Besonders Taschendieben fehlt derzeit ihre „Arbeitsgrundlage“.

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Corona-Krise beeinflusst die Kriminalität in Dortmund

rnStraßenkriminalität

„Corona hat Auswirkungen auf die Straftäter“, sagt ein Sprecher der Polizei Dortmund. Die Pandemie mache viele Delikte schwieriger. Aber auch neue Maschen entstehen.

Dortmund

, 07.04.2020, 08:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Auswirkungen der Corona-Krise sind vielfältig – das bestehende Kontaktverbot etwa lässt die Wirtschaft wanken und viele Arbeitnehmer um ihre Beschäftigung bangen. Aber da ist noch mehr:

„Corona hat Auswirkungen auf Straftäter“, sagt Peter Bandermann, Pressesprecher der Polizei Dortmund auf Anfrage dieser Redaktion. „Es erschwert ihnen die Arbeit“.

Besonders zu beobachten sei das bei der Straßenkriminalität. „Straftaten im Straßenraum gehen derzeit allesamt runter – die Tatgelegenheiten fehlen“, führt Bandermann aus. Aktuelle Zahlen zu einzelnen Bereichen kann die Polizei hier auf Anfrage am Montag nicht nennen, dazu sei eine gesonderte Auswertung nötig.

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Taschendiebe gehen leer aus

„Das beste Beispiel ist der Taschendiebstahl“, sagt Bandermann. Das Coronavirus nehme den Taschendieben sozusagen ihre Arbeitsgrundlage – diese sei Nähe zum Opfer: „Das dichte Gedränge ist der Tatort für den Taschendieb.“

In der vollen Bahn oder einer Warteschlange sei es ein leichtes, unbemerkt mit einer Rasierklinge eine Jackentasche aufzuschlitzen. Doch diese Gedränge fallen derzeit größenteils weg.

In Zeiten, in denen man darauf achtet mindestens anderthalb bis zwei Meter Abstand zu anderen Menschen zu halten, sei es für Taschendiebe kaum noch möglich, sich jemandem unauffällig zu nähern.

Laut Einschätzung der Kriminalpolizei liege der Rückgang der Straßenkriminalität zudem daran, dass sich weniger Menschen im Freien bewegen, es somit weniger „Tatgelegenheiten“ gebe. Außerdem bestehe „auch für die Täter ein vorher nicht vorhandenes Infektionsrisiko“, das auch sie nicht eingehen wollten.

Nur fünf Einbrüche in einer Woche

Ein zweites Beispiel sind die Wohnungseinbrüche. Auch hier gehen die Fallzahlen laut Polizei zurück. Ein Blick auf das Wohnungseinbruchsradar für Dortmund und Lünen zeigt etwa lediglich fünf polizeibekannte Wohnungseinbrüche für die 14. Kalenderwoche (30.3. bis 5.4.), bei denen es zudem bei zwei Fällen beim Versuch geblieben ist. Zwei Wochen zuvor waren es etwa noch 14 Fälle.

„Einbrecher sind eigentlich scheue Menschen – das können wir an ihrer Arbeitsweise sehen“, sagt Bandermann. Dadurch, dass sich viele Menschen in Corona-Zeiten mehr Zuhause aufhalten und auch von dort aus arbeiten, sind die „Tatorte plötzlich bewacht“ – das Entdeckungsrisiko steige.

Nicht außer Acht zu lassen sei allerdings, dass die Wohnungseinbruchszahlen schon vor der Corona-Pandemie deutlich gesunken sind. Im Juni 2019 hatte es die kleinste Fallzahl seit 2012 gegeben.

Betrüger machen sich Corona zunutze

Taschendiebe oder auch Einbrecher mögen vielleicht derzeit „arbeitslos“ sein – das gilt jedoch nicht für alle Straftäter. Betrüger erschließen bereits neue Möglichkeiten, sich das Coronavirus für zunutze zu machen.

Die Polizei warnt davor, dass besonders Senioren Ziele von Straftätern seien, die sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ausgeben und ihren Opfern einen Corona-Test anbieten und dafür dann etwa Geld verlangen.

Die Stadt Dortmund verweist ausdrücklich darauf, dass die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes nie ohne Absprache für die Tests vorbeikommen.

Auch falsche Spendenaufrufe per E-Mail beobachtet die Polizei häufiger. Beim Thema häusliche Gewalt seien die Zahlen derzeit allerdings noch unauffällig – Experten befürchten allerdings eine trügerische Ruhe vor dem Sturm.

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Keine Rückschlüsse für die Zukunft

Bandermann warnt davor, aus den bisherigen Erkenntnissen der Auswirkungen von Corona auf die Kriminalität Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu ziehen. „Das Kontaktverbot besteht erst etwas über zwei Wochen – wir sind noch am Anfang der Pandemie“, sagt Peter Bandermann.

Wie sich das Verhalten der Menschen über einen längeren Zeitraum in so einer Situation entwickele, könne er nicht beurteilen: „Das muss man beobachten.“