Waren 2009 Konkurrenten um den Parteivorsitz (v.l.): Klaus Wegener, Uwe Waßmann und Steffen Kanitz.

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Prominentes CDU-Mitglied fordert Rücktritt des Dortmunder Parteichefs

rnKommunalwahlkampf

Mitten im Wahlkampf gibt es Stunk bei der Dortmunder CDU: Klaus Wegener, Präsident der Auslandsgesellschaft, fordert in einem Brief den Rücktritt von Parteichef Steffen Kanitz. Dessen Antwort überrascht.

Dortmund

, 24.07.2020, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es war bereits ein Tuschel-Thema bei der Kreisvertreterversammlung der CDU am 6. Juni in der Aula der Gesamtschule Scharnhorst. Die Partei hob Dr. Andreas Hollstein als ihren Oberbürgermeister-Kandidaten auf den Schild, und Parteichef Steffen Kanitz war nicht anwesend. Er hatte sich von Partei-Vize Claudia Middendorf wegen einer familiären Angelegenheit entschuldigen und vertreten lassen.

Zumindest nach außen war Kanitz in den vergangenen Monaten als Kreisvorsitzender kaum sichtbar. Seit zwei Jahren ist er im Norden Deutschlands beruflich stark eingespannt, pendelt zwischen Dortmund und Peine und versucht den Spagat zwischen persönlicher Leidenschaft für die Politik und beruflicher Notwendigkeit.

Schwerer Vorwurf

Jetzt platzte aber Klaus Wegener, Parteimitglied ohne Mandat und Präsident der Auslandsgesellschaft in Dortmund, offensichtlich der Kragen über die Abwesenheit des Kreisvorsitzenden im Wahlkampf: Er schrieb Kanitz „einen offenen Brief“, den er fünf weiteren Personen zur Kenntnis gab, und forderte den Rücktritt des Parteichefs.

Zu dem kleinen Kreis der Adressaten zählte der sogenannte Lenkungskreis der CDU mit dem Vorsitzenden der CDU-Ratsfraktion Ulrich Monegel, Vize-Fraktionsvorstand Sascha Mader, Vorstandsmitglied Uwe Waßmann sowie Bürgermeister Manfred Sauer und OB-Kandidat Hollstein. Unter anderem wirft Wegener Kanitz in dem Schreiben vor, sich mit dem taktischen Festhalten am Parteivorsitz die Optionen auf eine erneute Bundestagskandidatur sichern zu wollen.

Kanitz: „Die CDU Dortmund ist handlungs- und kampagnenfähig“

Auf Anfrage will sich Wegener dazu nicht äußern: „Kein Kommentar.“

Dafür redet aber Steffen Kanitz - und weist das Ansinnen zum jetzigen Zeitpunkt zurück. „Es gibt eine zwischen dem Vorsitzenden und seinen Stellvertretern abgestimmte Arbeitsaufteilung, die sicherstellt, dass die CDU Dortmund in Wahlkampfzeiten handlungs- und kampagnenfähig ist. Alles andere wird nach der Kommunalwahl geklärt.“

Zur Wahl stehe nicht der Parteivorsitzende, so Kanitz weiter - sondern dem Oberbürgermeisterkandidaten Dr. Andreas Hollstein sowie den Bewerbern für Rat und Bezirksvertretungen gehöre die ganze Aufmerksamkeit.

Aus dem engeren Parteizirkel ist zu hören, dass Kanitz schon sehr früh gesagt habe, man müsse nach der Kommunalwahl zu einer anderen Lösung kommen. Wegeners Brief komme zur Unzeit.

Parteivize Claudia Middendorf bestätigt auf Anfrage, dass sie gemeinsam mit den beiden anderen Stellvertretern Sascha Mader und Thorsten Hoffmann die Führung des Kreisverbandes bisher gut gestemmt bekommen habe. „Andreas Hollstein muss unserer ganzes Augenmerk sein.“

Mit 25 Jahren zum Parteichef gewählt

Auch Fraktionschef Monegel ist wenig erfreut über Wegeners Brief: „Das ist terminlich völlig unpassend. Das kann man diskutieren, und das wird auch diskutiert. Aber wir sind handlungsfähig, und das funktioniert gut.“

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Middendorf erinnerte daran, dass Steffen Kanitz im Jahr 2009 „als Hoffnungsträger für die CDU“ zum jüngsten Kreisverbandsvorsitzenden Deutschlands – damals war er 25 Jahre alt – gewählt worden sei. Klaus Wegener unterlag damals bei einer Kampfabstimmung gegen Kanitz und wurde Parteivize.

Von 2013 bis 2017 war Steffen Kanitz Mitglied des Bundestags, verpasste aber bei der letzten Bundestagswahl ein erneutes Mandat. Während seiner Bundestagszeit war der Diplom-Kaufmann Mitglied der Endlagerkommission, wurde danach Generalbevollmächtigter der Bundesgesellschaft für Zwischenlager mbH (BGZ) und ist mittlerweile Mitglied der Geschäftsführung der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in Peine.