Bis zu 1000 Neonazis werden in Dortmund erwartet

Demo am 4. Juni

Außer dem Datum ist noch nicht viel bekannt: Am 4. Juni werden aller Voraussicht nach bis zu 1000 Neonazis in Dortmund demonstrieren. Sowohl Links- als auch Rechtsradikale mobilisieren kräftig für den Tag, der Stadt steht einmal mehr eine Großdemonstration ins Haus. Die Polizei versichert bereits, mit "starken Kräften vor Ort zu sein".

DORTMUND

, 24.05.2016, 02:51 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Demonstranten waren umstellt von der Polizei.

Die Demonstranten waren umstellt von der Polizei.

Nein, schenken tun sich beide Seiten einmal mehr nichts: Von einem „Ballungsraum der Überfremdung“ ist bei den Rechtsradikalen die Rede, von einer Stadt, „in der sich ganze Stadtteile zu Parallelgesellschaften entwickelt haben“. Die Rede ist von Dortmund, hier wollen sie am 4. Juni den „Tag der deutschen Zukunft“ begehen.

Er wird seit Wochen beworben, dort, wo sich Rechte treffen, zum Beispiel auf Demonstrationen in Erfurt oder jetzt, am Wochenende in Göttingen. In den sozialen Netzwerken ist dann auch von dem drohenden „Volkstod“ zu lesen, dem Austausch der eigenen Rasse durch „Fremdvölker“, dagegen müsse man auf die Straße. Sich wehren.

Brennende Mülltonnen und ziviler Ungehorsam

Die Linksradikalen mobilisieren ihrerseits unter dem Hashtag #notddz und auf der dafür geschaffenen Internetpräsenz des „Antifaschistischen Arbeitskreises“. Dort heißt es unter anderem: „Widerstand gegen die Neonazis ist insbesondere dann erfolgreich, wenn militantes Vorgehen und Blockaden ineinanderspielen.“ Und: „Wir hierarchisieren nicht zwischen der sprichwörtlichen brennenden Mülltonne und zivilem Ungehorsam...“ Die Polizei prüft aktuell, ob es in diesem Aufruf strafrechtlich relevante Tatbestände gibt.

Ursprünglich wollten die Rechtsradikalen durch die Dortmunder Nordstadt ziehen, einem eng bebauten Viertel nördlich des Hauptbahnhofes mit einer hohen Dichte an Migranten, viel Arbeitslosigkeit und Kriminalität. Die Kameraden aus Mitteldeutschland, so der Tenor der Rechten, sollten sehen, wohin die „Auswüchse von Multikulti“ führen würden.

Das immerhin bleibt der Nordstadt erspart. Ende letzter Woche, nach einem der sogenannten Kooperationsgespräche mit dem Demonstrationsanmelder, veröffentlichte das Polizeipräsidium Dortmund die Nachricht, dass der Demonstrationszug nicht in der Nordstadt, sondern in „Außenbezirken“ stattfinden werde. Juristisch gegen die Demonstration vorgehen wird man offenkundig nicht – zu groß ist die Sorge, mit einer Schlappe vor den Gerichten den Rechten Wasser auf ihre Mühlen zu liefern.

800 Neonazis - oder auch mehr

Die Polizei rechnet mit einer ähnlich hohen Beteiligung von Rechten wie bei der letzten größeren Nazi-Demonstration am 28. März 2015 in Dortmund: Damals waren rund 800 Rechtsradikale unterwegs. Es könnten aber auch mehr werden. Die Zahl der Gegenprotestler dürfte locker vierstellig werden. Unter ihnen befinden sich viele verschiedene Gruppierungen, die friedlich gegen die Stimmungsmache der Rechten demonstrieren wollen. Mit sogenannten Spiegelbarrikaden und anderen friedlichen Protestformen.

Sorge bereitet der Polizei indes das linksradikale Spektrum. Aus dem Polizeipräsidium heißt es dazu: „Der sogenannte ,Tag der deutschen Zukunft‘ übt, so die bisherigen polizeilichen Erkenntnisse, bundesweit große Anziehungskraft auf die linksextremistische, gewaltbereite Szene aus….“

Klar ist, neben dem Datum, dass die Polizei einen heißen 4. Juni erwartet. Man sei, heißt es aus dem Polizeipräsidium, mit starken Kräften vor Ort.  

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