Stefan Baumgart gehört Dortmunds einzige Bootswerft Hier lassen Reiche ihre Yacht restaurieren

Einzige Bootswerft Dortmunds: Wo Reiche ihre Yacht restaurieren lassen
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Bootsbauer Stefan Baumgart gerät ins Schwärmen, wenn er vor seiner Yacht „Riva Super Aquarama“ aus dem Jahr 1965 steht. Die Bootswerft Baumgart, die seinem Vater gehört, die aber Stefan Baumgart leitet, hat die Yacht selbst bergen lassen. Eigentlich will er sie restaurieren, doch weil die Kunden vorgehen, kommt er nicht dazu.

Das Interesse an der Yacht ist riesig. „Kunden fragen mich oft, ob die Yacht zum Verkauf steht“, schmunzelt er. Baumgart ist leidenschaftlicher Segler und Handwerker. In seinem Betrieb mit 18 Mitarbeitern packt der Chef selbst an. Sogar im Eingangsbereich, mitten in dem großen Büroraum, stehen fertig restaurierte Yachten seiner Kunden.

Auf den ersten Blick sieht die Yacht wertlos aus, doch Bootskenner wissen um den Wert dieses Schmuckstücks.
Auf den ersten Blick sieht die Yacht wertlos aus, doch Bootskenner wissen um den Wert dieses Schmuckstücks. © Dennis Pesch

Die eigens geborgene Yacht illustriert seine Leidenschaft zu Booten, wie ernst er sein Handwerk nimmt und warum die Kunden aus ganz Europa ihm vertrauen. Die Bootswerft wirbt kaum digital für sich. Einmal im Jahr sind sie auf der Düsseldorfer Bootsmesse: „Wenn die Leute zufrieden sind, ist das die beste Werbung für uns“, erzählt Baumgart.

Unternehmer in Dortmund gehen zu Baumgart

Wer zu seinen Kunden gehört, bleibt zwar geheim. Doch die Yachten, die teils mehrere hunderttausend Euro wert sind, deuten darauf hin, dass Baumgarts Kunden oft einem Luxushobby nachgehen. Auch Dortmunder Unternehmer vertreiben sich ihre Freizeit auf eigenen Yachten, segeln über die Weltmeere oder auch mal „nur“ über die Nord- oder Ostsee.

Diese sehr lange Yacht wartet darauf wieder in See stechen zu dürfen.
Diese sehr lange Yacht wartet darauf, wieder in See stechen zu dürfen. © Dennis Pesch

Den Handwerksbetrieb Bootswerft Baumgart gibt es seit über 40 Jahren. Seit 2007 arbeiten sie an der Straße Hinterer Remberg, sechs Autominuten entfernt vom Phoenix-See. „Wir haben die Werft hier gebaut, da war ich als junger Meister allein und wollte in die Nähe zu meinem Vater. Nachher hat sich herausgestellt, dass sie uns den Phoenix-See vor die Haustür bauen.“

Baumgart restauriert und lackiert hier im laufenden Betrieb meist 10 bis 15 Boote. Auch kleine Boote, die kaum mehr als 5000 Euro wert sind, werden hier bearbeitet. Das Kerngeschäft der Werft sind moderne Holz- und Kunststoffboote, sagt Baumgart: „Wenn die Bootstruktur marode geworden ist, erneuern und lackieren wir das so, dass die Boote in alter Pracht erstrahlen.“

Werft in Dortmund: Wertvolles Holz für wertvolle Boote

In seinem Holzlager sammelt er Restbestände, zum Beispiel aus alten Bürogebäuden aus den 60er Jahren. „Das sind noch richtige Tropenhölzer. Ein altes Treppengeländer ist für uns sehr wertvolles Holz“, schwärmt der Bootsbaumeister. Die Qualität seiner Arbeit ist sein stärkstes Verkaufsargument. Manche Kunden sieht er jahrelang nicht, andere sogar nie wieder. Für Baumgart gibt es kein besseres Qualitätssiegel. Denn das heißt: Die Kunden sind zufrieden und segeln sicher über die Weltmeere.

Der Schlüssel steckt noch: So sieht eine der Luxus-Yachten von innen aus. Die Bootswerft Baumgart geht sehr individuell auf die Wünsche seiner Kunden ein.
Der Schlüssel steckt noch: So sieht eine der Luxus-Yachten von innen aus. Die Bootswerft Baumgart geht sehr individuell auf die Wünsche ihrer Kunden ein. © Dennis Pesch

In der Werft stehen dutzende Yachten. Manche Boote sind groß, bis zu fünfzehn Meter lang, bei anderen Booten ist nur Platz für einen Menschen. „Manche Boote kosten mehrere hundert Euro, andere sind 800.000 Euro wert“, sagt Baumgart nüchtern. Durchschnittlich dauert es bei mittelgroßen, 10 Meter langen Schiffen etwa vier bis zehn Monate, bis sie restauriert sind.

Für Stefan Baumgart ist der Lohn seiner 18 Werftmitarbeiter nicht nur monetär messbar. Denn sobald ein Schiff restauriert ist, gibt es eine Probefahrt. „Ich bin schon mit meinem Vater immer gesegelt“, erinnert er sich. Viele Menschen würden denken, dass Bootsbauer den ganzen Tag nichts anderes machen als Boot fahren, sagt Baumgart: „Doch nach der einen Probefahrt ist Schluss.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23. Juli 2024.