
© dpa
Commerzbank: „Viele haben sich im Lockdown um ihr Geld gekümmert“
Jahresbilanz
Mehr Kunden, mehr Baufinanzierungen und ein hohes KfW-Kreditvolumen: Die Commerzbank in Dortmund ist gut durch die Corona-Krise gekommen. Zwei Trends zeichneten sich für die Privatbank ab.
In der Corona-Pandemie war es die große Herausforderung für die Commerzbank in Dortmund, ihren 806 Firmenkunden zur Seite zu stehen und sich für die Flut an plötzlich auftauchenden Fragen zu wappnen.
„Die Unternehmen sind ja mit großer Ungewissheit in die Pandemie gestartet. Niemand wusste im März vergangenen Jahres, wie lange der Lockdown und die Pandemie insgesamt dauern würden“, sagt Marc Werner, Niederlassungsleiter Firmenkundengeschäft für die Region Dortmund.
Tagtäglich sei man vor allem in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres mit den Förderinstituten, also mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der NRW-Bank, im Austausch gewesen, um die nötigen Liquiditätshilfen für die Firmen bereitstellen zu können.
Genehmigte KfW-Kredite in Höhe von 128,6 Millionen Euro
Zudem seien die digitalen Angebote stark ausgebaut worden. Unter anderem habe man in nur 48 Stunden eine digitale Antragsstrecke aufgebaut, hieß es im Gespräch zur Jahresbilanz der Privatbank.
„Das waren extrem herausfordernde Zeiten“, sagt Marc Werner, „ich hätte mir vorher nicht ausmalen können, dass wir allein in Dortmund mal über die Bereitstellung von 128,6 Millionen Euro für genehmigte KfW-Kredite reden würden.“

Marc Werner leitet das Firmenkundengeschäft der Commerzbank in Dortmund. Er verzeichnet für 2020 ein stagnierendes Firmenkredit-Volumen von knapp einer Milliarde Euro. Wie Marc Werner erklärt, wurde der einerseits erhöhte Kreditbedarf in der Gesamtbilanz durch den andererseits geringeren Finanzierungsbedarf all jener Firmen aufgehoben, die Investitionsvorhaben wegen der Corona-Krise erst mal wieder zurückstellten. © Commerzbank
Gezogen wurden diese Kredite am Ende in diesem Umfang nicht. Die Commerzbank in Dortmund vergab 2020 letztlich KfW-Kredite in Höhe von 68 Millionen Euro. „Nicht einmal die Hälfte der Unternehmen hat also die angefragten Kredite beansprucht. Das lag daran, dass viele sich zunächst auf den schlimmsten Fall vorbereiteten, im Sommer dann aber Verbesserungen spürten“, so Marc Werner.
Negativzinsen für vermögende Neukunden
Deutlich gewachsen ist das Privatkundengeschäft. „Auch wir haben, wie andere Banken, einen Zuwachs bei den Einlagen. Gleichzeitig haben wir heute aber auch mehr Kunden, die in Aktien anlegen, als vor einem Jahr“, sagt Niederlassungsleiter Christian Erber. Die Lockdown habe dazu geführt, dass sich Kunden verstärkt um ihre Geldanlage kümmerten: „Viele haben den Kurssturz im Frühjahr 2020 genutzt und Wertpapiere gekauft - davon einige zum ersten Mal.“
Besonders beliebt waren Wertpapiersparpläne. Ihre Zahl stieg in Dortmund um 25,8 Prozent. Insgesamt erhöhte sich das Depotvolumen um 3,4 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro.

Christian Erber leitet die Commerzbank-Niederlassung in Dortmund. Er verzeichnet einen Kundenzuwachs. 2020 stieg die Zahl der Privat- und Unternehmerkunden um 1547 auf 115.736. © Commerzbank
Weil für die privaten Kundeneinlagen auf tagesfälligen Konten 0,5 Prozent Verwahrentgelt an die Europäische Zentralbank (EZB) abgeführt werden muss, lässt sich die Commerzbank von vermögenden Neukunden diese Kosten bezahlen. „Wir möchten da keinen Tourismus. Deshalb vereinbaren wir bei Neukunden ab 100.000 Euro einen Negativzins“, so Christian Erber.
Optimismus für die zweite Jahreshälfte
Während die Niedrigzinsphase für Sparer schlecht ist, ist sie für Häuslebauer gut. „Die extrem niedrigen Zinsen, die deutlich unter einem Prozent liegen, ermöglichen vielen den Traum von den eigenen vier Wänden. Dabei geht der Trend raus aus der Stadt ins Grüne, besonders Immobilien mit Gärten und Balkonen waren 2020 gefragt“, stellt Christian Erber fest.
Die Baufinanzierungen sind dementsprechend 2020 gestiegen - um 163 Millionen Euro. Das Gesamtvolumen der Commerzbank an Baufinanzierungen in Dortmund beträgt zurzeit 974 Millionen Euro.
Optimistisch blicken Christian Erber und Marc Werner auf das laufende Jahr. „Für das zweite Halbjahr rechnen wir mit einem Wirtschaftswachstum und steigenden Aktienkursen“, sagen beide. Sie verweisen auf die vorhandenen Guthaben auf den Konten, von denen sicher viel genutzt werde, wenn durch das Impfen die Corona-Krise ende. Und sie verweisen darauf, dass es für Kapitalanleger wegen der niedrigen Leitzinsen wenige Alternativen zu Aktien gebe.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
