
© Carsten Sander
Bei der Europawahl stimmte am Wattenscheidskamp jeder Vierte für die AfD
Europawahl in Westerfilde/Bodelschwingh
Den Prognosen zum Trotz, kam es bei der Europawahl nicht zum großen Rechtsruck. Regional aber schon. So in einem Stimmbezirk in Westerfilde/Bodelschwingh, in dem die AfD die SPD abhängte.
Im Wahlbezirk Westerfilde/Bodelschwingh (Tageseinrichtung für Kinder am Wattenscheidskamp) erzielte bei der Europawahl am Sonntag die AfD mit 27,74 Prozent dortmundweit ihr bestes Ergebnis. In diesem Stimmbezirk löste sie damit die SPD als stärkste Partei ab. Auch die CDU verlor im Vergleich zur Bundestagswahl. Wie auch bundesweit legten die Grünen deutlich zu. Die Beweggründe für Stammwähler, Wechselwähler, Erstwähler und Nichtwähler in Westerfilde/Bodelschwingh sind so unterschiedlich wie die Menschen.
Nur eine geringe Wahlbeteiligung
Eine ältere Westerfilderin gab an, dass sie seit es die AfD gäbe diese Partei auch wähle. Diese vertrete in ihren Augen am besten deutsche Interessen. Auch möge sie Ausländer nicht besonders und hoffe, dass sich die Partei gegen Überfremdung einsetzt. Mehr als ein Viertel derjenigen, die ihre Stimme am Samstag abgaben, denken vermutlich ähnlich.
Das Ergebnis der Europawahl zeigt, dass es aber in Deutschland und Europa nicht zu dem vorhergesagten Rechtsruck gekommen ist. Regional unterscheiden sich allerdings die Ergebnisse, und auch in Westerfilde/Bodelschwingh gibt es eine neue Zusammensetzung der Verhältnisse. Ob dieses auch die gesellschaftliche Realität abbildet, ist fraglich, da die Wahlbeteiligung hier mit 34,30 Prozent sehr niedrig war.
Links oder rechts ist nicht mehr die Konfliktlinie, sondern Klimaschutz
Entscheidende Frage für die Wahlentscheidung war in vielen Augen das in den vergangenen Wochen medial omnipäsente Thema Klimaschutz. Es entstünde vielleicht ein neuer Generationenkonflikt, fassen Clara Schulze und Nico Schweizer - zwei von etlichen Neuwählern, die den Grünen ihre Stimme gaben - zusammen. Die beiden gehören zu der neuen Generation von Mediennutzern, die sich zuerst in den Sozialen Medien informieren. Das Video des Infuencers Rezo, das jüngst für Furore sorgte, haben auch sie nicht zu Ende geschaut. Dass die Jugend politischer werde, bewerten sie positiv.
Es schien aber nicht so, dass die ältere Generation, die Jüngeren grundsätzlich nicht mehr versteht. So hat Waltraut Müller, die ihr Kreuz bisher immer bei der SPD machte, sich von der Familie überzeugen lassen. Das erste mal wählte sie die Grünen. Ein weiterer Befragter sagte: „Der SPD fehlen die Ideen und die Köpfe.“ Und er äußerte sich abwertend über die SPD-Bundesvorsitzende Andrea Nahles. Noch hat die SPD natürlich auch Stammwähler, auch die trifft man in Westerfilde. „Wir haben schon immer SPD gewählt“, sagen sie.
Jahrgang 1979. Kind der Metropole Ruhr. Seit 2017 für Sie im Dortmunder Westen vor Ort. Nah an den Menschen und immer neugierig.
