Dr. Prosper Rodewyk aus Dortmund ist Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. © Stephan Schütze

Covid-Schutz

Corona-Impfstoff ab Januar knapp: „Das ist zu erwarten gewesen“

Wird der Impfstoff Anfang 2022 knapp? Gesundheitsminister Lauterbach warnt davor. Ein Arzt aus Dortmund ist darüber weniger überrascht – und hat einen Tipp für alle, die sich impfen lassen wollen.

Dortmund

, 15.12.2021 / Lesedauer: 4 min

Sein Vorgänger habe zu wenig bestellt. So erklärte der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) jetzt einen drohenden Impfstoff-Mangel. Im ersten Quartal 2022, also schon in wenigen Wochen, habe man einfach zu wenig. Ein Arzt aus Dortmund hat eine Idee, woran das liegen könnte.

Dr. Prosper Rodewyk ist Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und betreibt zusammen mit Kollegen eine Praxis in Hörde. Er erklärte am Mittwoch (15.12.) als Reaktion auf Lauterbachs Erstaunen: „Das ist zu erwarten gewesen.“

Ärzte haben schon lange mit Liefer-Engpässen zu tun

Seit Monaten schon spricht Rodewyk über den Stand der Lieferung, immer wieder aufs Neue. Oft kam weniger Biontech, als er und seine Kollegen aus anderen Praxen wollten. Bei Patienten unbeliebte Impfstoffe blieben hingegen lange liegen, manchmal bis über das Ende des Haltbarkeitsdatums hinaus.

Im November wurden die Biontech-Bestellungen gedeckelt. Stattdessen gab es Moderna nahezu grenzenlos. Aus einem ganz praktischen Grund, wie Rodewyk erläutert.

Moderna läuft ab – „Alle sollen jetzt kommen“

Der Impfstoff von Moderna läuft bald ab, muss also jetzt verabreicht oder bald weggeworfen werden. Ist das Verfallsdatum erreicht, darf der Impfstoff nicht mehr gespritzt werden, allein schon aus rechtlichen Gründen.

Und dieser Termin stehe bei vielen Fläschchen Anfang 2022 an. Das sei laut Rodewyk der Grund, dass es zu dem Mangel kommen werde.

Lars Rettstadt bestätigt das. Er betreibt mit einem Kollegen eine Praxis in Scharnhorst und ist Bezirksvorsitzender des Hausärzteverbandes. Nur bis Ende Dezember dürfe man den Moderna-Impfstoff, den man bisher geliefert bekommen habe, noch verwenden. Am 1. Januar sei diese Charge abgelaufen.

„Unprofessionell, in höchstem Maße unprofessionell“ sei das, ärgert sich Rettstadt. In Richtung des ehemaligen Gesundheitsministers Jens Spahn, aber auch allgemein in Richtung Ministerium. Da würden doch auch Fachleute sitzen und im Zweifelsfall im Alltag auch mal ohne Minister zurechtkommen. „Aber ich kann doch nicht zum Boostern aufrufen und gleichzeitig feststellen, dass kein Impfstoff da ist.“

Ärzte impfen abends, am Wochenende, fast überall

Rodewyk bemüht sich, einen positiven Aspekt zu sehen: „Man kann nur daraus ziehen: Alle sollen jetzt kommen und sich boostern lassen.“ Idealerweise noch vor Weihnachten. Denn jetzt gebe es überall niederschwellige Angebote an so vielen Orten in der Stadt. „Und in den Praxen wird quasi rund um die Uhr geimpft“, unterstreicht Rodewyk.

„Das Problem ist nicht, dass wir nicht genügend Ärzte haben“, erklärt Rettstadt. Ganz im Gegenteil: Überall würden sich die Kollegen engagieren – und das auch abends und am Wochenende, auch als Angebot für Berufstätige. Er selbst sei am Wochenende im Poco-Möbelmarkt in der Nordstadt gewesen. Ganz gezielt dort, wo die Impfquote niedriger sei, verdeutlicht Rettstadt.

Nach Weihnachten könnte es schwer werden

Rodewyk ist am kommenden Samstag im Einsatz. In der eigenen Praxis, wo 300 Impfungen anstehen würden. Das sagt er, als er am Mittwochmittag von einem Hausbesuch kommt – natürlich zum Corona-Impfen. Ansonsten ist er nach der Praxis-Schließung oft im BVB-Stadion, im dortigen Impfzentrum. „Das ist eine stressige Zeit, aber wir sehen die Notwendigkeit“, unterstreicht Rodewyk.

Nur: Man solle jetzt kommen. Denn: „Viele Praxen haben ja zwischen Weihnachten und Neujahr zu. Und diejenigen, die offen haben, kommen wahrscheinlich nicht viel zum Impfen.“

Impfzentrums-Betreiber: „Das wäre das Worst-Case-Szenario“

Wie es Anfang 2022 wird? Keiner in Dortmund weiß es. Weder die Ärzte noch die Stadt. Bisher sei man vom Bund „nur sehr spät und wenig transparent über die konkret zu erwartenden Impfstoffmengen informiert“ worden, heißt es aus dem Rathaus.

Dabei würde man sich über „frühzeitige Hinweise auf die tatsächliche Verfügbarkeit des Impfstoffes“ sehr freuen, „weil wir so unsere Impfangebote daran ausrichten und vorausschauend planen könnten.“

Und auch beim Gesundheitsdienstleiter Prävent, dem Betreiber der Impfzentren auf Phoenix-West und bei DSW21, zuckt man eher mit den Schultern: „Am Ende des Tages haben wir keinen Einfluss“, sagt der kaufmännische Leiter Henrik Fibbe. Aber, natürlich: Sollte tatsächlich kaum noch Impfstoff kommen, wo man gerade alle Ressourcen hochgefahren habe, „wäre das das Worst-Case-Szenario“.

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