
Mit offenen Ohren für die Sorgen der Kunden: Okan Aslan ist bereits seit zehn Jahren im Tankstellen service tätig © Benjamin Trilling
Benzinpreise niedrig wie im Februar: An Tankstellen rätseln sie über Gründe
Tanken
Ein Liter Benzin ist so günstig wie zuletzt vor dem Ukrainekrieg: 1,759 Euro zahlen Kunden an manchen Dortmunder Tankstellen. Dort haben sie eine simple Erklärung für die niedrigen Preise.
Es ist eine gute Nachricht für alle Autofahrer: Der Durchschnittspreis für Benzin liegt derzeit bei 1,789 Euro pro Liter und ist damit so günstig wie zuletzt am 11. Februar – knapp zwei Wochen vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs.
Nach dem Kriegsausbruch erreichten die Benzin- und Dieselpreise in Deutschland Rekordwerte. Höhepunkt der Preisspirale lag laut ADAC-Daten am 10. März mit 2,321 Euro pro Liter im bundesweiten Tagesdurchschnitt und E10 mit 2,203 Euro am 14. März.
3,7 Cent weniger pro Liter
Zwar liegt der Dieselpreis weiterhin bei 1,963 Euro pro Liter. Aber für Nutzer von Benzinmotoren kostet der Liter aktuell 3,7 Cent weniger. Das ergibt eine Auswertung des ADAC. Und das geben auch am Freitagmittag (22.7.) die Preise an den Dortmunder Tankstellen wieder.
Die Westfalen AG betreibt mehrere Tankstellen in Dortmund. Auf Nachfrage dieser Redaktion heißt es, dass die Kraftstoffpreise starken Schwankungen im Tagesverlauf unterliegen.
„Die Preisfestlegungen an unseren Tankstellen orientieren sich dabei im Wesentlichen am jeweiligen lokal individuellen Marktgeschehen und hängen selbstverständlich ab von Einkaufspreisen, Transportkosten usw.", erklärt Kamil Glabica von der Westfalen AG.
„Über den weiteren Preisverlauf können wir leider aufgrund der Volatilität der Märkte keine Einschätzung abgeben“, so Glabica.
„Man hörte viele Beschwerden der Kunden über den Staat“
An der TotalEnergies-Tankstelle an der Bornstraße/ Eisenstraße ist es bereits von weitem auf der Anzeigetafel zu lesen: Super für 1,759 Euro, Super E10 für 1,699 Euro. Hinter der Kasse steht Okan Aslan, der sich in diesen Tagen weniger über hohe Benzinkosten anhören müsse.
Zwar könne Aslan die Preisdynamik „nicht vernünftig einschätzen“, wie er gesteht. „Aber die Kunden freuen sich.“ Zumindest ein wenig. Das war in den letzten Wochen nicht immer so gewesen – auch nach dem „Tankrabattt“: „Man hörte viele Beschwerden der Kunden über den Staat“, verrät Aslan.
„Es ist Verarsche und Abzocke, bis es nicht mehr geht.“
Viele ächzen über die Inflation: „Alle Preise steigen in die Höhe. Es ist schon heftig und es wird wohl immer schlimmer“, so Aslan. „Es ist Verarsche und Abzocke, bis es nicht mehr geht.“ Der aktuelle Super-Preis von 1,759 Euro sei für ihn eine Momentaufnahme.
Seine Erklärung für den aktuell leicht günstigeren Benzinpreis: die Ferien. Schließlich arbeitet Aslan bereits seit zehn Jahren an Tankstellen. So mutmaßt er bereits: „Nach den Ferien gehen die Preise wieder nach oben.“
Vielleicht liegt es auch an der Urlaubszeit, dass hier in den Mittagsstunden kaum wer an den Zapfsäulen hält. Yassin Yilmaz parkt kurz in der Einfahrt, während seine Freundin kurz was im Tankstellenshop kauft. Die derzeit günstigen Preise kämen bei ihm an: „Ein bisschen merkt man es schon“, sagt Yilmaz. „Vorher war es deutlich teurer.“
Alles teurer: „Wann kommt der Knall?“
Ein anderer Autofahrer spürt ebenso die günstigen Preise: „Ich nehme es zwar wahr, aber an anderer Stelle wird es immer teurer.“ Der gebürtige Russe wolle zwar seinen Namen nicht in der Zeitung lesen, äußert sich aber besorgt über die jüngste Preisdynamik. Und fragt: „Wann kommt der Knall?“
Seine Einschätzung: „Der Benzinpreis schießt bestimmt wieder auf zwei, oder sogar bis zu drei Euro hoch“, meint er. Und fügt an: „Das hat auch nichts mit Russland zu tun!“
Geboren und aufgewachsen in Essen zog es mich zunächst nach Bochum, wo ich Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft studierte, bevor ich in Dortmund strandete. Als Kind des Ruhrgebiets schreibe ich nicht nur über die Kultur, sondern auch über die Menschen in der Region.
