Er war bis 2020 Vorsitzender des Cityrings, hat als solcher die beliebten Cityring-Konzerte initiiert - die in diesem Sommer wieder stattfinden sollen - und ist im In- und Ausland ein geschätzter Botschafter der Stadt. Der Unternehmer Dirk Rutenhofer erhielt am Donnerstag (12.1.) von den Dortmunder Kaufleuten den City-Ring 2023.
Die Verleihung dieses edlen Handschmucks ist jedes Jahr nicht nur ein fixer Termin für die Innenstadt-Händler, sondern auch für die Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur.
Wurde der Festakt in den vergangenen Jahren durch die Corona-Pandemie ausgebremst und fanden die Ehrungen von Heinz-Herbert Dustmann (2021) und Patrick Arens (2022) jeweils nur im kleinen Rahmen statt, so kam diesmal wieder das Who-is-who der Stadtgesellschaft zusammen.
Über 200 Gäste honorierten im Westfälischen Industrieclub am Alten Markt das City-Engagement von Dirk Rutenhofer. „Er ist mit seinem vielseitigen Wirken unauslöschlich mit dieser Stadt verbunden – ein wahrer und zutiefst engagierter City-Akteur. Er fördert in vielerlei Hinsicht die Kultur in Dortmund.
Auch als Geschäftsführer der Weckbacher Sicherheitssysteme GmbH prägt er nachhaltig das innovative Bild unserer Stadt weit über Deutschland hinaus“, erklärte Tobias Heitmann, Vorstandsvorsitzender des Cityrings Dortmund, in seiner Laudatio.

In Schüren geboren
Für Oberbürgermeister Thomas Westphal waren es drei Os, die ihm zu Dirk Rutenhofer einfielen: Optimismus („Deshalb haben Sie wohl auch die OB-Kandidatur für die CDU letztlich ausgeschlagen“), Original („Sie sind ein Dortmunder Junge, bodenständig“), Oh-la-la („Mit profanen Sachen darf man Ihnen nicht kommen - bodenständig ist gut, aber es darf auch ein bisschen schick sein“).

Der sichtlich bewegte Preisträger, der 1963 in Schüren geboren wurde, lediglich einen Hauptschulabschluss machte, dann eine so großartige Unternehmer-Karriere hinlegte und Wagner, Rossini sowie Kleist, Goethe und Schiller liebt, bedankte sich mit lobenden Worten:
„Dem Kreis der zahlreichen renommierten Persönlichkeiten, die den City-Ring erhalten haben, nun selbst anzugehören, ist eine große Ehre für mich.“ Der Clou: 16 seiner Vorgänger - so viele wie noch nie - waren bei der Verleihung anwesend. Darunter Ex-BVB-Präsident Dr. Gerd Niebaum, Filmemacher und Künstler Adolf Winkelmann und Ballettdirektor Xin Peng Wang. Bereits seit 1976 wird der City-Ring verliehen.
Der Festakt im Westfälischen Industrieklub ist immer auch Gelegenheit, die Lage der City aus Sicht der Händlerschaft dazulegen. Cityring-Chef Tobias Heitmann tat dies ausführlich.
Nach deutlicher Kritik an der Bundesregierung („Es ist eine Energiepolitik der Hoffnung - der Hoffnung auf milde Winter“) und dem Kopfschütteln über die vermutlich acht Jahre dauernde Bauzeit der neuen A-45-Brücke bei Lüdenscheid („Die Golden Gate Bridge in San Francisco wurde vor 90 Jahren in nur 4,5 Jahren gebaut“, kam er auf den Wandel der Innenstädte zu sprechen.
Kunden fahren nach Düsseldorf
Die hohe Inflation führe zur einem relevanten Kaufkraftverlust. „Der Konsum“, sagte Heitmann, „wird massiv in den niedrigen und mittleren Einkommensklassen eingeschränkt. Teile der Bevölkerung werden verstärkt in Geschäften wie Primark oder Kik einkaufen und die Kunden mit etwas mehr Geld fahren halt nach Düsseldorf.“
Das sei ein schleichender Prozess und Karstadt eines der ersten Opfer. Der Warenhauskonzern habe freilich auch eigene Probleme: „Sollte Karstadt in Dortmund bleiben, muss das Sortiment massiv geändert werden.“ Staatshilfen dürfe es auf jeden Fall nicht (mehr) geben.

Erfreut stellte Tobias Heitmann fest, dass es in diesem Jahr ein Citymanagement geben wird und die vielen Baustellen fast alle fertiggestellt seien. Jetzt müsse aber auch gestaltet werden: „Der Städtetag hat ein paar Megatrends für die Innenstädte erarbeitet: Die Besucher der City wünschen sich mehr Grün in der Stadt und mehr lokale Produkte im Handel. 82 Prozent der Bürger möchten gerne bei der Gestaltung der Innenstädte mitreden. Und 80 Prozent halten Parkplätze in der City für sehr wichtig.“
Die Lage des Drogenkonsumraums direkt hinter der Thier-Galerie, sagte Heitmann vor allem gegenüber OB Westphal, werde ein Dauerthema bleiben. „In keiner Stadt Deutschlands liegt der Raum so zentral wie hier in Dortmund. Es kommen mittlerweile sehr viele Abhängige aus dem ganzen Ruhrgebiet nach Dortmund, weil hier alles so schön zentral ist und man als Drogenkonsument keinerlei Repressalien fürchten muss“, so Heitmann.
Auch Obdachlosigkeit sei nach wie vor ein Problem in der City. Nach finnischem Vorbild („Housing first“), so regte er an, solle Obdachlosigkeit mit eigenen Wohnungen und nicht mit Massenunterkünften bekämpft werden.
Ja zu einem Radwall-Test
Damit hatte der Cityring-Chef den Oberbürgermeister herausgefordert. „Schon vor Jahrzehnten wurde in Dortmund das Wohnraum-Vorhalte-Programm gestartet. Da kannten die Finnen den Begriff ‚Housing first‘ noch gar nicht“, sagte Thomas Westphal etwas schnippisch und kündigte den Händlern an, das Thema nochmal aufgreifen zu wollen.

Gemeinsam mit der Kaufmannschaft will er auch das Reizthema Radwall in diesem Jahr besprechen. Von einem „Sargnagel für die City“ sprach Tobias Heitmann diesmal nicht, weil es in den vergangenen Tagen offensichtlich schon eine gute Verständigung mit der Stadtverwaltung über eine „faktenbasierte Umsetzung“ gegeben hat.
„Wir begrüßen“, sagte er überraschend, „eine temporäre Sperrung einer Spur auf dem Wall, um die Nutzung zu beobachten und die Räder automatisch zu zählen. Wenn dann die Nachfrage so enorm hoch wie angenommen ist, dann kann man immer noch final bauen.“
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