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Impfpflicht, 2G: Was will die Anmelderin der Corona-Demos?
Montags-Demos in Dortmund
Geht es gegen eine Impfpflicht, gegen 2G- und 3G-Regelungen – oder was ist genau der Grund für die Corona-Demos montagabends in Dortmund? Die Anmelderin sagt, sie habe ganz andere Ziele.
Maßnahmen-Kritiker – mit diesem Begriff könne sie gut leben, sagt Janine Beicht. Die 42-Jährige ist Anmelderin der Corona-Demonstrationen, die es an Montagabenden in der Dortmunder Innenstadt gibt. Hunderte kommen, um ihren Unmut kundzutun.
„Frieden, Freiheit, Wechselstimmung“, wird skandiert. Es gibt recht sachliche Plakate gegen die Impfpflicht, gegen 2G- und 2G-Plus-Maßnahmen, gegen Ausgrenzung von Ungeimpften, aber auch knallharte Statements wie die Fahne „‘N Scheiß muss ich“. Was eint die Teilnehmer? Vor allem aber: Was will die Anmelderin der regelmäßigen Demos eigentlich?
Keine Impfpflicht, kein 2G mehr? Das reicht nicht
Dass die Politik die Idee einer generellen Impfpflicht fallen lässt, jetzt da die Inzidenzen fast überall fallen – Janine Beicht sagt, sie könne sich das nicht vorstellen. Und wenn doch? Nicht ausreichend, um mit den Demos aufzuhören, findet sie.
Dann die 2G-Regelungen, durch die Ungeimpfte nicht in Restaurants und Geschäfte dürfen? Sind die der Knackpunkt? Auch die könnten ja wegfallen, wenn es in Richtung Frühling und Sommer wärmebedingt weniger Corona-Fälle gibt. Selbst dann, unterstreicht Beicht, wolle sie weiter Demonstrationen anmelden.

Viele Lichterketten sind zu sehen bei den Protesten. Zumindest in Reden positioniert sich die Demo-Anmelderin Janine Beicht deutlich gegen Rechts. © Schaper
Politiker sollen „Volksvertreter“ sein und sich entschuldigen
„Erst wenn sich die Politiker so verhalten, als wären sie wirklich die gewählten Volksvetreter, die in unserem Sinne handeln“, würde sie aufhören, kündigt Beicht an – vorher nicht. Und woran macht sie das fest?
Entschuldigungen wolle sie hören für falsche Maßnahmen und Eingeständnisse von Fehlern. Und generell eine andere Politik in Sachen Corona. Konkreter wird Beicht in diesem Moment nicht. Ihre Ansichten zu Masken, Tests und Impfstoff erläutert sie aber ausgiebig.
Nutzlose Masken? Tödliche Impfstoffe?
„Wenn die Masken ja was bringen würden ...“, sagt Beicht. FFP2-Masken würden keinerlei Viren aufhalten, behauptet sie. Das widerspricht allerdings dem wissenschaftlichen Stand. Medizinische Masken halten demnach sehr wohl Viren auf.
Dann die Impfstoffe. Sie kenne zwei Personen, die 24 Stunden nach dem Booster gestorben seien, sagt Beicht. Kerngesunde Sportler, durch Herzinfarkt – und das werde nirgendwo erfasst. Nein, aus Dortmund seien die nicht. Doch mehr Details nennt die Demo-Anmelderin nicht.
Kein Vertrauen in Ärzte und Wissenschaft
Auf keinen Fall werde sie sich impfen lassen. Im Impfzentrum habe ihr ja niemand garantieren können, dass sie in zehn Jahren nicht schwer krank werde. Beicht traut nicht. Nicht der gängigen Ärzte-Meinung, dass Nebenwirkungen minimal seien, auch bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna. Nicht der Aussage, dass Impf-Folgen stets in den Tagen und Wochen nach dem Stich beginnen, nicht erst Jahre später. Und erst recht traut sie nicht den Politikern.
„Der Herr Lauterbach ist der einzige, der sich hinstellt und sagt, dass die Impfung vollkommen ungefährlich ist.“ Noch so ein Satz, der faktisch einfach nicht stimmt, von dem Beicht aber überzeugt wirkt.
In der Pflegebranche beschäftigt, aber nur noch kurz
Wenn eine Frau neben ihr die Impfstoffe als „biologische Kampfstoffe“ bezeichnet, wie es auch in Querdenker-Telegram-Gruppen oft heißt – dann widerspricht Beicht nicht. Und wenn neben ihr behauptet wird, dass an den Selbsttest-Stäbchen krebserregende Stoffe hängen würden – auch dann nickt sie nur kurz.
Ihren Job als Grafik-Designerin habe sie aufgeben müssen, so Beicht. Der Grund: dass sie sich nicht habe impfen lassen wollen. Jetzt arbeite sie in der Pflege, aber auch nur noch einen Monat, dann komme ja die Impfpflicht für die Branche.
Trotz Attest mit Maske: „Vorbildfunktion“
Sie habe ein Maskenattest, seit längerem schon. Trotzdem trage sie auf den Demos natürlich eine Maske, ihrer „Vorbildfunktion“ wegen. Generell gilt auf Beichts „Lichterspaziergängen“ wie auf allen Demonstrationen derzeit eine Maskenpflicht – außer für kleine Kinder und Befreite mit Attest.
Rund 650 Teilnehmer kamen zuletzt montagsabends zu den Demos. Viele Unzufriedene, die Beichts Einladung gefolgt sind. Die Anmelderin deutet an, auch nach Ende der Corona-Pandemie würden ihr die Themen nicht ausgehen: Sie sei ja auch gegen Lobbyismus. „Und das kapitalistische System funktioniert auch nicht mehr so.“
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
