
Prost, Herr Dr. Thomas Raphael! Auf 15 Jahre Bergmann Brauerei! Der Umweltberater hatte vor 15 Jahren die verrückte Idee, wie er selbst sagt, in Dortmund wieder das traditionelle Bergmann-Bier zu brauen. © Bergmann Brauerei/Laura Gögel
„Dann gibt‘s kein Bier mehr“: Zum Bergmann-Jubiläum droht die größte Herausforderung
15-jähriges Bestehen
Die Geschichte der Bergmann-Brauerei auf Phoenix-West hat etwas Märchenhaftes. Sie begann mit einer spleenigen Idee. 15 Jahre später durchlebt der Betrieb eine herausfordernde Zeit.
Es war einmal ein alter DBB-Bierkrug vom Flohmarkt, der im Regal eines Dortmunder Bierliebhabers verstaubte ... So könnte die Geschichte der Bergmann Brauerei beginnen.
Den heutigen Brauerei-Chef Dr. Thomas Raphael hat es schon immer geärgert, dass all die großen Dortmunder Brauereien schrumpften, zusammengelegt wurden oder ganz verschwanden. In seiner Kindheit in den 70er-Jahren „roch ganz Dortmund noch nach Bier“, wie er sagt. Doch nach dem Ende der Zechen und Stahlwerke begann auch das Brauereisterben.
Heute gehören die großen Namen wie Thier, DAB, Hansa oder Kronen zur Radeberger Gruppe, einer Tochter des Oetker-Konzerns. Mit einer Ausnahme: Dem Dortmunder Bergmann Bier (DBB). Vor genau 15 Jahren feierte es dank Thomas Raphael seine Wiederauferstehung und entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte.
Bergmann Brauerei in Rahm wurde 1972 geschlossen
„Tatsächlich begann alles mit dem alten DBB-Bierkrug in meinem Regal. Irgendwann stöberte ich in einer Online-Datenbank und kaufte mir aus einer Laune heraus für ein paar hundert Euro den damals verfallenen Markennamen der seit 1972 geschlossenen, einstigen Bergmann Brauerei an der Rahmer Straße“, sagt Thomas Raphael.

Mit diesem Bierkrug, den Thomas Raphael mal auf einem Flohmarkt erstand, fing alles an. Er brachte ihn auf die „verrückte Idee", diese Biertradition zu retten und in Dortmund eigenes Bier zu brauen. © Thomas Raphael
„Und irgendwie“, erzählt er weiter, „wollte ich die Namensrechte auch nicht ungenutzt lassen.“ Also ließ er ein paar Hektoliter in einer kleinen Hagener Brauerei produzieren, entwickelte Vermarktungsstrategien und verteilte einen Teil des Biers kostenlos auf Partys.

2007 stießen Thomas Raphael (l.) und Herbert Prigge (r.) auf die Gründung der Bergmann Brauerei GmbH an. „Wir sind dankbar", sagen sie heute, "dass uns so viele Menschen mit außerordentlichem Engagement bei unserem Ruhrpott-Projekt unterstützt haben und sind gespannt, was die Zukunft für uns bereithält." © Archiv
Er merkte, dass in einer Stadt, die einst Europas Bier-Hauptstadt war, und in der sich die Dortmunder mit ihrem Bier so identifizierten wie mit dem BVB, „sein“ Bier auf eine große Resonanz stieß. Der bis dato als Umweltberater tätige Raphael wagte den Schritt und gründete im Frühjahr 2007 gemeinsam mit Teilhaber und Unternehmensberater Herbert Prigge die Dortmunder Bergmann Brauerei GmbH.
Bergmann-Kiosk am Hohen Wall ist beliebt
Die Marke hat sich einen Namen gemacht und die vergessene Bierkultur in Dortmund wieder zum Leben erweckt. Die Brauerei auf Phoenix-West mit ihrer Stehbierhalle, der 2009 übernommene Bergmann-Kiosk am Hohen Wall sowie die Ausschankstellen am Phoenix-See und am Hafen sind zu beliebten Anlaufpunkten für Bierliebhaber aus der gesamten Region geworden.

Die Stehbierhalle der Bergmann Brauerei ist mit ihren Tischen und Bänken im Außenbereich längst ein beliebter Anlaufpunkt auf Phoenix-West geworden. © (A) Stephan Schütze
Im Sortiment der Brauerei befinden sich neben einem klassischen Pils zum Beispiel auch ein Export-, Schwarz- und Spezial-Bier. Der jährliche Bierausstoß liegt inzwischen bei 10.000 Hektoliter. Zum Vergleich: die Brauereien der Radeberger Gruppe produzieren in Dortmund nach Schätzungen aus Branchenkreisen rund eine Million Hektoliter pro Jahr.
Thomas Raphael setzt mit seinem 15-Mann-Betrieb auf traditionelle handwerkliche Braukunst. Der Spaß am Bier steht im Vordergrund. „Wir müssen kein Bier verkaufen, wir können Bier verkaufen“, sagt er. Das sei der Luxus von zwei Jobs. Thomas Raphael ist nach wie vor als Umweltberater tätig.
Preisexplosion: „Malz kostet das Doppelte“
„Wir sind aber“, betont Herbert Prigge eilig, „aus den Hobbyanfängen zu einem ernst zu nehmenden Unternehmen gereift. Das versetzt uns in die Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern und Kunden.“ Und diese unternehmerische Verantwortung werde durch den Krieg in der Ukraine gerade mehr herausgefordert denn je.
„Malz kostet inzwischen das Doppelte“, sagt Thomas Raphael. Die Preissteigerungen allerdings könne man auffangen und weitergeben. „Problematisch wird es aber bei einem Gasstopp: dann gibt‘s kein Bier mehr.“ Gas sei nötig für die Erhitzung beim Maischen und für das Hopfenkochen. „Bei einem Gasengpass würden wir als Genussmittel-Produzent wohl nicht versorgt. Das macht mir Kummer“, so Thomas Raphael.

Der Bergmann-Bier-Kiosk am Hohen Wall ist Kult in Dortmund. Seit 2009 gibt es ihn in dieser Form als einen Ort, an dem Menschen zusammen Bier trinken und das gesellige Beisammensein genießen. © Isabella Thiel
Während der Blick voraus bei ihm zu einigen Sorgenfalten führt, muntert ihn der Blick zurück sofort wieder auf. „Ich bin stolz, dass unsere bierverrückte Idee, die vor 15 Jahren aus einer Laune heraus entstanden ist, in die Realität umgesetzt werden konnte. Unser Ziel war es von Anfang an, das Bergmann Bier wieder in Dortmund zu brauen“, sagt er.
Verschiedene Aktionen im Sommer
Mit der eigenen Brauerei ging 2017 ein Traum in Erfüllung. „Mit der Stehbierhalle, dem Bergmann Kiosk und den Ausschankstellen“, sagt Thomas Raphael, wurden Orte in Dortmund geschaffen, an denen die Menschen zusammenkommen, unser Bier trinken und das gesellige Beisammensein genießen.
Den ganzen Sommer über, so kündigt Thomas Raphael an, hat die Bergmann Brauerei verschiedenste Aktionen geplant, um das 15-jährige Bestehen mit allen Bierfreunden zu feiern. Im September ist ein großes Geburtstagsfest vorgesehen.
Und wenn es keinen Gasstopp gibt ... dann wird man in fünf Jahren sicher auch das 20-jährige Bestehen feiern können. Und Thomas Raphael wird erneut seine märchenhafte Geschichte erzählen.
Zu der gehört übrigens auch, dass das Bergmann-Bier früher gar kein besonderes, sondern ein ganz normales Bier war. Wie etwa in Hörde Stifts gebraut wurde, wurde in Rahm Bergmann-Bier gebraut. Der Braukeller befindet sich unter dem heutigen Rewe-Markt an der Rahmer Straße. Und der Name verweist nicht auf Dortmunds Bergbau-Tradition, sondern auf die Eigentümer-Familie namens Bergmann.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
