
Robert Duolamou musste viele bürokratische Hürden überwinden, um eine Förderung während seiner Ausbildung zu erhalten. © Cornelia Thiele
Lange Wartezeit: Dortmunder Auszubildender geht durch Bürokratie-Hölle
Ausbildung
In Deutschland fehlen Fachkräfte. Und doch gibt es hohe Einstiegs-Hürden für Bewerber. Vor allem, wenn sie nicht gut Deutsch sprechen. Ein Dachdecker-Lehrling aus Dortmund bekam das zu spüren.
Menschen die sich für eine Ausbildung entscheiden, müssen auch in der Berufsschule bestehen, um einen Abschluss machen zu können. Mathematische und technische Kenntnisse sind gerade im Handwerk sehr wichtig. Spricht man dann aber nur bedingt Deutsch, kann es schwierig werden.
Cornelia Thiele von der Dachdecker-Firma „Freund Bau“ aus Dortmund-Marten erzählt, die Theorie in der Berufsschule sei sehr anspruchsvoll. Selbst wenn man gut Deutsch spräche, wäre der Stoff äußerst fordernd. Menschen mit Migrationshintergrund hätten es also umso schwerer.
Der Dachdeckerbetrieb „Freund Bau“ bildet gerne und viel aus. An Bewerbungen mangele es nicht – zuletzt kamen sie oft gerade von jungen Leuten mit Migrationshintergrund, wie Thiele berichtet.
So auch Robert Duolamou: 2018 sei er aus Guinea nach Deutschland geflüchtet. Dort begann er 2019 seine Ausbildung zum Dachdecker. Zu Beginn sprach er, so Thiele, nur sehr gebrochenes Deutsch. Im zweiten Lehrjahr fiel er deshalb durch viele seiner Prüfungen. Da die Berufsschule laut Thiele nichts unternahm, beschloss die Firma, Duolamou unter die Arme zu greifen. Sie wollten ihm Nachhilfe besorgen.
Viele Hürden für Förderung nötig
Doch was so einfach erscheint, endete in einem Bürokratiehorror. Insgesamt vier Monate sei Thiele damit beschäftigt gewesen, Förderung für den Lehrling zu beschaffen.
Die finanzielle Förderung müsse bei der Agentur für Arbeit beantragt werden. Dies erfordere aber viel Geduld: unzählige Telefonate, Schreiben und Treffen waren nötig. Die Firma stand nach Angaben Thieles sogar kurz davor, die Kosten für die Nachhilfe selbst zu übernehmen.
Schließlich habe Robert Duolamou aber seine Nachhilfe bekommen, dank des Durchhaltevermögens von ihm und der Firma. Dies konnte nur mit viel Durchhaltevermögen erreicht werden, sagt Cornelia Thiele.
Thiele bemängelt besonders die Herausforderungen, die mit solch einem Prozess verbunden seien. „Wir haben als Handwerksfirma nicht die Zeit, uns durch die Bürokratie der Förderprogramme zu kämpfen [...]. Das Ganze muss schneller und unbürokratischer werden“, erzählt sie. Nicht viele Firmen würden solch einen Aufwand für ihre Lehrlinge betreiben. Zudem werde der Fachkräftemangel immer größer.
Cornelia Thiele wünscht sich mehr Unterstützung von der Landespolitik und der Handwerkskammer. Es solle von Anfang an Nachhilfe für Menschen zur Verfügung gestellt werden, die schlecht Deutsch sprechen.
Doch sie sagt auch, das Bildungsniveau sei in Deutschland generell gesunken. Auch Auszubildende mit Deutsch als Muttersprache würden teilweise Nachhilfe benötigen.
Nachhilfe notwendig, um Abschluss zu schaffen
Sie betont, Duolamou arbeite hervorragend. In der Praxis könne man als Unternehmen auch Hilfestellung leisten. „Aber um die Theorie zu schaffen, brauchen die Azubis einfach zusätzliche Unterstützung“, erzählt Thiele. Der Firma war es wichtig, ihn sicher durch die Berufsschule zu bringen.
Robert Duolamou schloss im Juli 2022 seine Ausbildung ab. „Ohne die Nachhilfe hätte ich die Ausbildung niemals geschafft“, sagt er. Besonders Deutsch und Mathematik seien ihm anfangs schwer gefallen. Durch die Förderung habe er jedoch große Fortschritte gemacht. Nach der Arbeit noch Nachhilfe zu haben, sei anstrengend gewesen. Doch es habe ihm auch Spaß gemacht, erzählt Duolamou.
Heute ist er Junggeselle bei „Freund Bau“ – und seiner Firma sehr dankbar.