Mit der Nachricht von einer schlimmen Notlage enger Verwandter versetzen Betrüger Senioren in Angst und Schrecken und versuchen so, sie zur Aushändigung von Geld und Wertsachen zu verleiten. © dpa
Betrugsmasche
Betrugsversuch mit Corona-Schock-Anruf: Dortmunderin (81) trickst die Täter aus
Schock-Anrufe sind bei Betrügern eine beliebte Masche, Menschen um ihr Geld zu bringen. Corona kommt ihnen dabei gelegen. Die Polizei reagiert auf die Betrugsfälle mit einem neuen Service.
So ein Anruf kann eine Mutter schon mal aus der Fassung bringen: Die Tochter meldet sich aus dem Krankenhaus. Sie sei schwer an Corona erkrankt, erklärt eine matte Stimme. Sie liege im Johannes-Hospital, und ihr gehe es sehr, sehr schlecht. Nur eine Transfusion mit einem neuen Medikament könne ihr noch helfen, doch das werde nicht von der Krankenkasse bezahlt. Deshalb brauche sie dringend die Unterstützung ihrer Mutter.
Anfang August musste eine 81-Jährige im Dortmunder Ortsteil Loh eine solchen Anruf ertragen. Trotz des ersten Schrecks ließ sie sich aber nicht täuschen. Im Gegenteil, sie stellte der Betrügerin sogar eine kleine Falle, indem sie sagte: „Aber Renate, das kann ich gar nicht glauben, dass du die Medikamente selbst bezahlen musst.“
Pfiffige Seniorin bot den Betrügern die Stirn
Die Anruferin stieg auf den Namen ein und war damit überführt. Die 81-Jährige legte auf. Sie hat tatsächlich zwei Töchter, aber keine davon heißt Renate. Zur Sicherheit rief die aufgeweckte Dame dann aber doch bei ihren Kindern an, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist.
Auch wenn die Betrugsmasche in diesem Fall nicht funktioniert hat, so zeigt er doch, wie die Abzocke funktioniert: Die Betrüger versetzen Bürger, die wahllos über alt klingende Vornamen aus dem Telefonbuch herausgepickt werden, in einen emotionalen Ausnahmezustand. Das nutzen sie dann mit entsprechendem Druck aus, um sie zur Herausgabe von Geld und Wertsachen zu verleiten.
Geschockt durch Informationen wie schwerer Unfall, lebensbedrohliche Verletzungen, Mordanklage wegen eines verschuldeten Verkehrsunfalls oder eben einer gefährlichen Corona-Erkrankung lassen sich Menschen zu Handlungen hinreißen, die sie unter normalen Umständen ablehnen würden.
Bei der Polizei Dortmund werden immer wieder solche Fälle bekannt, und oftmals gehen sie nicht so gut aus wie der hier genannte. Auch in Dortmund haben
Senioren hohe Beträge an wildfremde Menschen übergeben im Glauben, nahe Verwandte retten zu müssen.
Täter arbeiten mit Überraschungseffekt und Druck
„Typisch ist, dass die Täterinnen und Täter mit einem Überraschungseffekt und Druckaufbau arbeiten“, erklärt Polizei-Sprecher Peter Bandermann die Mechanismen der Betrugsmasche. „Sie täuschen eine extreme Notlage vor und bauen Angst auf. Zugleich versuchen sie einen Helfer-Reflex auszulösen: Die Betroffenen sollen die Notlage für Verwandte wie Sohn oder Tochter auflösen, indem sie zum Beispiel für eine Geldübergabe an einem bestimmten Ort erscheinen.“
Das Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz berät neuerdings auch digital zu den derzeit beliebten Betrugsversuchen per Telefon. Ansprechpartner sind Indra Naskar (l.) und Markus Schettke. © Polizei Dortmund
Betroffen sind überwiegend Seniorinnen und Senioren. „Viele von ihnen beherzigen inzwischen die Hinweise der Polizei – und fallen nicht auf die Betrugsversuche herein, indem sie sich nicht auf die Forderungen einlassen und das Gespräch früh abbrechen“, so Peter Bandermann.
Einfach aufzulegen sei der schnellste und vor allem wirksame Schutz. Niemand sollte auf die Fragetechniken eingehen und über Persönliches sprechen wie Aufenthaltsorte, Namen, Kontonummer oder Ähnliches.
Die Polizei Dortmund hat jetzt neben Vorträgen und Beratungen per Telefon Videochats als neuen Service für Bürger eingerichtet. Für jüngere Leute kann das Angebot hilfreich dabei sein, Eltern oder Großeltern entsprechend zu wappnen. Denn Aufklärung ist der beste Schutz gegen die miesen Machenschaften. Wer die Mechanismen durchschaut, fällt nicht so schnell auf die Betrüger rein, und sei die vermeintliche Nachricht auch noch so schockierend.
Kontakt
Das Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz berät an jedem ersten Donnerstag im Monat digital per Videochat. Ansprechpartner sind der Regierungsbeschäftigte Indra Naskar und Kriminalhauptkommissar Markus Schettke.
Kontakt: Tel. (0231) 132-79 53 oder E-Mail: Vorbeugung.Dortmund@polizei.nrw.de
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