Das Klinikum Dortmund will für das Personal in den Notaufnahmen der Kliniken Mitte, Nord und der Kinderklinik Bodycams für das Personal einführen. Bereits im November 2024 begründete der Arbeitsdirektor der Kliniken, Michael Kötzing, den Schritt mit steigender Kriminalität.

Dass die Gewalt in den hiesigen Notaufnahmen steigt, ist nicht neu. Schon seit Jahren ruft das Pflegepersonal vieler Notaufnahmen um Hilfe – und das nicht nur in Dortmund. Einfache Pöbeleien, Beleidigungen und Drohen sind dabei an der Tagesordnung. Davon konnte die Redaktion sich selbst im Frühling 2024 während einer Nachtschicht im Klinikum Nord überzeugen.
In regelmäßigen Abständen eskaliert es aber durchaus auch stärker. Oftmals alkoholisierte oder unter Drogen stehende Patienten (es sind meistens Männer) demolieren Einrichtung und greifen in Einzelfällen sogar das Pflegepersonal an. Im Klinikum Nord wurde eine Pflegerin, Michelle, beispielsweise an ihrem zweiten Arbeitstag im Jahr 2023 schwer verletzt. Ein Patient rastete spontan aus, berichtete sie, trat ihr mit einem Stiefel ins Gesicht und brach ihr die Nase.
Rechtliche Bedenken
Genau wegen dieser Gewalteskalationen wolle Kötzing die Bodycams ausprobieren. Noch in diesem Jahr sollen sie eingeführt werden, man stecke jedoch aktuell noch in der Vorbereitungsphase. Viele Fragen seien noch offen, die beantwortet werden müssten, bevor sie eingesetzt werden können.
„Wir wollen testen, ob die Bodycams die gleich deeskalierende Wirkung haben, wie sie sich bei Polizei und Ordnungsdienst der Stadt zeigt“, sagt der Arbeitsdirektor. Eingeschaltet werden sollen die Kameras ausschließlich bei verbalen und körperlichen Attacken. Sie könnten in diesem Falle auch potenziell zur Beweissicherung dienen, so Michael Kötzing.
Wie bei allen anderen Bild- und Tonaufnahmen müsse aber gerade in der Notaufnahme geklärt werden, wann gefilmt werden darf. Gerade die Notaufnahme stellt im wahrsten Sinne für Patientinnen und Patienten einen Schutzraum dar, der dadurch eingeschränkt werden könnte. „Neben unserem eigenen Justitiariat ist eine externe Rechtsanwaltskanzlei mit der Prüfung beauftragt“, so Kötzing. Das Ergebnis liege noch nicht vor.
Praktische Umsetzung
Vom Personal selbst, das die Kameras tragen und nutzen soll, gebe es keinerlei Bedenken gegenüber der Maßnahme, heißt es weiter. Der Betriebsrat sei in den Vorbereitungsprozess eingebunden. „Am Ende entscheidet jeder Mitarbeitende selbst, ob und wann er die Bodycam nutzt und wann er sie einschaltet. Unsere Aufgabe ist es, den Beschäftigten etwas zu ihrem Schutz an die Hand zu geben.“
Seit über einem Jahr setzt das Klinikum zu eben jenem Schutz der Mitarbeitenden auch auf Sicherheitsfirmen und Securitymitarbeiter, die die Pfleger vor Gewalt schützen sollen. Kötzing betont, die Bodycams sollen dieses Sicherheitspersonal ergänzen. „Wir können allein aus finanziellen Gründen im Klinikum nicht so viel Sicherheitspersonal beschäftigen, dass alle Bereiche rund um die Uhr abgedeckt sind. Es ist bitter genug, dass solche Maßnahmen nötig sind.“
Bald Bodycams im Klinikum Dortmund?: Krankenhaus will Hausordnung verschärfen