Eigentlich sollte die Postbank am Donnerstag (20.7.) erst um 18 Uhr schließen, doch schon eine Minute zuvor lässt die Automatiktür niemanden mehr in die Filiale an der Ginsterstraße 7. Innerhalb der nächsten zehn Minuten versuchen 13 Menschen, durch die Tür der Geschäftsstelle in Dortmund-Hombruch zu gehen. Vergeblich. „Ich bin 30 Minuten hierher gefahren. Im Internet steht, dass sie 24 Stunden lang geöffnet hat“, sagt ein Mann.
Tatsächlich nennt Google, dass der SB-Bereich rund um die Uhr genutzt werden kann. Vor Ort sind die Automaten nicht mehr erreichbar. Den Grund liefert ein Zettel an der Tür: „Wegen Vandalismus schränken wir die Öffnungszeiten unseres SB-Bereichs ein.“
Wegen Sprengstoff-Anschlägen
Postbank-Kundin Ute Huckschlag und ihr Ehemann Uwe Huckschlag stehen daneben und beobachten, wie Kunde um Kunde kehrtmacht. „Die Öffnungszeiten sind unmöglich für Berufstätige. Das ist nicht kundenorientiert“, sagt sie. Die 60-Jährige arbeite selbst täglich von 7 bis 17 Uhr, nach Feierabend noch rechtzeitig zur Bank zu kommen – eine Herausforderung. Die Öffnungszeiten zu erweitern sei allerdings „derzeit leider nicht möglich“, schreibt die Bank.

Nach 12.30 Uhr gelangen Kunden samstags nicht mehr an den Geldautomaten, sonn- und feiertags hat der SB-Bereich gar nicht geöffnet. „Die Öffnungszeiten des Selbstbedienungsbereichs mussten wir einschränken, weil es in jüngster Zeit vermehrt Sprengstoff-Anschläge auf Geldautomaten (nicht nur der Postbank) gegeben hat“, schreibt das Unternehmen auf Anfrage.
Ärger mit der Kreditkarte
„Eigentlich geht man von einem Problem in das nächste“, sagt Ute Huckschlag. Zum 4. April wollte die Postbank ihre Technik auf eine neue IT-Plattform verlagern. „Ihre Kreditkarten-Nummer und die PIN zu Ihrer Kreditkarte bleiben gleich“, erklärte die Bank in einem Schreiben aus dem Februar. Als die Dortmunder im April in den Urlaub fahren und ein Auto per Kreditkarte mieten wollten „haben wir dumm geguckt“, sagt Uwe Huckschlag. Die gewohnte PIN wurde abgelehnt.
Im Mai erhalten sie einen Brief: die PIN sei „aus technischen Gründen“ nicht angenommen worden. „Tatsächlich mussten wir aus technischen Gründen bei einem geringen Teil unserer Kreditkarten-Kunden eine neue PIN vergeben“, schreibt die Postbank. „Wo dies nötig war, haben wir die Kundinnen und Kunden entsprechend informiert und ihnen neue Zugangsdaten zugeschickt.“
In der Zwischenzeit habe Ute Huckschlag viermal vergeblich versucht, die Kreditkartenhotline der Postbank zu erreichen, berichtet sie. Nach je etwa 40 Minuten in der Warteschleife, habe der Kundenservice allerdings automatisch aufgelegt. „Das ist eine Frechheit.“
Im April sei es an einigen Tagen zur Überlastung der Hotline gekommen, erklärt die Postbank. „Wir haben darauf schnell reagiert und die Zahl der Mitarbeiter in unseren Service-Kanälen erheblich aufgestockt.“
Warten auf das Geld
Auch vor der Haupt-Postfiliale am Dortmunder Hauptbahnhof bilden sich Schlangen, denn die Post hat mit Personalausfällen zu kämpfen. In Hombruch „gibt es nur einen SB-Automaten. Wenn mehrere Menschen darauf warten, vier oder fünf Überweisungen zu machen, dann steht man dort stellenweise 40 Minuten“, sagt Uwe Huckschlag. „Sie können von Glück reden, wenn die Filiale, zu der sie wollen, geöffnet hat.“ Die Filiale in Hombruch hatte im vergangenen Jahr wegen Personalausfällen immer wieder kurzfristig geschlossen.

Noch bevor die Filiale am Dienstagabend schließt, zahlt Uwe Huckschlag einen 20-Euro-Schein per Automaten auf ein Konto ein. Auf einem Auszug taucht die Buchung nicht unmittelbar auf.
„Das braucht jetzt noch einige Tage“, sagt er. Von Januar bis Juli habe sich an den Automaten der Filiale überhaupt kein Geld einzahlen lassen. Als der 61-Jährige dann zum Tresen ging, habe das System des Postbank-Mitarbeiters auch nicht funktioniert. Bei Überweisungen über die Postbank wartet Huckschlag drei bis fünf Tage lang auf eine Buchung, sagt er.
Wie lange eine Überweisung dauern darf, sei für alle Banken in Deutschland einheitlich geregelt, heißt es seitens der Postbank. „Selbstverständlich halten wir uns an die Vorgaben.“ Laut Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sind das beispielsweise zwei Geschäftstage für eine Überweisung innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums, die mit einem Überweisungsträger und in Euro in Auftrag gegeben wird.
Noch vier Jahre Sparvertrag
Trotz der Probleme bleibt Ute Huckschlag nach etwa 30 Jahren immer noch Postbank-Kundin, denn sie hat einen Sparvertrag, der jährlich wachsende Boni auf das Gesparte auszahlt. Insgesamt laufe der Vertrag über 25 Jahre, vier Jahre habe sie noch vor sich.
Im Mai schrieb Ute Huckschlag der BaFin und dem Bankenverband (BdB). Sie berichtet ihnen vom Kreditkarten-Problem und darüber, dass sich an einigen Automaten keine Kontoauszüge erstellen ließen.
Die Dortmunderin musste in andere Ortsteile fahren, um einen funktionierenden Automaten zu finden. Der BdB weist sie auf eine Klärung durch ein unabhängige Schiedsperson („Ombudsmann“) hin, schickt dem Paar Informationen zu einem Schlichtungsantrag. Uwe Huckschlag: „Ich weiß nicht, was die schlichten wollen. Die Kontoauszüge, die ich nicht bekommen habe?“
Die Postbank erklärt, dass sie in Dortmund mit Personalausfällen zu kämpfen hat. Bis auf weiteres musste sie deshalb die Filiale in der Kampstraße schließen. Laut Postbank weichen zahlreiche Kunden deshalb auf andere Filialen in Dortmund aus.
„Um die Situation zu entspannen, empfehlen wir Kundinnen und Kunden, die ausschließlich Postdienstleistungen benötigen, auf benachbarte Partnerfilialen der Deutschen Post auszuweichen.“ Der nächste Standort lässt sich im posteigenen Standortfinder suchen: https://www.deutschepost.de/de/s/standorte.html.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23. Juli 2023.
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