Astrazeneca darf nun auch an Unter-60-Jährige verimpft werden. Eine Termingarantie bedeutet das bei den Ärzten in Dortmund aber nicht.

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Bekommt jetzt jeder Dortmunder einen Astrazeneca-Impftermin beim Hausarzt?

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Nach der Freigabe des Astrazeneca-Impfstoffs erlebten Dortmunder Arztpraxen einen Ansturm auf Termine, teils wurde der ganze Betrieb lahmgelegt. Wie kommt man in Dortmund am besten an einen Termin?

Dortmund

, 08.05.2021, 10:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seitdem Jens Spahn verkündet hat, dass der Astrazeneca-Impfstoff für alle freigegeben ist, erleben viele Arztpraxen in Dortmund einen wahren Termin-Ansturm. Die Nachfrage vor allem Jüngerer, die bisher nach Impfpriorität noch nicht an der Reihe gewesen wären, war direkt am Freitag (7.5.) riesig.

Das Problem: Die Kapazitäten sind nicht so groß wie das Interesse. „Die Aufhebung der Priorisierung für einen Impfstoff bedeutet nicht, dass nun alle sofort einen Termin und eine Impfung bekommen. Dafür gibt es von diesem Impfstoff noch zu wenige Dosen“, so Andreas Daniel, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. In der aktuellen Woche (KW 18) hätten Praxen pro Arzt gerade mal 50 Dosen Astrazeneca bestellen können.

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Tipp: Hinweise auf Internetseiten der Praxen beachten

Sein Tipp: „Viele Hausärzte haben schon Infos auf ihren Internetseiten, da weiß man zumindest schon mal Bescheid, ob derjenige schon impft.“ Oft gibt es auch Hinweise, wie man sich auf eine Impf-Warteliste setzen lassen kann – zum Beispiel per Mail. Und auch einige Fachärzte hätten schon Impfstoff zur Verfügung, auch dort könne man sich informieren.

Der Impfstatus ist in den Praxen jedoch sehr unterschiedlich, davon ist auch abhängig, wie schnell und wer schon einen Termin bekommen kann, so Daniel. Hat eine Praxis schon alle Chronisch-Vorerkrankten und dadurch berechtigten geimpft, sind mehr Kapazitäten für das jetzt freigegebene Astrazeneca für alle frei.

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Denn auch nach der Freigabe gelte: Aus ethischen Gründen impfen Ärzte weiterhin zuerst die chronisch Kranken und besonders Gefährdeten, so Daniel. „Aber die Freigabe schafft mehr Beinfreiheit beim Umgang mit den Restdosen.“

Weder per Mail noch per Telefon Termingarantie

E-Mails sind ein Weg, sagt Dr. Prosper Rodewyk, Hausarzt in Hörde und Bezirksleiter der KVWL. „Aber wir bekommen 60 bis 80 Mails dazu pro Tag, die müssen ja auch bearbeitet werden.“ Per Telefon sei es teils aber auch schwierig, überhaupt durchzukommen. „Wir müssen ja auch weiterhin Leute anrufen, die noch auf unseren Prioritätenlisten stehen und mit denen Termine ausmachen.“

So geht es auch Dr. Marc Schlüter, Chef des Medizinisches Versorgungszentrum Klinikviertel: Ihm und seinen Kollegen würden im Schnitt 100 Impfdosen zur Verfügung stehen. „Da macht eine Priorisierung weiterhin Sinn. Wir haben auch bei den Über-60-Jährigen genügend Anfragen.“

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Daher – und auch weil er sich der weiterhin gültigen Stiko-Empfehlung, Astrazeneca nur für Ü60-Jährige zu nutzen, verpflichtet fühlt – vergab er am Freitag noch keine Astrazeneca-Impftermine für Unter-60-Jährige.

Astrazeneca-Liefermengen steigen weiter

Ein einheitliches Bild gibt es also noch nicht. Letztlich spielt wohl auch das Glück eine Rolle, ob man bei seinem Haus- oder Facharzt durchkommt und wie viele Impfdosen dort noch verfügbar sind.

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Die Aussichten werden aber von Woche zu Woche besser, so Dr. Rodewyk: Im Laufe des Mais „kriegen wir Astrazeneca bis zum Umfallen“. Wer damit geimpft werden wolle, bekomme auch einen Termin. Wer telefonisch nicht durchkomme, schreibe seinem Arzt „notfalls einen Brief“.

Keine Angst vor Nebenwirkungen

Was allen Ärzten helfen würde: Nicht mehr ständig Fragen zum Thema „Astrazeneca und Thrombosen“ beantworten zu müssen. „Die selten aufgetretenen Hirnvenen-Thrombosen haben mit den klassischen Thrombosen nichts zu tun“, so Rodewyk. Davor müsse man wirklich keine Angst haben. Astrazeneca sei ein sicherer, guter Impfstoff.

Das betont auch Dr. Schlüter: Gefäßerkrankungen bedeuten kein extra Risiko. Es sind keine Thrombosen im klassischen Sinne, sondern es ist eine Autoimmunreaktion, die nur bei Jüngeren ein höheres Risiko birgt.

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