
© Uwe von Schirp
Mit Video: Kinder löschen loderndes Feuer – 300 Menschen schauen zu
Feuerwehr-Nachwuchs
Feueralarm in der Dorfmitte. Martinshorn und Blaulicht. Zwölf Kinder bekämpfen den Brand mit C-Rohren und zwei Löschspritzen. Binnen Minuten erlischt das Feuer – eine Übung und ein Beginn.
Samstagmittag (18.9.). Auf dem Dorfplatz lodert ein Stapel Holz. Ein Feuerwehrauto kommt mit Martinshorn von der nahen Wache. Mit ihm ein zwölfköpfiger Trupp. „Wasser marsch“, tönt es wenige Minuten später über den Platz. Zwei C-Strahlrohre kommen zum Einsatz. Binnen Minuten ist der Brand gelöscht.
„Ich war der Maschinist“, erzählt Emil gut eine Stunde später. „Ich musste Einsatzbefehle geben. Angriffstrupp mit erstem C-Strahlrohr zu Brandbekämpfung vor.“ Längst sind Schläuche, Verteiler und Wasserspritzen wieder im Feuerwehrauto verstaut.

Unter der Anleitung seiner sechs Betreuer demonstrierte der Bodelschwingher Feuerwehr-Nachwuchs, wie erfolgreich er schon ein Feuer löschen kann. © Uwe von Schirp
Emil ist 8 Jahre alt und Mitglied der Kinderfeuerwehr Bodelschwingh. „Mein Papa ist auch hier bei der Feuerwehr“, erzählt er. Mariska war neugierig und hat eine Gruppenstunde besucht. „Ich hab mir das einmal angeguckt, und danach hat‘s mir auch Spaß gemacht“, berichtet die Siebenjährige.
Feuerwehrchef stellt „KF21“ in den Dienst
Mariska und Emil sind zwei von zwölf Kindern im Alter von 6 bis 10 Jahren in der Kinderfeuerwehr Bodelschwingh. Es ist die dritte in Dortmund und die erste im Westen. Der Einsatz am Samstag ist eine Übung. Rund 300 Erwachsene sehen zu und applaudieren. Die Freiwillige Feuerwehr Bodelschwingh hat zum Tag der offenen Tür eingeladen.
Dortmunds Feuerwehrchef Dirk Aschenbrenner stellt den Nachwuchs-Trupp als „KF21“ offiziell in den Dienst. Schon seit ein paar Wochen treffen sich die Grundschüler mit ihren sechs Betreuern. Die geben am Samstag noch viele Hilfestellungen. Deutlich zu spüren ist aber: Die Kinder sind mit Ernst bei der Sache.
In Windeseile rollen sie die Schläuche aus, verbinden sie mit Verteilern und Spritzen, aus denen wenig später das Wasser schießt. Jeder hat seine zugeteilte Aufgabe. „Ich war auch schon mal im Angriffstrupp“, erzählt Emil. Den Kindern gefällt das. Entsprechend fällt Mariskas Einsatzbilanz aus: „Ich finde gut, dass nicht alle durcheinander geredet haben.“
Eigenes Fahrzeug
Alle zwei Wochen trifft sich der Nachwuchs im Gerätehaus Am Odemsloh. Die Kinder lernen, dass nicht nur Brandbekämpfung zu den Aufgaben der Feuerwehr gehört. „Wenn ein Unfall ist, kommt die Feuerwehr auch. Und wenn Feuer ist, löscht sie nicht nur“, erklärt die Siebenjährige. „Da nimmt sie die Drehleiter und rettet die Leute - entweder vom Balkon aus oder vom Fenster.“

Zwölf Jungen und Mädchen bilden die Kinderfeuerwehr Bodelschwingh. © Uwe von Schirp
Bei den Gruppenstunden geht es auch um Gemeinschaft und Freizeitgestaltung. Emil findet gut, „dass wir nicht immer nur üben, sondern einfach mal auch so quatschen. Und manchmal machen wir auch Spiele.“
Wenn die Kinder üben, dann haben sie dafür jetzt ein eigenes Fahrzeug. Damit überraschten die Erwachsenen den Nachwuchs. In 600 Arbeitsstunden bauten sie einen Einsatzwagen. Er sieht aus wie ein Löschgruppenfahrzeug – nur in altersgemäßer Größe.

In 600 Arbeitsstunden bauten die Erwachsenen des Löschzugs ein Löschfahrzeug für den Nachwuchs. © Uwe von Schirp
Der etwas größer dimensionierte Bollerwagen transportiert Schlauchrollen, Verteiler und Spritzen. Auf dem Dach ist ein echtes Blaulicht, unter der „Motorhaube“ ein Martinshorn. Das Wasser liefert – wie bei der Übung am Samstag – das große Vorbild.
Großes Interesse
Das Interesse an der Bodelschwingher Nachwuchsgruppe ist groß. „Wir haben zehn Kinder auf der Warteliste“, erzählt Kinderfeuerwehr-Leiter Marvin Lehmhaus. Die Gruppengröße haben er und seine fünf Betreuer auf zwölf Kinder begrenzt. „Man muss die Gruppe noch steuern können“, erklärt der 28-Jährige.
Er tritt in die Fußstapfen seines Vaters Alf. Der initiierte 2013/14 die Jugendfeuerwehr – mit mittlerweile 21 Jugendlichen. Beide Nachwuchsgruppen bilden den Unterbau für die 90 Mitglieder zählende Freiwillige Feuerwehr Bodelschwingh.
Ob hauptberuflich oder im ehrenamtlich: Für viele Kinder ist Feuerwehrmann oder -frau ein Traum. Emil will wie seine Eltern beim Finanzamt arbeiten, aber auch Feuerwehrmann werden. „Das weiß ich noch nicht so richtig“, sagt Mariska. „Ich wollte eigentlich Tierärztin werden.“
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
