Björn Höcke in Dortmund Nach Treffen an der Kokerei Hansa stören Demonstranten die Abreise

Björn Höcke für „Urlaub“ in Dortmund: Politiker trifft AfD-Mitglieder an der Kokerei Hansa
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Björn Höcke ist am Mittwoch (1.5.), dem Tag der Arbeit, zu Gast in Dortmund gewesen. Am Mittag traf sich der Chef der AfD aus Thüringen mit einer größeren Gruppe auf dem Gelände der Kokerei Hansa. Unter den Anwesenden war auch der fraktionslose Dortmunder Bundestags-Abgeordnete Matthias Helferich (AfD).

Etwa 30 Menschen waren an dem Treffen beteiligt. Unter anderem der AfD-Bundestagsabgeordnete Roger Beckamp und weitere Mitglieder der AfD und deren Jugendorganisation Junge Alternative gingen über das Gelände der Kokerei Hansa.

Wie die Polizei mitteilt, habe das Treffen von Höcke und seinen Begleitern in einem privaten Rahmen stattgefunden. Auf die Frage unseres Reporters, was er in Dortmund mache, antwortete Björn Höcke nur: „Urlaub“. Weitere Fragen beantwortete er nicht. Höcke stammt gebürtig aus Lünen.

„Freund des Bezirksverbandes“

Das Reden übernahm der Dortmunder AfD-Politiker Matthias Helferich. Er bezeichnete Höcke als „Freund des Bezirksverbandes“. Es handle sich bei dem Treffen um eine „Verschnaufpause“ man wolle sich an dem Dortmunder Industriedenkmal ein Stück Bergbaugeschichte angucken.

Matthias Helferich nahm wie andere Mitglieder der AfD an dem Treffen auf der Kokerei Hansa teil.
Matthias Helferich nahm an dem Treffen auf der Kokerei Hansa teil. © Karsten Wickern

Bei dem Besuch tausche man sich auch über die Zukunft der Partei und das Vorgehen des Verfassungsschutzes gegen die AfD aus. Was ansonsten besprochen werde und welche Punkte noch auf dem Programm des Höcke-Besuchs stehen, ließ Helferich offen. Letzteres „aus Sicherheitsgründen“, hieß es.

Am Mittag war die Information über das Treffen unter anderem im sozialen Netzwerk X (ehemals Twitter) aufgetaucht. Ein Recherchekollektiv zur Identitären Bewegung „IB-Doku“ hatte dort veröffentlicht, dass sich Höcke um 12 Uhr mit „rund 40 AfD-Vertrauten“ an der Zeche Zollern treffen wolle. Letztendlich fand das Treffen an der Kokerei Hansa statt.

Offenbar auch, weil die Gruppe an der Zeche Zollern abgewiesen worden war. Das bestätigte Matthias Helferich. „Man hat uns ausgeladen und unsere Buchungen für zwei Führungen storniert.“ Er kündigte rechtliche Schritte gegen diese Maßnahme an. Die Gruppe war dann Richtung Huckarde gefahren.

Kokerei Hansa von Besuch überrumpelt

Die Kokerei Hansa sei von dem Besuch der AfD überrascht worden: „Wir wussten nichts davon, sie waren nicht angekündigt, es war nichts angemeldet“, so Ursula Mehrfeld, Vorsitzende der Geschäftsführung Industriedenkmal Stiftung, die die Kokerei verwaltet. „Wir haben ein offenes Gelände. Sie haben keine Tickets gekauft. Die Führung war von der Gruppe selbst organisiert.“ Teilweise sei die Gruppe auch in Bereiche gegangen, in die sie nicht hätte gehen dürfen, sagte Mehrfeld.

Die Führung vor Ort hatte augenscheinlich Gerald Christ übernommen, Beisitzer im Vorstand der Jungen Alternative NRW, die vom Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen als Verdachtsfall beobachtet wird.

Begleitet wurde Höcke offenbar von Personenschützern. Auch der polizeiliche Staatsschutz war vor Ort. Die Behörden beobachteten das Treffen aus einiger Entfernung.

Handgemenge bei Abfahrt

Nachdem die Anwesenheit von Björn Höcke am Mittag auf X die Runde gemacht hatte, kamen etwa 15 bis 20 Antifa-Demonstranten zum Gelände der Kokerei Hansa. Zwischen AfD-Mitgliedern und linken Aktivisten kam es zu verbalen Auseinandersetzungen. Die Aktivisten skandierten: „Ganz Dortmund hasst die AfD“ und blockierten das Auto von Björn Höcke.

Antifaschistische Aktivisten störten die Abfahrt von Björn Höcke.
Antifaschistische Aktivisten störten die Abfahrt von Björn Höcke. © Karsten Wickern

Die Abfahrt des Thüringer AfD-Spitzenkandidaten verzögerte sich deshalb. Zwischen der Polizei, die mit vier Streifenwagen vor Ort war und den Demonstranten kam es zu einem Handgemenge. Nachdem Höcke vom Gelände gefahren war, löste sich die Gruppe auf. Die Polizei schrieb eine Anzeige wegen eines möglichen „versammlungsrechtlichen Vertstoßes“, da die Demonstration nicht angemeldet war.

Björn Höcke in Dortmund

Es war nicht der erste Besuch von Björn Höcke in Dortmund. Am Volkstrauertag hatte der AfD-Rechtsaußen einen Kranz an der Hohensyburg niedergelegt.

Björn Höcke ist dem rechten Flügel der AfD zuzuordnen. Der Landesverband in Thüringen wird vom Thüringer Amt für Verfassungsschutz seit März 2021 als „erwiesen rechtsextremistische Bestrebung“ eingestuft. Laut einem Gerichtsurteil des Verwaltungsgerichts Meiningen aus dem Jahr 2019 darf der Thüringer AfD-Chef als „Faschist“ bezeichnet werden. Aktuell ist Höcke wegen Volksverhetzung angeklagt. Die Staatsanwaltschaft Halle wirft Höcke das Verwenden einer strafbaren SA-Parole vor.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. Mai 2024.

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