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Chef für Seniorenheime gesucht: Kandidatinnen lassen sich wählen - und springen ab
Dortmunder Seniorenheime
Die Stadt muss den Chefposten bei den Dortmunder Seniorenheimen neu besetzen, tut sich aber schwer: Die erste Kandidatin hat sich vor Monaten zurückgezogen. Das Gleiche ist jetzt wieder passiert.
Martin Kaiser (67), Geschäftsführer der Städtischen Seniorenheime Dortmund GmbH (SHDO), dürfte beim Blick auf den Kalender allmählich skeptisch werden.
Eigentlich wollte Kaiser Ende April 2021 in den Ruhestand gehen. Daraus ist nichts geworden: Die Suche nach einer Nachfolgerin gestaltet sich weit schwieriger als erwartet. Vorsichtshalber hat er seinen Vertrag schon mal bis zum 30. September 2021 verlängert.
Dabei schien eigentlich alles klar: Die erste Kandidatin, eine Frau aus dem Awo-Bezirk Westliches Westfalen, war bereits im Herbst 2020 vom Aufsichtsrat gewählt worden. 2021 sollte sie ihren Dienst bei der SHDO antreten und Kaiser beerben.
Überrascht mussten die Aufsichtsrats-Mitglieder aber später zur Kenntnis nehmen, dass die anschließenden Verhandlungen zwischen der Kandidatin und der Stadt als alleinige Gesellschafterin der SHDO geplatzt waren. Wo genau der Haken lag, bleibt bis heute unklar. Man habe sich „über einzelne Bestandteile des Vertrages nicht einigen können“, heißt es.
Exakte Gründe für den Rückzug bleiben unklar
Die Stadt startete den zweiten Anlauf. Wieder gab es ein von Personalberatern begleitetes Ausschreibungsverfahren. Dabei kam es sogar auch zu einer Einigung: Im März entschieden sich die SHDO-Aufsichtsräte für eine neue Bewerberin aus Süddeutschland, die Erfahrung im Pflegebereich und auch in Leitungsfunktionen mitbrachte.
Die Rathaus-SPD hatte sich bereits darauf eingerichtet, sich am Montag (31.5.) in der Fraktion persönlich von der Kandidatin überzeugen zu können. Der Termin musste wenige Tage vorher gestrichen werden: Die Kandidatin kam nicht. Auch sie hatte bereits wieder abgewinkt.
Die genauen Gründe für den Rückzug bleiben auch bei dieser Personalie vage. An der Vergütung dürfte es wohl kaum liegen: Ausweislich des städtischen Beteiligungsberichts 2019/2020 lagen die Bezüge des noch amtierenden Geschäftsführers bei rund 226.000 Euro/Jahr – inzwischen dürfte es möglicherweise etwas mehr sein.
Die Stadt nimmt jetzt den dritten Anlauf
Sozialdezernentin Birgit Zoerner kennt die Knackpunkte, die zum Rückzug der zweiten Kandidatin geführt haben. Sie hielt sich bei der SPD-Fraktionssitzung mit Details aus den Verhandlungen aber zurück.
Und nun? Ein drittes Ausschreibungsverfahren gibt es derzeit nicht. Dafür kommt nun die insgesamt dritte Kandidatin ins Spiel. Sie war beim jüngsten Auswahlverfahren im Aufsichtsrat auf dem zweiten Platz der Bewerberliste gelandet. Dort sollen insgesamt drei Namen vermerkt sein.

Martin Kaiser (Archivbild) © Vahlensieck (A)
Auch die neue Kandidatin stammt aus dem Süddeutschen und verfügt über Leitungserfahrung im Pflegebereich. Ob es nun endlich im dritten Anlauf klappt, bleibt aber vorerst offen. Immerhin konnte Dezernentin Zoerner der SPD-Fraktion melden, die Bewerberin habe Interesse signalisiert und befasse sich mit den Inhalten des Vertrages.
Stadt-Tocher steht vor neuen Aufgaben
Lange darf die Entscheidung nicht auf sich warten lassen: Die Personalie soll vor den Sommerferien klargezogen werden - und deshalb bereits in der kommenden Ratssitzung am Donnerstag, 24.6., zur Abstimmung vorliegen.
Wer immer die Nachfolge von Noch-Geschäftsführer Kaiser antritt, übernimmt ein insgesamt rund 1000 Mitarbeiter starkes Unternehmen, das mit seinen Service- und Pflegeangeboten ein Stück Daseinsvorsorge für Dortmund betreibt.
Neben der Überwindung der Coronakrise müssen künftig Konzepte her, wie die SHDO ihre Angebote in Wohnquartieren in Zukunft ausweiten und welche Partnerschaften sie dabei knüpfen kann – etwa mit Wohnungsgesellschaften. Dabei könnten irgendwann auch die Arbeitskräfte zum Thema bei der SHDO werden: Der Fachkräftemangel in der Pflege ist allgegenwärtig - und die Coronakrise hat ihn zusätzlich verschärft.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.