Veranstaltungs-Absagen wegen Coronavirus: „Wir wollen die Infektionsketten unterbrechen“

© Oliver Volmerich

Veranstaltungs-Absagen wegen Coronavirus: „Wir wollen die Infektionsketten unterbrechen“

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Bis Mitte April soll es in Dortmund keine Veranstaltung mit mehr als 1000 Besuchern geben. Das soll die Ausbreitung des Coronavirus bremsen. Die Zahl der Infizierten ist auf 7 gestiegen.

Dortmund

, 10.03.2020, 17:51 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Verantwortlichen der Stadt haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Das war deutlich zu spüren, als Oberbürgermeister Ullrich Sierau am Dienstagmittag verkündete, welche Konsequenzen die Stadt aus einem Erlass des Landes zur Eindämmung des Corona-Virus ziehen will.

Am Vorabend hatten sich Vertreter der Städte im NRW-Gesundheitsministerium ausgetauscht. Die Botschaft war klar: Um die Ausbreitung des Corona-Virus zu bremsen, soll es in ganz NRW keine Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern mehr geben. „Wir haben da null Ermessensspielraum“, sagte Sierau.

Konkret betroffen sind davon die nächsten Spiele der Fußball-Bundesliga. Das Revierderby des BVB gegen Schalke 04 wird ohne Zuschauer stattfinden. „Weil die Gesundheit absoluten Vorrang hat, muss akzeptiert werden, dass es Geisterspiele gibt“, sagte Sierau.

Er machte deutlich, dass die Stadt aber auch inhaltlich hinter den Vorgaben des Landes steht. „Wir wollen vor die Lage kommen und unseren Beitrag leisten, die Infektionsketten zu unterbrechen. Wir werden deshalb in Hinblick auf Veranstaltungen konsequent sein“, kündigte der OB an.

Nähere Infos am Mittwoch

Welche Veranstaltungen außer dem Revierderby betroffen sein werden, wird sich im Laufe der Woche zeigen. Und dabei geht es nicht nur um Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern. Am Dienstagnachmittag trafen sich bereits die Vertreter diverser Kultureinrichtungen mit Kulturdezernent Jörg Stüdemann, um über die Lage zu beraten. Auf der Kippe stehen so gleich mehrere ausverkaufte Konzerte im Konzerthaus.

Das Problem ist: Die Stadt kann erst auf Basis des Landeserlasses rechtlich bindende Verfügungen erlassen. Darüber soll an diesem Mittwoch der städtische Krisenstab beraten. Man werde aber auch mit den Veranstaltern sprechen und möglicherweise Auflagen erlassen, kündigte Sierau an.

Das gilt etwa für das Reitturnier um den Signal-Iduna-Cup in den Westfalenhallen, bei dem das Publikum ebenfalls außen vor bleibt. Bei der geplanten Baumesse in der Messe Dortmund werde man um eine Verschiebung nicht umhinkommen, sagte Sierau.Und tatsächlich kündigten die Westfalenhallen am Dienstagabend an, mehrere Frühjahrsmessen zu verschieben.

Gespräche mit Veranstaltern

„Wir hoffen sehr, dass alle den Ernst der Lage erkennen, einsichtig und kooperationsbereit sind.“ Einige Veranstalter haben bereits Konsequenzen gezogen. So sagte die IG Metall die für den heutigen Mittwoch im Freischütz geplante Jubilarehrung ab. Das FZW und die Warsteiner Music Hall sagten bis Ostern alle größeren Konzerte ab.

Appell an Eigenverantwortung

Auch die Stadt wird eigene Veranstaltungen, die für die nächsten Wochen geplant sind, verschieben, kündigte der OB an. Er appellierte aber auch an die Eigenverantwortung der Bürger. Wer jetzt etwa das Revierderby gemeinsam in einer Kneipe verfolgen wolle, müsse überlegen, dass es um die eigene Gesundheit gehe. Am Ende müsse jeder für sich selbst entscheiden. „Da gibt es dann auch eine Selbstverantwortung für die eigene Gesundheit, aber auch eine Verantwortung für die Gesundheit anderer Fußball-Fans.“

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Gesundheitsamts-Leiter Dr. Frank Renken sprach vor diesem Hintergrund von einer veränderten Gefahrenlage. Die Gefahr, sich anzustecken gehe nicht mehr nur von Menschen aus, die aus Risikogebieten kommen. Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheitswesen müssten weiter funktionieren, betonte Sierau. Deshalb soll es bis auf Weiteres auch keine Schulschließungen geben.

Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Dortmund hat sich im Laufe des Dienstags von vier auf sieben erhöht. Die neuen Betroffenen waren in Italien im Urlaub und wiesen nur leichte Symptome auf, teilte die Stadt mit. Es handele sich um eine Dortmunderin, die in Schwerte arbeitet und keine engen Sozialkontakte in Dortmund hat, sowie um ein Paar aus Dortmund. Für alle Betroffenen hat das Gesundheitsamt Quarantäne für 14 Tage angeordnet.

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