Zoo-Tiere schlachten wegen der Krise? Dortmunder Zoodirektor nimmt Stellung

© Dieter Menne

Zoo-Tiere schlachten wegen der Krise? Dortmunder Zoodirektor nimmt Stellung

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Der Tierpark Neumünster denkt wegen fehlender Einnahmen in der Coronavirus-Krise öffentlich über Notschlachtungen seiner Tiere nach. Ist das auch in Dortmund ein Thema?

Dortmund

, 16.04.2020, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Superwetter und Osterferien. Normalerweise wäre es jetzt drubbelig voll im Dortmunder Zoo. Doch bis auf die Bauarbeiter, die manchen Tieren mit ihrem Baulärm auf die Nerven gehen, herrscht vor den Gehegen Leere und Stille. Wegen der Ausgangsbeschränkungen ist auch der Zoo gesperrt. Damit fehlen die Einnahmen. Die Tiere aber brauchen ihr Futter, das bezahlt werden muss.

Der Zoo in Neumünster denkt deshalb bereits öffentlich über Notschlachtungen nach. Zoodirektorin Claudia Caspari erklärte gegenüber anderen Medien, wenn sie kein Geld mehr habe, Futter zu kaufen, würde sie im schlimmsten Fall „Tiere schlachten, um andere Tiere zu füttern.“ Der Tierpark Neumünster sei ein Verein und finanziere sich momentan noch durch Spenden.

Zoodirektor Brandstätter „Das ist unethisch und illegal“

Wie sieht das im Zoo Dortmund aus? Hier würden keine Tiere geschlachtet, weil in der Krise das Futter knapp oder ihre Haltung zu teuer werde, stellt Zoodirektor Dr. Frank Brandstätter auf Anfrage klar.

Ohne die Aussage der Kollegin aus Neumünster bewerten zu wollen, sagt er: „Natürlich ist das Schlachten und Verfüttern von Tieren wie Antilopen und Schafen an Raubtiere nicht verwerflich, zumal man sich dann über die Qualität des Fleisches sicher sein kann. Was aber gar nicht geht, ist, wegen des Coronavirus Tiere zu schlachten. Das ist vollkommen unethisch und illegal. Wenn ich als Zoo die Tiere nicht versorgen kann, muss ich den Zoo dichtmachen.“

Auch der Dortmunder Zoo führe in Einzelfällen eigene Tiere dem Futterkreislauf zu, sprich: verfüttere Zootiere an andere Zootiere. Doch etwa „seltene Antilopen oder Menschenaffen zu verfüttern, ergibt keinen Sinn“, so Brandstätter.

Als Futtertiere kämen im Grunde alle Haus- und Nutztiere infrage, die auch sonst vom Menschen verzehrt würden. Allerdings könne man die Nutztiere aus dem Zoo nicht Menschen zum Verzehr geben, da Zootiere nicht nach den Vorschriften der Lebensmittelbranche gezüchtet worden seien.

Adäquates Futter für Beutegreifer

Auch Zoobesuchern müsse klar sein, das man Beutegreifern wie Adlern und Löwen adäquates Futter geben muss. „Und Hackfleisch ist kein geeignetes Futter“, sagt Brandstätter: „Und wenn wir schlachten, schlachten wir ordentlich, nämlich in Hausschlachtungen. Wir transportieren die Tiere nicht hunderte Kilometer durch Europa.“

Auch der Dortmunder Zoo habe gerade bei dem guten Wetter Einnahmeverluste – „und die werden den städtischen Haushalt belasten“, sagt der Zoodirektor: „Wer den Zoo unterstützen möchte – und das wollen derzeit erfreulicherweise viele Menschen – kann dem Förderverein beitreten oder die Patenschaft für ein Tier übernehmen. Das Geld für die Patenschaft wird 1:1 in Tierfutter investiert.“

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