Vor 70 Jahren spielten sie mit Murmeln Christel Lau (82) findet Freunde aus Kindertagen wieder

Spielkameraden finden sich nach fast 70 Jahren wieder
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So ein bisschen staunen sie noch immer über sich selbst: Nach fast 70 Jahren haben sie sich wieder gefunden. Um genau zu sein: Die Christel hat den Walter und die Hertha gefunden. „Schuld“ sind ein Foto und eine hartnäckige Freundin.

Walter (80) und Hertha (82) sind Geschwister: Walter Graßhoff und Hertha Danner, geborene Graßhoff. Vor vielen Jahrzehnten gehörte die Christel, die damals noch mit Nachnamen Büren hieß, schon fast zur Familie. Die drei Kinder spielten viel zusammen. Die Bürens wohnten an der Stockumer Straße auf Höhe des Schultenhofs – ebenso wie die Oma von Walter und Hertha, die eigentlich in Syburg zuhause waren. „Oma Maria“ wohnte genau gegenüber. Also trafen sich die zwei Mädels und Walter regelmäßig zum Spielen. Irgendwann in den 1950er-Jahren verloren sie sich aus den Augen, auch weil „Oma Maria“ nach Bad Oeynhausen umzog. Der Treffpunkt war weg.

Heute leben die drei in Benninghofen, Schüren und in der Bittermark. Ganz nah beieinander, aber ohne sich wieder zu begegnen. Bis, ja bis Christel Lau in Benninghofen vor wenigen Wochen ein Bild in den Ruhr Nachrichten sah: Eines, das sie an jemanden erinnerte. Nämlich an den Walter aus Kindheitstagen. Und weil der Name gleich dabei stand, bedurfte es nur des Griffs zum Telefon. Aber wäre ihre Freundin nicht so hartnäckig gewesen, hätte es es den Anruf vielleicht nicht gegeben: „Ich habe gezögert, ob ich das machen soll“, sagt die 82-Jährige Christel Lau.

Weil ihre Freundin nicht locker ließ, rief sie schließlich doch in Schüren an: „Hallo, weißt Du, wer hier ist?“ Wusste Walter verständlicherweise auf Anhieb nicht, auch mit dem aktuellen Nachnamen konnte er nichts anfangen. Aber beim Mädchennamen fiel der Groschen sofort, erzählt Lau. „Ach, die Christel von der Stockumer Straße.“ Klar.

Bunkerdach als Spielplatz

Schnell ist alles wieder da: Die Kindheit in und um die Häuser an der Stockumer Straße 113 (da wo die Oma wohnte) und 110 auf der anderen Straßenseite. Das Spielen mit den Murmeln auf der Straße, anfangs noch mit Tonmurmeln. Später sind dann alle glücklich, als es bunte Glasmurmeln gibt. „Die gab es in manchen Sprudelflaschen“, erinnert sich Walter Graßhoff.

Der Junge kommt gut klar mit den beiden Mädels, sie malen Hinkelhäuschen auf den Asphalt und werfen mit den Murmeln. Es ist Ende der 1940er-Jahre, wenige Jahre nach dem Krieg. Und so wird auch ein Bunker zum Spielplatz. Der führt damals von den jeweiligen Grundstücken der beiden Familien Eingänge auf beiden Seiten. Für die Kinder wird das schräge Dach des Bunkers zum Abenteuerspielplatz: Anlaufen und rauf, es gilt, das Belüftungsrohr zu packen – so erinnert sich Walter Graßhoff.

Das Foto zeigt in den 1950er Jahren Christel und Walter auf der Wiese in der Bolmke, ganz in der Nähe gab es die „Tarzanschaukel"
Das Foto zeigt in den 1950er Jahren Christel und Walter auf der Wiese in der Bolmke. Ganz in der Nähe gab es die „Tarzanschaukel“. © privat

„Wir hatten nicht viel“, sagen die drei heute. Und doch war es schön, da sind sie sich einig: Es gab zum Beispiel die „Tarzanschaukel“, eine zumindest in ihrer Erinnerung riesige Schaukel über den Bach in der Bolmke, Marke Eigenbau irgendwelcher Erwachsener mit Drahtseil und Holzpinnen. „Das war schon eine Mutprobe“.

Und es gab eben „die ganz wunderbare Oma Maria“ und viele Tiere, schöne Erinnerungen an den Opa am Küchentisch mit Pfeife und dem alten Volksempfänger-Radio. Auch dramatische Erinnerungen gehören dazu: Wie die an eine Klettertour auf den Kirschbaum, die Walter Graßhoff im Alter von elf oder zwölf Jahren einen mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt bescherte. Denn beim Klettern hatte er sich einen Nagel in die Kniekehle „gehauen“. Die Narbe ist heute noch da.

Nach einem ersten Kennenlernen vor wenigen Wochen im Restaurant Jägerheim haben sich die drei nun bei Christel Lau in Benninghofen getroffen: Mit mehreren Kuchen, einem Blumenstrauß und zwei Flaschen Sekt.

Noch immer gibt es jede Menge zu erzählen. Das Trio will nun auf jeden Fall in Kontakt bleiben. „Wir haben uns nie gestritten“, sagen sie. Beste Voraussetzungen für viele weitere schöne Jahre.

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