
© Oliver Schaper
Aufmarsch der „neuen Bürger“: Coronaschutz-Gegner demonstrieren in Schutzanzügen
Demonstration
Deutlich weniger Coronaschutz-Gegner als angemeldet kamen zur Kundgebung in der Innenstadt. In ihren Redebeiträgen stellten sie sich als Opfer dar. Eine Inszenierung war beeindruckend.
Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter an, der Inzidenzwert liegt über 50. Die zweite Welle ist in Dortmund angekommen. Die Folgen sind verschärfte Schutzmaßnahmen für das öffentliche Leben: Maskenpflicht und Kontakt-Einschränkungen. Es gibt Menschen, die darin nicht Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung sehen, sondern dieses Vorgehen ablehnen.
Demo verzögert sich, weil keiner da ist
Diese versammelten sich am Sonntag (18.10.) um 14 Uhr auf dem Friedensplatz. Die selbsternannten „Querdenker“ hatten eigentlich 3.000 Teilnehmer für ihre Veranstaltung angekündigt. Dementsprechend war die Zahl der Einsatzkräfte der Polizei hoch.
Das Aufgebot war zum offiziellen Beginn um 14 Uhr aber noch nicht gerechtfertigt. Die Teilnehmerzahl kratzte an der 100er-Marke. Um 15 Uhr ging dann das offizielle Programm auf der kleinen Bühne los, mittlerweile waren einige Hundert Leute vor Ort. Die Polizei sprach zwischenzeitlich von etwa 600 Teilnehmern.
Akribisch kontrollierte wurde die Maskenpflicht - denn zahlreiche Demo-Teilnehmer trugen keine Mund-Nasen-Bedeckungen. Die Polizei kontrollierte, ob bei ihnen Atteste vorlagen, die sie aus medizinischen Gründen von der Maskenpflicht befreiten. Ergebnis: Rund 200 Demo-Teilnehmer konnten solche Bescheinigungen vorweisen.
In zwei Fällen sah die Polizei die Atteste als offenkundig gefälscht an. Es wurden entsprechende Ermittlungen eingeleitet.
Auf der Bühne sprach unter anderem Artur Helios, eine bekannte Figur aus der Szene der sogenannten „Querdenker“. Seine Ansprache und auch die übrigen Redebeiträge folgten dabei einem Schema: Man leugne Corona nicht, sehe nur die Freiheit und Rechte durch die Corona-Schutzmaßnahmen bedroht. Zwischendurch gibt es auch musikalische Auftritte, die Botschaft blieb die gleiche.
„Neue Bürger“ marschieren auf
Die „Querdenker“ sind aber vielfach nicht nur Kritiker der Maßnahmen, sondern sehen hinter Corona etwas Größeres: Das wurde bei der Dortmunder Demo besonders deutlich, als eine Inszenierung vor der Bühne startete: Die sogenannten „neuen Bürger“ marschierten auf, Demonstranten in Ganzkörperschutzanzügen – sie spielen Ja-Sager, die einem totalitären Regime folgen. Für die sogenannten „Querdenker“ sind das Symbole für Menschen, die sich an die Schutzmaßnahmen halten und die die „Querdenker“-Szene kritisieren.
Gemeinsam machten sich die geschätzt zu diesem Zeitpunkt anwesenden etwa 700 „Querdenker“ dann um 16 Uhr auf zum Demo-Spaziergang rund um den Wall. Die Polizei sperrte jeweils Teilbereiche für die Demonstrierenden ab. Zu einem Verkehrschaos kommt es nicht.
Nach etwas mehr als einer Stunde ist der Spaziergang vorbei, die Menge versammelt sich wieder auf dem Friedensplatz. Wieder folgen Redebeiträge und Musik. Die „Querdenker“ sehen sich dabei als Opfer. Es werden direkte und indirekte Vergleiche zur Judenverfolgung und Apartheid gezogen.
Um 18 Uhr ist die Veranstaltung vorbei, der Friedensplatz leert sich. Die Polizei hat in der Spitze 1.100 Teilnehmer gezählt, früher am Tag war von etwas unter 600 Teilnehmern die Rede. Zwischenfälle gab es keine.
1990 im Emsland geboren und dort aufgewachsen. Zum Studium nach Dortmund gezogen. Seit 2019 bei den Ruhr Nachrichten. Findet gerade in Zeiten von Fake News intensiv recherchierten Journalismus wichtig. Schreibt am liebsten über Soziales, Politik, Musik, Menschen und ihre Geschichten.
