Ein Hingucker ist die Filiale allemal – am Eröffnungstag am Dienstag (10.10.) mit den Stehtischen und den zahlreichen bunten Luftballons erst recht. Doch insbesondere die Werbung an der Fensterfront sticht sofort ins Auge, wenn man durch die Hörder Rathausstraße spaziert. „Oma braucht Dich“ steht dort in violett-pinken Lettern. Daneben posiert eine ältere Dame mit auffälligem Look.
Es handelt sich um die Kampagne von „Pflegix“, einem Alltagshelfer und Betreuungsdienst, der sich 2016 zunächst als Uni-Projekt gegründet und nun seine erste Dortmunder Filiale in der Hörder City eröffnet hat. Dahinter steht Europ Assistance, ein Tochterunternehmen der Generali-Gruppe.
Aber was genau steckt hinter Pflegix? Was wird doch angeboten und an wen richtet sich die auffällige Werbung an der Glasscheibe? Andreas Helget ist Gründer von Pflegix und erklärt, welche Idee dahinter steckt: „Es geht um das Thema Alltagshilfe. Unsere klassischen Kunden haben eine Pflegegrad und haben Bedarf im Rahmen der Unterstützung bei den Aktivitäten im Alltag. Sei es die Hilfe beim Einkaufen, beim Haushalt oder der Weg zum Arzt.“
Die Idee sei Helget damals während des Studiums gekommen, für das er von Würzburg nach Dortmund zog. Damals war er auf der Suche nach Unterstützung für seine Großmutter, die einen Schlaganfall erlitten hatte. „Dann haben wir uns drangesetzt und angefangen, ein paar Landingpages (Zielseiten im Internet) aufzubauen und zu schauen, ob wir Helfer finden.“ Schon nach wenigen Monaten seien rund 1000 Menschen auf der Plattform zusammengekommen. Einerseits Helfer, andererseits Familien, die Unterstützung benötigten. Das Start-up „Pflegix“ war zunächst als reine Internetplattform geboren.
„Leistung der Pflegeversicherung“
„Es ist eine Leistung der Pflegeversicherung, wir sind komplett finanziert durch die Pflegeversicherung“, erklärt Geschäftsführer Thomas Wötzel. Im Unterschied zu einem klassischen Pflegedienst gehe es bei Pflegix aber eben nicht um den Bereich Körperpflege, sondern um Hilfe im Alltag, Bekämpfung von Einsamkeit im Alter und darum, wieder Lebensfreude in die vier Wände der Menschen zu bringen. „Wir machen das alles nicht nur als reine Dienstleistung, sondern gemeinsam mit den Senioren. Wir wollen gemeinschaftlich wieder den Alltag in den Griff bekommen“, betont Wötzel.

Grundsätzlich richte sich das Angebot nur an Menschen mit einem Pflegegrad. Ab Pflegegrad 1 stünden den Versicherten rund vier Stunden Haushaltshilfe oder ähnliches im Monat zur Verfügung. Ansonsten werden jedoch auch Beratungen und Hilfen bei bürokratischen Hürden angeboten.
Smartphone-Führerschein
Mittlerweile sind rund 22.000 Helfer in ganz Deutschland aktiv auf der Plattform. Von Werkstudenten und Quereinsteigern, die vorab entsprechende Qualifizierungen erhalten, bis hin zu Fachkräften, die beispielsweise die Pflegeberatung übernehmen. „Wir haben aber gesagt, wir wollen für die, die dauerhaft eine Versorgung suchen und bezüglich der pflegerischen Fachleistung auch Angebote vor Ort machen“, begründet Geschäftsführer Wötzel die Eröffnung der Filiale in der Hörder Fußgängerzone.
Neben der Hilfe im Alltag sollen speziell in der Filiale in Hörde auch kleinere Aktivitäten und Veranstaltungen für Kunden stattfinden, wie zum Beispiel der Smartphone-Führerschein. Dabei solle laut Wötzel in kleineren Gruppen gelernt werden, wie man mit digitaler Technik umgehe. „Es ist nicht das Ziel, dass wir dauerhaft die Leistung erbringen oder übernehmen, sondern dass wir helfen, mehr Eigenverantwortung und Selbstständigkeit zu schaffen.“ Filialen in anderen Städten wie Wuppertal, Düsseldorf und Essen sollen folgen.
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