Jedes Jahr sterben in Deutschland 65.000 Menschen durch den plötzlichen Herztod. „Fast ein ganzes Stadion voll“, sagt Prof. Helge Möllmann, Kardiologe aus dem Dortmuner St. Johannes Hospital. Ändern ließe sich das in vielen Fällen durch den Einsatz eines Defibrillators.
Möllmann war am Donnerstag (20.6.) zu Gast beim FC Brünninghausen. Damit wird nun eine Initiative von Horst Tieling, 2. Vorsitzender des Vereins, umgesetzt. Zwei Jahre hat es gebraucht, von der Idee bis zur Umsetzung.

Und noch länger ist es her, dass die Idee geboren wurde: Es war 2021, als Tieling die Fußball-EM seinerzeit verfolgte. Und er sah, was alle damals sahen: Er sah den dänischen Spieler Christian Eriksen auf dem Feld zusammenbrechen. Szenen, die niemand, der sie gesehen hat, vergisst - auch Tieling nicht.
Tielings Gedanke damals: Was würde passieren, wenn so etwas auf einem der Dortmunder Sportplätze geschähe? Der Spieler hätte vermutlich in so einem Fall nicht überlebt. Keine Defibrillatoren auf den Sportplätzen der Stadt (laut Auskunft des Oberbürgermeisters seinerzeit) und vermutlich nur wenige Menschen, die überhaupt gewusst hätten, was man damit macht.
Das ließ Tieling nicht ruhen. Und nun ist der Brünninghauser am Ziel: Im Vereinsheim Am Hombruchsfeld standen am 20. Juni rund 50 Vertreter von Vereinen aus ganz Dortmund, um zu lernen, wie man im Fall des Falles mithilfe eines Defibrillators beherzt eingreift. Motto: „Fußballer lernen Wiederbelebung“.
Kardiologe Helge Möllmann kommt nicht im weißen Kittel ins Vereinsheim, er kommt im Deutschlandtrikot und mit anschaulichen Erklärungen für die medizinischen Laien, die ihm alle aufmerksam folgen und so begreifen, warum so ein Defibrillator in manchen Fällen eben die einzige Chance ist, das Leben eines Menschen zu retten: Dann, wenn eine Herzdruckmassage allein das Organ nicht mehr wieder in den richtigen Takt bringen kann.
Und er macht klar: Auch wenn das Rettungssystem in Dortmund gut sei, aber „die Überlebenswahrscheinlichkeit sinkt mit jeder Minute des Nichttuns“. Das passiere eben oft aus Angst, etwas falsch zu machen.
Neben Helge Möllmann ist Uwe Göbel ins Brünninghauser Vereinsheim gekommen. Göbel arbeiten für die Deutsche Herzstiftung, die diese kostenlosen Schulungen in Kooperation mit dem DFB, dem Deutschen Fußballbund organisiert. Göbel hat viele Jahre Piloten von Eurowings geschult.
Nun ist er für die Gesundheit rund um den Fußball unterwegs, nach eigenen Angaben im ganzen Land – „von Armina Bielefeld bis Alemannia Aachen“, sozusagen. An diesem Junitag 2024 in Brünninghausen sitzen ihm neben dem heimischen FC Vereinsvertreter unter anderem des Kirchhörder SC, des BSV Schüren, des VfL Hörde und des Hombrucher SV gegenüber.
Ratsbeschluss 2023
2023 stimmte der Rat der Stadt für die Anschaffung der Defibrillatoren „im gesamten Stadtgebiet der Sportvereine und der Einrichtungen, die durch die Sport- und Freizeitbetriebe bewirtschaftet werden“ zu. Zuvor hatte Horst Tieling im eigenen SPD-Ortsverein, in der Hombrucher Bezirksvertretung das Thema auf die Tagesordnung gesetzt.
Zwischen 1200 und 2000 Euro kostet ein Defibrillator ungefähr. Nun seien die Aufträge zur Beschaffung der Geräte raus, berichtete Sylvia Terweiden, Referentin der Geschäftsführung der Sport- und Freizeitbetriebe Dortmund, auf dieser ersten Schulung. Die Auslieferung der ersten Geräte könne nun bald beginnen.
Der Däne Christian Eriksen steht bei der laufenden Fußball-EM wieder auf dem Platz. Nicht alle Betroffenen werden es so wie der Profi wieder auf den Fußballplatz schaffen - aber sie könnten, dank Defibrillatoren und geschulter Vereinsmitglieder, überleben.
Weitere Termine
Für alle weiteren Schulungstermine können sich interessierte Fußballvereine per E-Mail an sfb-defis@stadtdo.de anmelden. Die Termine finden am Donnerstag, 29. August, 26. September und 21. November statt und beginnen jeweils um 18 Uhr im Vereinsheim des FC Brünninghausen.
Eine aktuelle Terminübersicht findet sich auch auf der Homepage der Sport- und Freizeitbetriebe Dortmund.
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