken ist das „Kleppingstraßen-Lotte“ in einem schlauchförmigen Ladenlokal in einem relativ schmucklosen Nachkriegsbau untergebracht.
Doch trotz seiner relativ niedrigen Decken wirkt das Café hell und freundlich - dafür sorgt die hellbeige Tapete mit leicht japanisch anmutenden Baum-Zeichnungen, die cremefarbenen Tische und Säulen und natürlich die große Schaufensterfront.
Kunden unterscheiden sich
„Ich wollte nicht den 777-sten Laden in schwarz und grau machen“, sagt Ulrich zum Gestaltungskonzept, für das sie einen Bochumer Innenausstatter engagiert hat. „Wir wollen alle Menschen erreichen.“
Das Publikum in ihren drei „Café Lottes“ unterscheide sich durchaus deutlich, findet Ulrich: Die Gäste im Saarlandstraßenviertel achten sehr auf Nachhaltigkeit und bestellen gerne Veganes (Ulrich: „Da verkaufen wir fast so viel Hafer- wie Kuhmilch-Kaffees“). Die Kaiserstraße wiederum sei durch das nahe Land- und Amtsgericht und die vielen Anwaltskanzleien eher businessgeprägt, „da sind die Leute immer auf dem Sprung“, sagt Ulrich.
Die Kleppingstraße sei bisher der Lotte-Standort mit der vielfältigsten Kundschaft, sagt Ulrich. Hier werden bisher kaum vegane Kuchen und Mehrweg-Kaffeebecher nachgefragt, es sei eher ein Ort für eine kurze Verschnaufpause von der Shopping-Tour, „fast schon so wie in Italien, wo man sich bei einem Espresso fünf Minuten Urlaub nimmt“.

Um den dritten Laden logistisch stemmen zu können, haben Ulrich und Lindenberg das Angebot und die Öffnungszeiten in allen drei Standorten angeglichen. „Dafür haben wir die Abendküche gestrichen“, erklärt Ulrich - jetzt gibt es in allen drei Läden die gleiche Speisekarte bestehend aus Frühstück-Gerichten, Salat-Bowls, süßen Kuchen und herzhaften Broten.
Darüber hinaus wurden sieben neue Mitarbeiter eingestellt, so dass laut Ulrich nun über 40 Menschen in Voll- und Teilzeit für ihr kleines „Café Lotte“-Reich arbeiten. „Ich möchte in allen Läden durchgängig gute Qualität anbieten“ - so formuliert Ulrich ihr Ziel.
Dafür setzt Ulich auf „das Besondere im Detail“, wie sie es nennt: „Bei uns bekommt man keine 08/15-Standards.“ Die heiße Schokolade stamme von einer Manufaktur in Österreich, der Kaffee aus einer Bochumer Rösterei, der O-Saft werde aus unbehandelten Orangen gepresst, die Kuchen und Cookies selbst gebacken.
Damit das dritte Ladenlokal ganz ihren Vorstellungen entsprach, haben Ulrich und Lindenberg viel Zeit und Geld in es investiert. Ein gutes halbes Jahr hat es gedauert, um aus dem ehemaligen Feinkostgeschäft ein Café zu machen. Eine Küche wurde eingebaut, ein Tresen, eine Kunden-Toilette. Ein „hoher fünfstelliger Betrag“ stecke im Umbau, sagt Ulrich.
Profiteur der Krise
Schon lange hatten die Lotte-Inhaber nach einem passenden Ladenlokal gesucht - doch erst Corona öffnete ihnen die Türen in die City: „Durch die Krise sind Ladenlokale in der City frei geworden, die vorher für uns unerreichbar gewesen sind.“ Zu den finanziellen Details wolle sie nichts sagen, nur so viel: Vor der Krise sei die Konkurrenz um solche Läden bedeutend größer gewesen.
Umso mehr freut sich Ulrich über ihren neuen Standort: „Die Kleppingstraße ist eine der gepflegtesten Einkaufs- und Gastromeilen in Dortmund, für mich ist das eine der besten Adressen“, sagt sie. „Es gibt hier schöne Läden und viel Gastronomie.“
Als sie gefragt wird, ob sie bereits nach einem vierten Laden Ausschau hält, lacht Ulrich. Nein, aktuell nicht, antwortet sie, aber: „Ich schließe gar nichts aus, ich kann mir das schon vorstellen.“
Es gibt schließlich noch einen bekannten Spruch: „Vier gewinnt.“
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