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„Stehen bei Null“: Coronavirus sorgt für Tiefpunkt einer 72-jährigen Firmengeschichte
Coronavirus
Ein Dortmunder Traditionsunternehmen hat für alle Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt. Der Geschäftsführer klagt: Das Coronavirus ist schlimmer als die Wirtschaftskrise 2009.
Zahlreiche Arbeitsbereiche sind von den Folgen der Coronavirus-Pandemie betroffen, doch eine Branche trifft es besonders hart: die Messebauer, die bundesweit mit Einbußen von bis zu drei Milliarden Euro rechnen.
„So etwas hat es bei uns noch nicht gegeben“, sagt Sven Appel, Geschäftsführer des Dortmunder Traditionsunternehmens Messebau Appel. „Es ist der Tiefpunkt unserer 72-jährigen Firmengeschichte.“
Alle Räder stehen in der Dortmunder Firma still
Erstmals seit 1948 musste der Betrieb unlängst Kurzarbeit beantragen. Konkret bedeutet das: Alle Räder stehen still, die 20 Mitarbeiter bleiben momentan zu Hause.
Aus gutem Grund, erläutert der Geschäftsführer: „Die acht Messen, für die wir im März, April und Mai Aufträge hatten, sind komplett storniert worden. Während der Wirtschaftskrise 2009 mussten wir die Arbeit zwar schon einmal ein Stück herunterfahren, doch momentan stehen wir quasi bei Null. Es ist ein gewaltiger Einbruch.“
Für die Arbeitnehmer eine wenig erfreuliche Situation, bekommen sie derzeit doch nur 60 Prozent ihres üblichen Nettogehalts. „Aber wir haben das gemeinsam besprochen“, fährt Appel fort. „Und alle zeigten Verständnis für diese Maßnahme. Zudem werden wir von der Arbeitsagentur sehr gut unterstützt.“
Der nächste Schritt, so der Geschäftsführer, könnten Überbrückungskredite sein: „Darüber denken wir nach.“ Zudem gelte es derzeit, die laufenden Kosten auf ein Minimum zu senken – denn oberste Priorität sei, die Mitarbeiter trotz der Krise langfristig im Betrieb zu halten.
Da die Absagen für die Messen im März die Dortmunder Firma kurzfristig trafen, stehen die bereits fertigen Stände nun ungenutzt im Lager der Appel GmbH. „Denn wir hatten im Vorfeld ja schon alles produziert“, sagt der Geschäftsführer, „es handelt sich dabei um individuelle Produkte.“
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Appel und wünscht sich, dass ab Juni alles wieder in geordneten Bahnen verläuft und die Stände im Laufe der Zeit zum Einsatz kommen werden.
Ob die auf einen späteren Termin verschobenen Messen aber tatsächlich stattfinden, vermag er nicht zu sagen: „Die Unsicherheit ist extrem.“
Auch eine andere Dortmunder Firma leidet
Ähnlich stellt sich die Situation für Norbert Schwarz dar, Chef des „Messebau Montage Team“, das lange Jahre in Dortmund ansässig war und für die Dortmunder Messe arbeitet.
Zu Beginn der Coronakrise habe er die Maßnahmen noch für übertrieben gehalten, „doch wenn ich jetzt nach Italien blicke, hat man das anfangs wohl zu leicht genommen“.
Trotz des Stillstands, möglicher Kredite und der Kurzarbeit, die auch sein Unternehmen treffen, hat Schwarz die Flinte noch nicht ins Korn geworfen: „Wir leben noch!“