Die Lütgendortmunder CDU-Vorsitzende Petra Trümper, ihr Stellvertreter Daniel Schürhoff und 11 weitere Mitglieder treten kurz vor der Kommunalwahl aus der Partei aus. Damit verliert die Ortsunion Lütgendortmund ein Drittel ihrer Mitglieder.

© Beate Dönnewald

CDU-Knatsch löst Austrittswelle aus: 13 Mitglieder geben Parteibuch ab

rnKommunalwahl 2020

Kurz vor der Kommunalwahl gibt es großen Ärger bei der Dortmunder CDU. Schwere Vorwürfe stehen im Raum. 13 Mitglieder einer Ortsunion treten deshalb aus der Partei aus – auch die Vorsitzende.

Lütgendortmund

, 31.07.2020, 14:32 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mit Blick auf die Kommunalwahl im September könnte der Zeitpunkt für die Dortmunder CDU nicht schlechter gewählt sein: 13 Mitglieder einer Ortsunion, darunter ein Teil des Vorstands, treten zum 1. August 2020 aus der Partei aus.

„Wir sind die Intrigen und Manipulationen leid“, sagen Petra Trümper (57), seit knapp neun Jahren Vorsitzende der Ortsunion (OU) Lütgendortmund, und ihr Stellvertreter Daniel Schürhoff (25). Ein Weitermachen komme für sie nicht infrage.

„Ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn ich weiterhin für diese Partei antrete“, sagt der angehende Lehrer Daniel Schürhoff. Petra Trümper ergänzt: „Bei der CDU bröckelt es an vielen Ecken. Pöstchen verschieben und Leute ausknocken, das ist übrig geblieben.“

„Lütgendortmund ist immer hinten rüber gefallen“

Konkret geht es um die Kandidatenlisten, die für die Wahl der Bezirksvertretung (BV) und den Rat aufgestellt wurden. Unzufrieden sei man aber schon deutlich länger. „Lütgendortmund ist immer hinten rüber gefallen, wir waren immer benachteiligt“, sagt das scheidende Vorstands-Duo.

Mitte Mai schrieb die OU Lütgendortmund deshalb einen Brandbrief an den CDU-Kreisvorsitzenden Steffen Kanitz. Darin prangert sie zum einen an, dass die OU Lütgendortmund durch die „Stimmendominanz von Bövinghausen in vermuteter Zusammenarbeit mit Oespel/Kley“ bei der Vergabe für die besten Plätze auf der BV-Liste wieder nicht berücksichtigt worden ist.

Zum anderen kritisiert die OU, dass sie auch bei der Nominierung der CDU-Ratskandidaten leer ausgegangen ist. Petra Trümper hatte sich große Chancen ausgerechnet. Doch nicht sie, sondern Annette Becker, seit 2019 als Nachrückerin im Rat, erhielt den sicheren Listenplatz 18. Becker gehört zwar der OU Lütgendortmund an, tritt als Direktkandidatin aber für den Wahlkreis Marten/Oespel-Kley an. Für Trümper blieb ursprünglich Listenplatz 29.

Auf der Delegiertenkonferenz am 6. Juni rutschte Petra Trümper in ihrer Abwesenheit auf Platz 40. „Michael Zechner hat meinen Platz angefochten und die knappe Mehrheit hat sich für ihn entschieden“, so Trümper. Es sei ein No-Go, ein Mitglied aus dem eigenen Stadtbezirk auszuhebeln. Daraufhin hat sie ihre Kandidatur zurückgezogen.

Heinz Neumann weist Vorwürfe zurück

Im Schreiben an Kanitz taucht mehrfach der Name des Bövinghauser Ratsvertreters Heinz Neumann auf. Vor allem ihn machen die Verfasser für die jahrelange Benachteiligung der OU Lütgendortmund verantwortlich. Die schweren Vorwürfe der Manipulationen und Intrigen koppeln sie mit seiner Person. Er sorge gezielt für Unruhe innerhalb der Ortsunionen und mit dem sicheren Ratslistenplatz von Annette Becker „scheinen Herrn Neumanns Planungen wieder einmal aufzugehen“, heißt es in dem Brief.

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Heinz Neumann weist die Vorwürfe als „seltsam und unberechtigt“ zurück. Er habe sich schon vor Jahren von der Parteiarbeit im Stadtbezirk zurückgezogen, um seinen Aufgaben in mehreren Ausschüssen des Rates nachzukommen. Bei der Delegiertenversammlung sei er urlaubsbedingt nicht anwesend gewesen, zur Aufstellung der BV-Liste könne er nur wenig sagen. „Grundsätzlich gilt, dass man bei Wahlen Mehrheiten haben muss, also genügend Mitglieder und Delegierte.“

Ratsvertreterin Annette Becker räumt ein, dass sich im Laufe der Zeit auch persönliche Abneigungen ergeben hätten. Die Aufstellung der Kandidatenliste folge aber einem Grundprinzip: „Jeder dritte Platz wird von einer Frau besetzt (circa 30 Prozent weibliche Mitglieder). 5 weibliche CDU-Ratsmitglieder sind länger dabei als ich, ich bin also die sechste. 3 x 6 macht 18.“

Annette Becker (Wahlkreis 33), Sabine Rollwagen (Wahlkreis 34) und Michael Zechner (Wahlkreis 35) bilden das Ratskandidaten-Team der CDU im Stadtbezirk Lütgendortmund. Rollwagen ist für Petra Trümper nachgerückt.

Annette Becker (Wahlkreis 33, l.), Sabine Rollwagen (Wahlkreis 34) und Michael Zechner (Wahlkreis 35) bilden das Ratskandidaten-Team der CDU im Stadtbezirk Lütgendortmund. Rollwagen ist für Petra Trümper nachgerückt. © CDU Stadtbezirk Lütgendortmund

„Da die Ortsunionen Marten und Oespel/Kley selbst keinen Ratskandidaten stellen konnten, wurde es mir angetragen. Dieses Angebot habe ich gerne angenommen, weil so die Möglichkeit bestand, eine Kandidatin für Lütgendortmund und eine für Marten bzw. Oespel/Kley durchzubringen.“ Zum „Listenplatz-Tausch“ von Zechner/Trümper sagt sie: „Jeder einzelne Kandidat hat die Möglichkeit, für sich einen höheren Listenplatz zu erstreiten, was auch mehrfach geschehen ist.“

Dr. Arne Küpper, Vorsitzender des CDU-Stadtbezirks Lütgendortmund, bedauert die Austritte. Es respektiere die Entscheidung, für ihn stehe die Partei aber stets über persönlichen Empfindungen. Er betont: „Es handelte sich hier um demokratische Wahlen, die nicht zu beanstanden sind.“ Aber auch er hätte eine ausgewogene BV-Besetzung bevorzugt.

Mitglieder wollen mit Austritt ein Zeichen setzen

Zu dem Vorwurf der Intrigen und Manipulationen wollte Küpper sich nicht äußern. „Schlussendlich musste in dem konkreten Fall eine Mehrheit überzeugt werden, von der Person und Persönlichkeit.“

Das weiß auch die OU Lütgendortmund. Bei Petra Trümper sitzt die Enttäuschung gerade deshalb tief. Sie fühle sich nach neun „Hardcore-Jahren“ mit unermüdlichen Wahlkampf-Einsätzen für die Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen von vielen im Stich gelassen.

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Die 13 OU-Mitglieder wollen mit ihrem Austritt ein Zeichen setzen: „Es soll ein Weckruf für die Partei sein, vielleicht wird sich ja dadurch etwas ändern“, hofft Daniel Schürhoff. Er sei mit viel Enthusiasmus 2016 in die Partei eingetreten. „Um Mitstreiter zu finden, um gemeinsam etwas zu bewegen.“ Doch genau das Gegenteil sei der Fall. Die Arbeit in der OU Lütgendortmund hingegen habe ihm große Freude bereitet, deshalb sei ihm die Entscheidung, aus der Partei auszutreten, sehr schwer gefallen.