Nach zweieinhalbjähriger Amtszeit hat der bisherige Scharnhorster Bezirksbürgermeister Werner Gollnick (47 - CDU) am Dienstag (13.6.), wie berichtet, sein Amt niedergelegt und ist zum Stellvertreter geworden. Neue Bezirksbürgermeisterin ist Andrea Ivo-Feiter (SPD). Wir sprachen mit Werner Gollnick.
Hallo Herr Gollnick, das war ein schwerer Tag für Sie, oder?
Nein, Ich wusste ja seit der Kommunalwahl 2020, dass es so kommt. Und wir haben auch nicht mehr versucht, irgendwie zu tricksen. Ich stehe zu meinem Wort. Aber es war mir eine große Ehre, Bezirksbürgermeister sein zu dürfen und ich war stolz darauf.
Ich habe es so empfunden, dass Sie relativ viel Applaus auch von den Mitgliedern der anderen Parteien bekommen haben ...
Ja, das habe ich ebenfalls so wahrgenommen, und es hat mich sehr gefreut. Ich muss aber auch sagen, dass es mir die Vertreter der anderen Parteien leicht gemacht haben. Ich habe ja versucht, mein Amt parteiübergreifend auszuüben. Natürlich musste ich anfangs erstmal reinkommen, was die Sitzungsführung angeht. Da war ich schon zuerst etwas nervös. Man weiß ja nie, was so eine Sitzung bringt - zum Beispiel auch in der Einwohnerfragestunde. Erst später ist etwas Routine reingekommen.
Was hat Sie am meisten überrascht?
Wie viele Termine man als Bezirksbürgermeister hat. Man lernt Leute aus Bereichen kennen, mit denen man zuvor niemals zu tun hatte. Aus Vereinen zum Beispiel oder aus der Stadtverwaltung. Viele Bürger wissen ja nicht, dass Bezirksbürgermeister ein Ehrenamt ist. Sie denken, es sei ein Vollzeitjob. Im Hauptberuf bin ich aber Versicherungskaufmann. Wobei: Die vielen Termine haben sich erst im letzten Jahr ergeben. Der Anfang meiner Amtszeit stand ja noch ganz im Zeichen von Corona.
In zweieinhalb Jahren kriegt man nicht viel umgesetzt, wenn man weiß, wie langsam oft kommunalpolitische und verwaltungstechnische Abläufe sind, oder?
Ja, das stimmt, aber einiges hat sich ja dann doch getan in meiner Amtszeit: Wir haben den Husener Sporthallenbau mit 100.000 Euro angeschoben, das Haus Wenge in Lanstrop ist eröffnet worden, der Lidl in Husen ist neu gebaut, die A2-Auffahrt in Lanstrop eröffnet und der Doppelbock der Zeche Gneisenau erstmals illuminiert worden. Damit machen wir allerdings erst im September oder Oktober weiter. Momentan ist es dafür zu lange hell.

Da sind nun viele Beispiele aus Husen und Lanstrop dabei. Mir ist aufgefallen, dass auf diesen Bereichen des Stadtbezirks ein Schwerpunkt lag - sicher auch weil die Fraktionsvorsitzenden der drei großen Parteien plus Sie als Bezirksbürgermeister allesamt aus Husen kommen.
Das mag sein. Aber Sie müssen bedenken, dass in den Jahrzehnten davor der Bezirksbürgermeister immer aus Scharnhorst kam und dass demzufolge immer dort der Schwerpunkt lag. Nun haben wir eben auch mal die anderen Orte in den Fokus genommen.
Nun müssen Sie aber auch noch beantworten, was schlecht gelaufen ist.
Ich habe mich bei der Sperrmüllaktion, bei der Scharnhorst ja als Erstes an der Reihe war, geärgert, dass der Stadtbezirk gleich wieder in einem schlechten Licht dastand. Dabei versuchen wir doch immer, Scharnhorst von seinem schlechten Image zu befreien. Und natürlich stimmt es, dass vieles, was man anschiebt, einfach sehr lange dauert. Mir fallen die Beseitigung des Bahnübergangs in Husen ein, die schleppende Umsetzung des geplanten Sportparks in Scharnhorst oder die Großbaustelle Wickeder Straße, wo ich gerne eine einspurige Durchfahrt durchgesetzt hätte. Das ging aber nicht, weil sich der Tagesbruch mitten auf der Fahrbahn befindet. Bürger verstehen oft nicht, dass auch ein Bezirksbürgermeister da mitunter machtlos ist.
Trotzdem: Werden Sie bei der nächsten Kommunalwahl Ihren Hut wieder in den Ring werfen und für das Amt erneut kandidieren?
Vorausgesetzt, meine Partei will das auch: ja.
Gremium wählt neue Bezirksbürgermeisterin: Viel Applaus für ihren Vorgänger
Neuwahl mitten in der Wahlperiode: Bald hat Scharnhorst (wohl) eine Bezirksbürgermeisterin
Stadt plant Dreifach-Sporthalle für Husen: Unklarheiten über Zukunft einer bestehenden Halle