Angst vor der Spritze? Daran liegt es nicht.

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Corona-Impfungen: Bei zwei Gruppen hakt es in Dortmund besonders

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Warum steigt die Impfquote in Dortmund kaum noch? Das liegt nicht nur an geringer Lieferung, erklärt der Leiter des Impfzentrums. Zwei Gruppen erreiche man nur sehr schwer.

Dortmund

, 29.06.2021, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Etwas mehr als die Hälfte, mehr aber nicht: Schon seit einigen Wochen steigt die Impfquote in Dortmund nur noch leicht, Anfang der Woche auf knapp über 53 Prozent. Warum so langsam?

Dr. Reinhard Büker muss es wissen. Er ist nicht nur medizinischer Leiter des Impfzentrums Dortmund auf Phoenix-West. Der Urologe begleitet auch weitere Sonderaktionen, so wie am Samstag in der Schule am Hafen.

„Mehrzahl geimpft? Das ist nur ein Eindruck“

Dort hatten die Ärztin Fatma Michels und die Lehrerin Zümrüt Ekiz mit ihrem Team organisiert, dass 300 Menschen Johnson & Johnson erhalten können: vor allem Eltern von Schülern, aber auch Nachbarn oder andere Menschen, die wollten. Gerade solche Aktionen bräuchte es, unterstrich Büker.

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„Wir unterstützen Initiativen, die in gesellschaftliche Gruppen hineingehen, die eher schwierig einen Zugang zu unserer aktuellen gesellschaftlichen Form finden.“ Nicht alle erreiche man über die üblichen Wege. Und oft täusche der Eindruck.

Dr. Reinhard Büker ist Leiter des Impfzentrums in Dortmund.

Dr. Reinhard Büker ist Leiter des Impfzentrums in Dortmund. © Althoff, Bjoern

„Zunehmend hat man den Eindruck, dass die Mehrzahl um einen herum schon geimpft ist“, so Büker: „Aber das ist nur ein Eindruck.“ Das mag am eigenen Umfeld liegen.

Gruppe eins: Es liegt nicht nur an der Sprachbarriere

In seiner Urologie-Praxis seien 90 Prozent der Patienten geimpft. Auch in den Sportvereinen seiner Söhne sei die Impfquote sicher deutlich höher als die 53 Prozent. Aber zwei Gruppen gebe es, an die man bisher kaum herankomme.

„Schwer erreichen wir gerade Gruppen aus dem osteuropäischen Raum“, erklärt Büker. Was wiederum nicht an Sprachbarrieren liege, sondern auch an einem anderen Faktor.


Oft habe man es mit Menschen zu tun, die „in den Heimatländern schon ein Grundmisstrauen zur öffentlichen Hand hatten“. Hier leiste die Stadt Dortmund „sehr gute Arbeit“, aber „kann eben auch nicht jeden erreichen“. Zumal man die zweite Gruppe nicht über die Herkunft definieren könne, sondern über einen anderen Faktor.

Gruppe zwei: „Die kennen gar keinen Hausarzt“

„Die zweite große Gruppe besteht aus denjenigen, die bisher gar nicht in dieser Priorisierung vorgesehen war“, erklärt Büker. Es seien die 18- bis 45-Jährigen, vor allem die Männer, „die gar keinen Hausarzt kennen, die auch nie einen Arzt in Anspruch nehmen. Die fallen durch alle Raster, es sei denn, sie hatten das Glück, betriebsärztlich geimpft zu werden.“

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Bei denen helfe nur eins: „Reklame, Reklame, Reklame. Unser Ziel ist es, gerade in diesen prekären Gruppen präsent zu sein und bei jeder Gelegenheit, die sich irgendwie bietet, zu impfen.“

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Wobei: Er könne diejenigen sogar verstehen, die sich bisher nicht hätten impfen lassen. „Denn es ist rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Mal wird eine Priorisierung aufgebaut, dann wieder nicht.“ Das sei selbst für Fachleute wie ihn schwierig nachzuvollziehen.